Bottrop. . Ratsleuten dauert Wiederbelebung des Bergbauterrains im Bottroper Süden und Essener Norden zu lange. Vorerst nur kleine Ansiedlungen möglich.

  • Bottrop und Essen wollen 17 Hektar großes Bergbau-Terrain fit für neue Firmen machen
  • Bürgermeister Strehl vermisst Fortschritte und kritisiert schleppende Verfahrensweise
  • Auf Gelände der Zeche Prosper II können sich nächstes Jahr erste Betriebe niederlassen

Die Städte Bottrop und Essen wollen zusammen mit der RAG die ehemaligen und jetzt noch genutzten Bergbauflächen entlang der gemeinsamen Stadtgrenze so aufbereiten, dass sich dort wieder Industriefirmen ansiedeln können, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Das NRW-Wirtschaftsministerium lobt das ehrgeizige Vorhaben als Paradebeispiel für vorausschauende Wirtschaftspolitik. Doch in Bottrop herrscht Kritik vor: Den Ratsparteien dauert das alles zu lange.

Den beiden Städten und der RAG geht es um neue Pläne für ein rund 1700 Hektar großes Areal im Bottroper Süden und im Essener Norden. Die Stadt Essen will etwa im Ortsteil Vogelheim die alten Bergbauflächen Emil Emscher/Hafen Coelln ausbauen. In Bottrop geht es zum Beispiel um die Zeche Prosper II oder das Gelände der früheren Kohleölanlage in der Welheimer Mark.

Land finanziert eine Machbarkeitsstudie

Auch das Wirtschaftsministerium hat ein großes Interesse daran, dass dieses Terrain für Industrie und Gewerbebetriebe aufbereitet wird. Daher finanziert es eine Machbarkeitsstudie, die die Chancen für die Wiederbelebung und Vermarktung der Bergbauflächen ausloten soll. An dieser Studie arbeitet die landeseigene Entwicklungsgesellschaft „NRW. urban“. Bis 2018 soll sie damit fertig sein. In diesem Jahr wird dann als das letzte deutsche Steinkohlenbergwerk Prosper-Haniel geschlossen.

Die Ratsmitglieder können aber über alle Parteigrenzen hinweg nicht erkennen, dass das Vorhaben voran kommt. Kritiker gibt es eine ganze Reihe. Beispiel Klaus Strehl (SPD) „Ich sehe da überhaupt keine Fortschritte“, meldete sich der Bürgermeister neulich im Ratsausschuss für Stadtplanung zu Wort. „Wir sind über die schleppende Verfahrensweise sehr unzufrieden. Es könnte wesentlich schneller gehen“, fasste er das Meinungsbild in seiner Partei zusammen.

CDU kritisiert Mangel an Gewerbegebieten

Beispiel Johannes Bombeck: „Es kann nicht sein, dass die Entwicklung der Bergbauflächen erst 20 Jahre nach der Schließung der Zeche so richtig in Gang kommt“, sagte der ÖDP-Ratsherr. Bombeck kritisierte, dass sich vor allem die RAG offenbar in einem „geistigen Bummelstreik“ befinde. Beispiel Michael Gerber: „Es nutzt uns nichts, wenn 2018 ein Plan vorliegt und die Bergbauflächen erst in zehn bis 15 Jahren zur Verfügung stehen“, forderte auch der DKP-Ratsherr größere Eile bei der Entwicklung des Terrains.

Die CDU hält die Ansicht ohnehin für falsch, in Bottrop stünden bald ausreichend Gewerbeflächen zur Verfügung. Schon Ende 2015 wies die Union darauf hin, dass die Bergbauflächen frühestens 2020 bis 2022 frei gegeben werden. Bei dem mittlerweile größtenteils abgeräumten Gelände für die frühere nationale Kohlereserve am Sturmshof zum Beispiel wird sich das bestätigen. Das Gelände wird nicht vor 2020 frei, weil es so lange noch dem Bergrecht untersteht.

Für höchstens drei Firmen wäre schon mal Platz

Allenfalls vergleichsweise kleine Firmenansiedlungen wird die Stadt in der Zwischenzeit ermöglichen können. Oberbürgermeister Bernd Tischler zählt dazu etwa den Parkplatz auf dem Gelände von Prosper II an der Knappenstraße. Dort geht es um 5000 Quadratmeter. Darauf hätten dann bis zu drei Firmen Platz.