Bottrop. . Semi Böge ist das Gesicht der Einrichtung der evangelischen Kirche. Bildung ist weiterhin eines der vorrangigen Ziele der Sozialpädagogin.

„Das Zentrum und ich sind synonym. Das geht in einander über“, lacht Semi Böge. Seit 1992 ist die Sozialpädagogin das Gesicht von El-Ele, der Integrationsagentur der evangelischen Kirchengemeinde Bottrop. Am 9. September feiert El-Ele das 30-jährige Bestehen mit vielen Gästen im Martinszentrum.

"Aber man gewöhnt sich daran"

Viermal ist das Zentrum innerhalb von Batenbrock umgezogen, seit Semi Böge dabei ist, das findet die Leiterin schwierig für die Wiedererkennung. Immerhin ist sie geblieben an diesem Ort der Begegnung und des Austausches. Dabei war der Erhalt von El-Ele im Laufe der vergangenen 30 Jahre immer mal wieder in Frage gestellt. „Es gab häufig Unsicherheiten darüber, wie es mit der Finanzierung weitergeht“, erklärt die Leiterin. „Aber man gewöhnt sich daran“, sagt sie. Derzeit wird El-Ele vom Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales aus einem Programm für niederschwellige Integrationsvorhaben gefördert.

Ausbildungschancen verbessern

Vorläufer war Ende der 1970-er Jahre ein Projekt der evangelischen Kirche für arbeitslose, ausländische Jugendliche. Mit El-Ele – übersetzt heißt das „Hand in Hand“ – hatte man bei der Gründung dann vor allem türkische Mädchen im Blick. Gefördert von der Krupp-Stiftung, wollte man damals ihre Ausbildungschancen verbessern. Später wurde der Kreis um ausländische Frauen erweitert. Viele Frauen und Mädchen sprachen kein Deutsch, waren auch nicht alphabetisiert also wurden Sprachkurse angeboten. Schließlich kamen Mutter-Kind-Gruppen dazu, dann eine Kindergruppe für die ausländischen Mädchen und Jungen, die noch keinen Kindergartenplatz hatten.

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„Es sind immer mehr Projekte entstanden“, erinnert sich Semi Böge. Dazu gehörte zum Beispiel auch das „Mädchen-Café für die „alternative Freizeitgestaltung“ von Mädchen mit ausländischen Wurzeln, wo sie auch ihren Hauptschulabschluss nachholen konnten. Ausländische Frauen wurden hier in allen Lebenslagen beraten, bis hin zu Erziehungs- und Eheproblemen. Auch Projekte zur Förderung von Jungen gab es.

Jugendliche sind benachteiligt

Beim Start hatte El-Ele zwei Stellen, die von einem Deutschen und einem Ausländer besetzt waren. „Das war damals sehr fortschrittlich“, erinnert sich die Sozialpädagogin. „Ausländer“ hatten selbst mit abgeschlosssenem Studium Probleme auf dem Arbeitsmarkt. Benachteiligungen gibt es nach wie vor. Jüngst erlebt, wie Semi Böge schildert, als eine türkische Schülerin ein Gymnasium verlassen musste, weil es Kopftuch trägt. „Das wurde natürlich nicht so gesagt, aber es war eindeutig“, klagt sie.

Längst gibt es bei El-Ele nur noch eine feste Stelle und dazu einige Aushilfskräfte. Sprachkurse und auch Beratungen für ausländische Frauen und Familien gehören gar nicht mehr zum Angebot. Integration und Bildung aber sind das vorrangige Ziel geblieben und sind auch der Wunsch der Eltern, die ihre Kinder hierher schicken. Und so können türkische Kinder hier auch alles über die deutsche Vergangenheit, über Juden und Nazis und Anne Frank lernen.

Semi Böge selber lebt seit 1979 in Deutschland, sie kam mit 17 Jahren nach dem Abitur hierher zu ihrer Familie. Sie hat hier studiert und wird hier bleiben. „Deutschland ist meine Heimat.“