Bottrop. . Bottrop hat wenig Wirtschaftskraft. Dabei steht das Bergbauende erst bevor. Etliche Parteien forderten schon schnellere Belebung der Kohlegebiete

  • Die letzte Bergbaustadt hat schon jetzt die geringste Wirtschaftskraft im Bundesland
  • Bottrops Einwohner verfügen über weniger Einkommen als Bürger anderer NRW-Städte
  • Auch bei der Gründung neuer Firmen liegt die Kommune unter dem Landesdurchschnitt

Bottrop hat die geringste Wirtschaftskraft im Land. Darauf verweist Günther Blocks, der Landtagskandidat der Linkspartei. Der Linke leitet dies aus Zahlen des Statistischen Landesamtes ab. Danach beläuft sich das Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigem in Bottrop auf 48 884 Euro. Das ist nrw-weit der niedrigste Wert.

Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit in Bottrop ist somit unterdurchschnittlich. Der BIP-Schnitt, sagt Blocks, liege bei 69 402 Euro pro Erwerbstätigem. Während Bottrop bei dem Vergleich der Statistiker abgeschlagen auf dem letzten Rang liege, komme Spitzenreiter Bonn auf eine Wertschöpfung von 99 492 Euro pro Erwerbstätigem.

Neue Jobs müssen rechtzeitig her

Blocks befürchtet, dass es wegen der Ende 2018 bevorstehenden Schließung des Bergwerks Prosper-Haniel mit Bottrop noch weiter bergab gehe. Verantwortlich dafür macht er die beiden größten Parteien im Rat. „SPD und CDU haben seit fast 20 Jahren unausgesprochen miteinander koaliert“, sagte der Linke. Deren verfehlte Wirtschaftsförderungspolitik sei die Hauptursache für Bottrops Niedergang, meint er. „Allzu lange wurde fast ausschließlich auf den Bergbau gesetzt. Neue Gewerbegebiete wurden kaum entwickelt“, kritisiert der Kandidat der Linken.

Allerdings hat auch die CDU längst weitere Gewerbegebiete gefordert. Die Union hält es für falsch, neue Firmen nur auf alten Bergbauflächen anzusiedeln. Denn es dauere viel zu lange, bis diese Areale dafür frei werden. Neue Jobs müssten aber jetzt her, um die wegfallenden Arbeitsplätze im Bergbau zu ersetzen, mahnten CDU-Vertreter immer wieder. „Wenn es jetzt nicht gelingt, rechtzeitig bis 2018 ausreichend Ersatz-Arbeitsplätze im produzierenden Sektor für die wegfallenden Bergbauarbeitsplätze zu schaffen, droht Bottrop zum Armenhaus des Ruhrgebiets zu werden“, warnt nun Linken-Kandidat Blocks.

Großes Areal im Bottroper Süden und Essener Norden

Wie er hat aber schon eine Reihe von Ratsparteien mehr Tempo bei der Wiederbelebung der Kohlegebiete verlangt. Dabei meldete auch die SPD Kritik an der landeseigenen Entwicklungsgesellschaft „Nrw.urban“ an. Die Gesellschaft soll eine Machbarkeitsstudie für die Neuansiedlung von Industrie und Gewerbe auf dem rund 1700 Hektar großen Areal im Bottroper Süden und im Essener Norden ausarbeiten.

Auf diesem Terrain liegen zum Beispiel die alten Bergbauflächen Emil Emscher/Hafen Coelln, die Zeche Prosper II sowie das Gelände der früheren Kohleölanlage. „Ich sehe da überhaupt keine Fortschritte“, stellte etwa Bürgermeister Klaus Strehl (SPD) Ende vorigen Jahres fest. Auch ÖDP und DKP übten Kritik.

Niedrige Kaufkraft und wenige Firmengründungen

Linken-Kandidat Blocks untermauert das jetzt mit weiteren kritischen Zahlen und macht die wirtschaftliche Schwäche der Stadt auch an der geringen Kaufkraft und den wenigen Neugründungen von Firmen fest. So sei das verfügbare Einkommen je Einwohner in Bottrop mit 19 185 Euro ziemlich niedrig. Der Durchschnittsbürger in NRW könne über 21 207 Euro verfügen. Bei den Neuanmeldungen von Gewerbebetrieben liege die Stadt ebenfalls hinten. Werden in Bottrop 57,5 neue Firmen je 10 000 Einwohner angemeldet, seien es im Landesschnitt 74,1.