Bottrop. . Mitglieder wollen in Bottrop-Stadtmitte in eigenen Wohnungen unter einem Dach leben, sich gegenseitig unterstützen und nicht mehr einsam sein.
Es sind schon Jahre ins Land gegangen, seitdem sich die WoGe, „Wohngemeinschaft Leben aktiv gestalten im Alter“ gegründet hat. Ihrem Ziel, unter einem Dach zu leben, sind die 13 Mitglieder des Vereins allerdings kaum näher gekommen. WoGe-Initiatorin Petra Dorn scharrt ungeduldig mit den Füßen: „Wir werden ja nicht jünger.“
Von Initiativen in umliegenden Städten weiß sie, dass zehn, elf Jahre ins Land gehen können von der ersten Idee für ein alternatives Wohnen bis zum tatsächlichen Einzug – in Bottrop sind mittlerweile sechs vergangen.
Wert des Projektes wird nicht erkannt
Immerhin habe die WoGe schon einen Investor aufgetan und das „passende“ Grundstück hat der Verein schon lange im Visier: Eine Fläche an der Straße Am Lamperfeld, wo früher Zechenhäuser standen, später der Gesundheitspark nicht zustande kam und sich jetzt auch die Ansiedlungspläne eines Gelsenkirchener Unternehmens für Medizintechnik zerschlagen haben (siehe auch Bericht: „Firma MR:comp bekommt am Lamperfeld kein Grundstück“).
Gespräche mit der Stadt habe es gegeben, erklärt Petra Dorn, aber: „Das zieht sich hin wie Kaugummi.“ Zum Zuge kommen könne ihr Verein hier wohl nur, wenn eine Nutzung durch die Wirtschaft ausfalle, fürchtet sie. „Wir haben immer das Gefühl, dass niemand den Wert des Projektes erkennt“, klagt sie.
Zuhause leben ohne zu vereinsamen
Und der liegt für sie, ihre Mitstreiterinnen und den einen Mitstreiter der Gruppe klar in dem Ziel, dass ältere Menschen so lange es geht, in ihrem Zuhause bleiben können, ohne dabei zu vereinsamen. Das sei auch für die Gesellschaft von Vorteil. Denn: „Vor allem Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen landen schnell im Heim“ – und der Staat müsse zahlen.
Das könne durch alternative Wohnformen verhindert werden, wie sie der WoGe vorschweben: 15 bis 25 Mietwohnungen für kleine und mittlere Einkommen (hohe Renten haben die Vereinsmitglieder alle nicht), zwischen 48 und 80 Quadratmetern groß, seniorengerecht und barrierefrei, mit Gemeinschaftsraum – und vielleicht sogar einem Gästeappartement – fußläufig zu Geschäften, Kultur- und Freizeiteinrichtungen, nahe am Park. „Das ist hier der richtige Ort“, bekräftigen die WoGe-Mitglieder auf dem Grundstück Am Lamperfeld, das jetzt noch Parkplatz ist. Sie sehen sich hier als Mieter und als Nachbarn, die aufeinander acht geben, sich kümmern und gegenseitig helfen. So weit ihr Plan.
Prestigeobjekt für Innovation City
„Innovation City liegt da weit zurück“, kritisieren Rolf Schajor, der einzige Mann in der Gruppe, und Schriftführerin Marion Frerich. In vielen umliegenden Städten gebe es bereits solche Wohnprojekte. Inge Antonczyk ergänzt: „Das müsste doch eigentlich ein Prestigeobjekt sein.“ Alle wünschen sich mehr Unterstützung durch die Stadt. Rolf Schajor: „Wir sind doch die Generation, die das Land aufgebaut hat.“
Die meisten Vereinsmitglieder sind in Bottrop geboren oder leben schon seit Jahrzehnten hier. Sie sagen: „Es ist schön hier und wir wollen nicht weg.“ Auch nicht irgendwohin an den Stadtrand. Allerdings sei schwer auszuhalten, dass sie ihren Plänen immer noch nicht näher gekommen sind: „Man wird älter und mutloser.“ Es gebe viele Interessenten, die aber nicht bei der Stange blieben, wenn sie den Stand der Dinge erführen.
Anita Jahn ist mit 79 Jahren die Älteste in der Runde, aber auch ihre Tochter ist schon dabei. Über 50 sind alle Mitglieder, einige stehen noch im Beruf. „In diesem Modell liegt die Zukunft“, ist Conny Dümiche überzeugt. Aber man braucht eben einen langen Atem. Immerhin sind aus vielen von ihnen bereits Freunde geworden, die viel zusammen machen und auf einander acht geben. Einsam war gestern. . .
>>> GÄSTE BEI DEN TREFFEN WILLKOMMEN
Informationen über die „Wohngemeinschaft Leben aktiv gestalten im Alter“ (WoGe) finden sich im Internet auf www.woge-in-bottrop.de. Die Gruppe trifft sich regelmäßig an jedem 3. Freitag im Montag um 19 Uhr im Haus der Vielfalt, Gerichtsstr. 3.
Interessierte Gäste können jederzeit an den Treffen teilnehmen, sollten sich zuvor aber bei der Vorsitzenden Petra Dorn unter 02041 16 29 78 anmelden. Das nächste Treffen findet am 18. August statt.