Bottrop. . Mehrheit im Verkehrsausschuss will Radschnellweg auf Zechenbahn. Entscheidung steht noch aus, doch fraglich ist, ob der RVR sich darauf einließe.

  • Führung des Radschnellwegs entlang der Hauptstraßen sei politisch nicht durchsetzbar, so die Befürchtung
  • Vor allem der Wegfall von Parkplätzen würde viele Bürger verärgern, so die Sorge der Verkehrspolitiker
  • Einzig die Grünen sehen darin eine echte Förderung des Radverkehrs, die Bottrop dringend nötig habe

Den Radschnellweg wollen alle Vertreter im Bau- und Verkehrsausschuss haben. Die Trassenführung über die Gladbecker und die Friedrich-Ebert-Straße lehnen jedoch bis auf die Grünen alle Parteien ab. So lässt sich die Diskussion im Ausschuss zusammenfassen. Allerdings ist am Donnerstag noch keine Entscheidung gefallen.

Zunächst stellte die Verwaltung die Studie vor, die der RVR in Auftrag gegeben hat. Demnach ist ein Radschnellweg von Bottrop über Gladbeck nach Essen machbar. Die Verfasser der Studie sprechen sich für einen Korridor aus, der die Bottroper Innenstadt einschließt. Und dabei favorisieren sie den Weg über Hauptstraßen.

Studie hat drei Korridore geprüft

Der von der Studie favorisierte Verlauf des Radschnellwegs in Bottrop.
Der von der Studie favorisierte Verlauf des Radschnellwegs in Bottrop. © Gerd Bertelmann

Die Ratsvertreter brachten dagegen mehrfach die Trasse über die Zechenbahn ins Spiel. Dieser Korridor zur Streckenführung kommt in der Studie jedoch am schlechtesten weg, weil so die wenigsten Menschen erreicht werden.

Ziel der Radschnellwege sei es, möglichst viele Menschen zu erreichen und zum Umstieg aufs Fahrrad zu bewegen. Deshalb sollen Siedlungsschwerpunkte, aber auch Universitäten oder Arbeitsstellen angebunden werden, so der Technische Beigeordnete Klaus Müller.

Gladbecker Straße als Knackpunkt

Der Weg über die Gladbecker Straße und Wegfall der Parkplätze behagt den Politikern nicht. Auch Fragen zur grünen Welle für Radfahrer kamen auf. Doch wie realistisch seien alternative Routen, oder wird der RVR auf der Trasse aus der Studie bestehen? Christian Geise (CDU): „Wir möchten ja nur ungern die Deppen aus Bottrop sein, die den Radschnellweg verhindert haben.“

Eine wirkliche Antwort konnte Müller nicht geben, deutete aber an, dass der RVR sich ziemlich festgelegt habe. In Gesprächen mit dem Verantwortlichen beim Regionalverband habe der ihm empfohlen, die Kommunalpolitik zu überzeugen. Denkbar also, dass der RVR dann anderweitig Radschnellwege plant und sich in Bottrop zunächst nichts tut.

Gutachter ht Vorzugsvaiante festgelegt

Denn wirklich überzeugen konnten Müller und Natascha Dietz vom Planungsamt die Politiker noch nicht. Sie machten deutlich, dass die Studie nicht auf die Verwaltung zurückgeht und allein der Gutachter die Vorzugsvariante festgelegt habe.

Der habe jedoch zunächst eine Führung des Radschnellewegs über die Nebenstraßen und durch die Wohnsiedlungen auf dem Eigen geplant. Dort hätten dann sämtliche Parkplätze wegfallen müssen und auch die Vorfahrtsregeln in den Tempo-30-Zonen müssten verändert werden, um den Anforderungen eines Radschnellwegs zu genügen. Dagegen hat die Stadt ein Veto eingelegt, wären doch so in Wohngebieten noch mehr Stellplätze weggefallen als entlang der Gladbecker Straße. Außerdem wäre das Konzept zur Verkehrsberuhigung dann obsolet.

Bisherige Radwege sind nicht mehr vorschriftsmäßig

Also hat sich der Gutachter die Machbarkeit auf den Hauptstraßen angeschaut und kam zum Schluss, dass sich der Radschnellweg dort realisieren lässt. Natasche Dietz bat die Politiker, darüber zumindest nachzudenken, denn: Die Radverkehrsanlagen – sprich Radwege – entlang der Straßen entsprechen nicht mehr den Vorschriften. „Wir müssten da sowieso dran.“

Wird die Trasse zum Radschnellweg, übernimmt 85 Prozent der Kosten das Land. „Eine solche Förderung gibt es bei keinem Straßenbauprogramm.“ Zudem würden Brücken und Unterführungen über Emscher, Kanal und Autobahn im Bottroper Süden bezahlt.

ÖDP fürchtet Bürgerbegehren gegen Trassenführung

ÖDP-Ratsherr Johannes Bombeck jedoch befürchtet, dass ein Radschnellweg hier politisch nicht durchsetzbar sei, selbst wenn die Studie zu dem Schluss komme, dass er machbar sein. Er rechnet gar mit einem Bürgerbegehren dagegen, sollte sich der Rat dafür aussprechen.

Laut Michael Gerber (DKP) gebe es auf dem Eigen bereits Protest. Allein Roger Köllner (Grüne) forderte die Ausschussmitglieder auf, mit den Bürgern zu diskutieren und für die Trasse zu streiten. Denn das sei eine echte Förderung des Radverkehrs in Bottrop. „Ansonsten ist die Radverkehrsplanung in Bottrop Stückwerk.“

Endgültige Entscheidung steht im Herbst an

Eine Entscheidung musste das Gremium noch nicht treffen, noch ist Zeit, sich in Fraktionen, Parteien und Gesprächen mit Bürgern eine Meinung zu bilden. Im Herbst wird entschieden, wie sich Bottrop zu seinem Teilstück stellt.