Bottrop-Kirchhellen. Mit ihrem Freizeitverhalten schaden die Menschen dem Biotop in Kirchhellen. Deshalb wollen Stadt, Polizei, RVR und Forstbetrieb nun handeln.

Stadt, Polizei, Regionalverband Ruhr und der landeseigene Forstbetrieb Wald und Holz haben für diesen Ferien gemeinsame Kontrollen rund um den Heidesee angekündigt. Naturschutzverbände, Fischereiaufseher und Betreiber haben immer wieder beklagt, dass das 36 Hektar große Gegend rund um den See immer stärker unerlaubt als Freizeitpark und Badesee genutzt wird.

Erst einmal gelbe Karten verteilen

Bei einem ersten gemeinsamen Einsatz am Samstag, 29. Juli, wollen die Akteure erst einmal gelbe Karten verteilen, sagt Stefan Beckmann, Leiter des Fachbereiches Umwelt und Grün. Er zählt auf, welche festgestellten Nutzungen dem „europaweit einzigartigen Biotop“ schaden: Hundehalter lassen ihre Tiere frei laufen und gefährden so die Jungtiere. Überall am See wird gegrillt, das stellt ein Brandrisiko dar.

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Das Baden im See ist verboten, aber viele Besucher halten sich nicht daran. RVR-Förster Volker Adamiak berichtet sogar von regelrechten Landnahmen etwa auf den Inseln, auf denen seltene Vögel brüten, durch größere Besuchergruppen: „Die Menschen schwimmen die Inseln an und nehmen sie gleichsam in Besitz. Das geht so weit, dass sie sie gegen andere Besucher verteidigen.“

Eine verbrannte Stelle zeigt, dass an dieser Uferstelle  unerlaubt Feuer gemacht wurde. Foto: Mengedoht
Eine verbrannte Stelle zeigt, dass an dieser Uferstelle unerlaubt Feuer gemacht wurde. Foto: Mengedoht © Oliver Mengedoht

Diese unbekümmerte Inbesitznahme der geschützten Natur geschieht offensichtlich ganz ohne Unrechtsbewusstsein, hat Adamiak beobachtet. Er berichtet von „massivem Auftreten von renitenten Mitbürgern“. Hinweise auf die Regeln und Schutzgebote im Naturschutzgebiet würden oft zunehmend beantwortet mit einer „Aggressivität, mit der unser Personal nicht umgehen kann, weil die Kollegen dafür nicht ausgebildet sind“. Die Besucher betrachteten den Heidesee offenkundig als persönliche Komfortzone, bestätigt Wald und Holz-Revierförster Michael Börth.

Tourismus hinterlässt Spuren

Inzwischen hinterlässt der Heidesee-Tourismus sichtbare Schäden, sagt Adamiak und zeigt auf die Uferböschung, die als Ein- und Ausstieg für Badende genutzt wird. Die haben Gras und Büsche völlig zerstampft, so dass die erodierende Erde nach und nach in den See rutscht und so das auf Nährstoppknappheit basierende biologisch Gleichgewicht gefährdet. An anderen Stellen würden sich Besucher Wege und Lagerstellen im Schilf am Seeufer bahnen.

Hinterlassenschaften eines heißen Wochenendes am Heidesee: Besucher machen sich nicht die Mühe, ihren Müll zu entsorgen. Foto: Mengedoht
Hinterlassenschaften eines heißen Wochenendes am Heidesee: Besucher machen sich nicht die Mühe, ihren Müll zu entsorgen. Foto: Mengedoht © Oliver Mengedoht

Fischereiaufseher Reinhold Glowka und andere Mitglieder des Angelvereins „Petri Heil“ fordern schon seit Jahren konsequente Kontrollen des Naturschutzgebietes. Glowka präsentierte im Naturschutzbeirat Fotos, in denen der Rauch ungezählter Grills wie Nebel über den See zieht, oder auf denen sogar Pferde beim Baden zu sehen sind.

An manchen Sommerwochenenden, so Glowka, bilde die Sonnencreme der Badenden einen Ölfilm auf dem See. All diesen Auswüchsen sollen die gemeinsamen Kontrollaktionen entgegen wirken. Deshalb will Beckmann nach der ersten Aufklärungsaktion auch mit harten Bandagen durchgreifen und hat deshalb auch die Polizei mit ins Boot genommen.

>> SCHUTZGEBIET RUND UM DEN SEE

  • Im Heidesee existieren aufgrund einer an nährstoffärmere Verhältnisse gebundenen Unterwasserpflanzenvegetation fünf Armleuchteralgenarten.
  • Das rund 54 Hektar große FFH-Gebiet Heidesee in der Kirchheller Heide ist Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Außerdem liegt der Heidesee im Naturschutzgebiet Kirchheller Heide.