Bottrop. . Erinnerungen vor der langen TV-Rocknacht zum Jubiläum: Im gelben Ford Taunus fuhren die Rockmusikfreunde vor 40 Jahren ganz spontan zur Gruga.

Auf den Welthit „Mr. Tambourine Man“ mussten die beiden Rockmusikfreunde lange warten. Als Zugabe spielten Roger McGuinn und seine Band Thunderbyrd beim allerersten Rockpalast-Festival in der Gruga-Halle schließlich früh am Morgen direkt nach Pete Seegers „Turn, Turn, Turn“ auch den Bob-Dylan-Klassiker. Vor allem den US-Folk-Star McGuinn wollte Ulrich Schulz damals einmal live erleben - und hätte den Auftritt des Ex-Frontmannes der Byrds am Ende beinahe sogar noch verpasst.

Schulz hatte seinen Kumpel Detlef Holdermann überredet, mit ihm das allererste Festival der legendären Rockpalast-Reihe zu besuchen. 40 Jahre ist das jetzt her. Doch die beiden Bottroper erinnern sich als wäre es gestern gewesen. „Wir sind ganz spontan hingefahren“, erzählt Holdermann. „Wir haben zusammengesessen und überlegt, was wir unternehmen. Da hatten wir dann die Idee mit dem Rockpalast“, sagt Schulz, damals Mitte zwanzig. Die Eintrittskarten besorgten sich die zwei an der Abendkasse.

Bei Partys einfach den Fernsehton abgestellt

„Beim ersten Konzert ging das noch, da wussten ja noch nicht so viele, wie das da abgeht“, erinnert sich Holdermann. Später waren die Rockpalast-Festivals im Nu ausverkauft: Wer alles auftrat, spielte da gar keine große Rolle. Für die beiden Rockfans sollte das Konzert zur Premiere am 23. Juli aber die einzige Live-Rockpalast-Nacht bleiben. „Danach haben wir die Feten dann zuhause gemacht“, erzählt Schulz.

So ähnlich wird das der Mitarbeiter des Jugendamtes vielleicht auch jetzt wieder halten. Denn in der Nacht von Freitag auf Samstag feiert das WDR Fernsehen den 40-jährigen Rockpalast-Geburtstag ja mit einer langen Rock-Nacht. „Wir haben Besuch. Gut möglich, dass wir uns davon etwas anschauen“, meint Schulz. Sein Kumpel müsste auf die WDR-Wiederholung nicht einmal warten. Denn er hat den Mitschnitt des Konzertes, das der WDR auch schon zum 30. Rockpalast-Jubiläum gesendet hatte, auf eine DVD gebrannt. Pünktlich zum 40. Jubiläum schob der Bottroper den Silberling wieder in den Player.

Es hat geregnet und die Scheibenwischer waren kaputt

© Franz Naskrent

„Das war ja damals etwas absolut Neues“, erklärt Ulrich Schulz die Faszination für die Rockpalast-Reihe. „Rockkonzerte im Fernsehen und das live, das war einmalig“, sagt der Bottroper. Europaweit waren die Festivals zu sehen und parallel auch im Radio zu hören. Deshalb stellten die meisten Fans bei ihren Partys während der TV-Übertragung einfach den Ton des Fernsehgerätes ab und hörten die Konzerte im Radio, weil das den viel besseren Klang garantierte.

Die Premiere in der Gruga geriet für Schulz zur Geduldsprobe. „Erst spielte ja Rory Gallagher. Das war okay. Doch Little Feat, die Band dazwischen, war nichts für mich, und dann waren die Umbaupausen unglaublich lang. Da wollte ich schon nach Hause fahren“, erinnert sich der Bottroper. Doch sein Kumpel hielt ihn davon ab.

Erst am frühen Morgen ging es wieder nach Hause

Erst nach den Zugaben mit den Welthits „Turn, Turn, Turn“ und Mr. Tambourine Man“ fuhren die Rockfans schließlich am frühen Morgen in einem gelben Ford Taunus wieder nach Hause. „Es hat ziemlich geregnet und die Scheibenwischer waren kaputt“, erinnert sich Schulz. Also hielt er alle Nase lang an, um wieder für bessere Sicht zu sorgen und die dicksten Regentropfen von der Frontscheibe zu wischen.

>>> Die erste Rockpalast-Nacht feiert das WDR-Fernsehen - mit einer langen Rockpalast-Nacht. Dabei ist dann selbstverständlich auch eine Wiederholung des ersten Rockpalast-Konzertes 1977 in der Gruga zu sehen. In der Nacht von Freitag, 28. Juli, auf Samstag, 29. Juli, präsentiert der Kölner Fernsehsender am Samstag ab 0.30 Uhr außerdem ein „Best-of“ aus 40 Jahren Rockpalast. Unter dem Titel „40 Jahre Rockpalast-Nacht - I’ve lost my mind in Essen“ ist von 23.30 Uhr bis 0.30 Uhr auch eine Rockpalast-Dokumentation zu sehen.