Bottrop/Essen. Die Notärztin bezeichnete seine Wunden später allerdings als nicht lebensgefährlich. Am zweiten Prozesstag geht es um Rekonstruktion der Mordnacht.

Die ersten Worte, die der Bottroper Journalist Frank S. (55) nach dem Tod seiner Ehefrau aussprach, galten seiner eigenen Person. „Habe ich genug Blut verloren?“, soll er die Polizisten gefragt haben, die ihn nach seinem erfolglosen Selbstmordversuch aus der Wanne zogen. Am Mittwoch, zweiter Prozesstag, versuchte das Essener Schwurgericht, die blutige Tat anhand des Spurenbildes im Einfamilienhaus an der Hünefeldstraße in der Innenstadt zu rekonstruieren.

Er soll sie mit einem Brotmesser angegriffen haben

Laut Anklage hatte der Journalist seine 48 Jahre alte Frau nach 22 Jahren Ehe ermordet, weil sie ihn verlassen und er ihr keinen angemessenen Anteil am Familienvermögen abgeben wollte. Bei einem Streit am 10. Oktober, die Zwillingstöchter des Paares feierten auswärts in ihren 16. Geburtstag hinein, soll er sie zunächst mit einem Brotmesser angegriffen und verletzt haben. Anschließend soll er sie mit seiner Krawatte gedrosselt, sie mit ihrem BH und der Krawatte ans Bett gefesselt haben, bevor er ihr mit dem Messer die Halsschlagader aufschnitt.

Alarmiert wurde die Polizei durch den Bruder des Angeklagten. Ihm hatte Frank S. nach der Stadt eine Nachricht geschickt. Darin bat er ihn, die Polizei zu rufen, damit die Zwillinge nicht als erste das Haus betreten. Wörtlich hieß es in der WhatsApp-Nachricht: „Für Karin ist es zu spät, und ich will nicht ins Gefängnis.“

Kleine Blutflecken führten über die Treppe nach oben

Um 23.09 Uhr trafen die Beamten ein. Schnell durchsuchten sie das Haus, sahen im Erdgeschoss kleine Blutflecken, die über eine Treppe nach oben führten. Dort fanden sie im Schlafzimmer die Leiche der Ehefrau. Sie war nur mit einem Slip bekleidet und ans Bett gefesselt. Bis heute kann sich darauf niemand einen Reim machen, denn Anzeichen für ein Sexualdelikt gibt es nicht. Frank S. macht dazu keine direkten Angaben, spricht von Erinnerungslücken.

Die Beamten suchen weiter, stehen vor der verschlossenen Badezimmertür und treten sie ein. In der Wanne, das Wasser ist rot, liegt Frank S.. Am Boden zwei Küchenmesser und ein Skalpell. Rätselhaft: Vier Zahnbürsten auf dem Deckel der Toilette. Schnell ziehen die Polizisten ihn heraus. Als sie seine Frage nach dem Blutverlust verneinen, „schluchzt er“, erinnert sich ein Polizist. Vor Gericht hatte Frank S. jede Mordabsicht verneint und von einem „gemeinsamen Freitod“ gesprochen, in den seine Frau aber nicht eingewilligt hätte.

Die Notärztin schaut sich später seine Wunden an: „Es waren keine lebensbedrohlichen Verletzungen. Es war nur die Haut aufgeschnitten, keine Gefäße.“ Später im Rettungswagen hätte er sehr gelassen gewirkt, zeitweise habe er aber um sich geschlagen.