. Geschäftsleitung der Kokerei hatte versichert, dass die Grenzwerte wieder eingehalten werden. Umweltbehörden stellen nun das Gegenteil fest.
- Zielwert für krebserregende Substanz blieb in Welheim weiterhin deutlich überschritten
- Auswertungen der Umweltbehörden weisen klar auf Kokerei Prosper als Verursacherin hin
- Hohe Schadstoffkonzentrationen waren gleichmäßig über das ganze Jahr verteilt
Die Schadstoffbelastung durch die Kokerei Prosper ist weiterhin zu hoch. So wurde der Zielwert für den als krebserregend erkannten Schadstoff Benzo(a)Pyren (BaP) im Umfeld der Kokerei in Welheim auch im vorigen Jahr deutlich überschritten. Das geht aus einem Bericht des Landesumweltministeriums hervor, den Minister Johannes Remmel an den Landtag weiterleiten ließ. Danach war die Schadstoffbelastung in Welheim fast doppelt so hoch wie erlaubt.
„Im Jahr 2016 lag die BaP-Konzentration an der Messstelle im Umfeld der Kokerei im Stadtteil Welheim bei 2ng/m³. Damit wurde der Zielwert von 1 ng/m³ überschritten“, heißt es in dem Schreiben des Umweltministeriums an die Landtagsabgeordneten. Weshalb die erhöhte Schadstoffbelastung im Umfeld der Kokerei anhält, bleibt in dem Bericht offen. Die zuständige Überwachungsbehörde sei aber darüber informiert und werde weitergehende Maßnahmen zur Reduzierung der Schadstoffbelastung ergreifen, kündigt das Ministerium an.
Schon vor einem Jahr gab es kritische Fragen
Als Verursacherin der erhöhten Freigabe von Benzo(a)Pyren macht das Ministerium die Kokerei Prosper aus. So heißt es in dem Schreiben an den Landtag: „Auswertungen der Feinstaubbelastungen weisen eindeutig auf die südwestlich gelegene Kokerei in Bottrop als Verursacher hin“. Deren Vertreter mussten sich bereits vor gut einem Jahr kritischen Fragen stellen. So verlangte die SPD Aufklärung über das erhöhte Schadstoffaufkommen, das auch schon Ende 2015 in Welheim festgestellt worden war. Der Umweltbeauftragte der Kokerei erklärte daraufhin die erhöhte Belastung mit Umbaumaßnahmen und Reparaturen in der Kokerei. Die Geschäftsleitung der Kokerei wiederum versicherte, dass die Zielwerte für den Schadstoff seit April 2016 wieder unterschritten würden.
Das war aber nach Erkenntnissen der Umweltbehörden offenkundig nicht durchgängig der Fall. Zwar seien die Werte für Benzo(a)Pyren im Jahr 2016 im Vergleich zu 2015 zurückgegangen, hielt das Landesamt für Umwelt fest, doch die Umweltbehörde macht unmissverständlich klar: „Mit 1,7 ng/m³ ist der Zielwert allerdings eindeutig überschritten“.
Reparaturen als Grund für einzelne Belastungen
Machten die Experten des Landesamtes die erhöhten Schadstoffbelastungen vor zwei Jahren noch zu verschiedenen Zeitpunkten und verstärkt im November wie Dezember aus, betonen sie nun: „Die hohen Konzentrationen sind gleichmäßig über das ganze Jahr verteilt und nicht auf gehäufte oder einzelne Höherbelastungen zurückzuführen“. Dabei sollten die als Ursache für den erhöhten Benzo(a)Pyren-Ausstoß vermuteten Reparaturen in der Kokerei laut Umweltbehörde im Frühjahr 2016 abgeschlossen sein.
Die Behörde weist außerdem darauf hin, dass die Schadstoffwerte in Welheim bereits über mehrere Jahre als grenzwertig anzusehen sind. Schon im Jahr 2014 lag der Jahresmittelwert für Benzo(a)Pyren „nur knapp unter dem Zielwert“, heißt es in deren Bericht.