Bottrop-Kirchhellen. In den Naturschutzgebieten soll die Leinenpflicht für Hunde stärker kontrolliert werden. Damit die Vierbeiner keinen Schaden anrichten können.
Den neuen Landschaftsplan der Stadt Bottrop wird der Regionalverband Ruhr (RVR) zum Anlass nehmen, in den Naturschutzgebieten am Rotbach, am Heide- und am Heidhofsee die Leinenpflicht für Hunde stärker zu kontrollieren. Das kündigt Juliane Saebel an, Teamleiterin Forstbereich West bei der RVR-Tochter Ruhr Grün. Hintergrund sind immer häufiger gehörte Klagen über Schäden, die frei laufende Hunde in den Naturschutzgebieten anrichten.
Eindeutige Rechtslage
„Eine Vielzahl von Anglerkollegen hat inzwischen schlechte Erfahrungen gemacht mit freilaufenden Hunden und uneinsichtigen Haltern“, sagt Reinhard Glowka, Vorsitzender des Angelvereins „Petri Heil“ mit seinen rund 260 Mitgliedern. „Und wir sprechen nicht nur für uns, sondern auch für Jogger, Spaziergänger, Radler und die Halter von ordnungsgemäß angeleinten Hunden.“
Dabei ist die Rechtslage eindeutig und wird auch auf Hinweisschildern verkündet. In Landschaftsschutzgebieten, die der Naherholung dienen, dürfen Halter Hunde unter bestimmten Bedingungen frei laufen lassen. Im Naturschutzgebiet dagegen gilt die Anleinpflicht, zudem dürfen Hunde und Halter die Wege nicht verlassen.
"Der tut nichts, der will nur spielen"
Die Wirklichkeit sieht anders aus, sagt Angler Christian Hillbrandt. „Am Heidhofsee ist ein Kollege angefallen und in die Seite gebissen worden - ohne Vorwarnung.“ Glowka berichtet sogar von Haltern, die ihre Hunde auf die Angler gehetzt hätten mit der Aufforderung: „Jetzt zeig diesen Tierquälern mal, wo es lang geht!“ Beim letzten Abangeln am Heidhofsee haben Hunde die Zelte durchwühlt und jugendlichen Anglern einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Beim Joggen in der Kirchheller Heide, berichtet ein Vereinskollege, sei er von einem großen Hund angekläfft worden. Als er den Halter auf die Leinenpflicht hingewiesen habe, sei die Antwort gekommen: „Der tut nichts, der will nur spielen.“ Ein weiteres Vereinsmitglied berichtet von „patzigen und aggressiven Reaktionen“ der Hundehalter - „und das wird immer schlimmer“.
Hunde und Haken
Hunde dort frei laufen zu lassen, wo Angler sitzen, kann auch den Tieren gefährlich werden: Mehrere Vereinsmitglieder berichten, wie Hunde ihre Eimer und Körbe durchwühlt und Köder gefressen hätten. „Wir haben auch Angelhaken dabei. Da gehen die Halter ein echtes Risiko ein“, sagt Vereinsmitglied Olaf Wüstner. Ihm ist daran gelegen, auch auf weitere Verbote im Naturschutzgebiet hinzuweisen: keine Lagerfeuer, kein Baden.
Nicht nur die Angler, auch die Experten vom Landesbetrieb Wald und Holz in Oberhausen haben schon warnend hingewiesen auf weitere Schäden durch frei laufende Hunde: Wenn ihre Halter sie ins Wasser des Rotbachs oder des Heidesees schicken, brechen immer wieder Uferböschungen ab. Deshalb gibt es am Rotbach bereits Pläne, Teile des Ufers im Landschaftsschutzgebiet zu sperren (die WAZ berichtete).
Noch eine andere Sorge treibt Glowka um, wenn er Hunde im Wasser sieht: der Schutz der Wasservögel. „Wenn ein Hund eine der Inseln anschwimmt und brütende Vogeleltern verscheucht, ist das Gelege nach einer halben Stunde tot - wenn der Hund die Jungvögel nicht gleich auffrisst.“ Er hat den Eindruck, dass der Vogelbestand in den letzten Jahren deutlich abgenommen habe, und macht den wachsenden Freizeitdruck dafür verantwortlich. „Das lässt sich nicht belegen“, sagt Forst-Chefin Juliane Saebel. „Dazu müsste man ein Monitoring durchführen.“!