Bottrop/Essen. Seit Donnerstag steht die leitende Buchhalterin des Bottroper Marienhospitals wegen Veruntreuung von Millionen vor Gericht. Sie gesteht - und lächelt.
Sie scheint gar stolz darauf zu sein: Locker und selbstbewusst schildert die 34-jährige Angeklagte aus Ahaus vor dem Essener Landgericht, wie trickreich sie als leitende Buchhalterin das Bottroper Marienhospital innerhalb von drei Jahren um fast vier Millionen Euro erleichtert hat. Bis Januar 2013. Jetzt muss sie sich unter anderem wegen Untreue in 34 Fällen vor Gericht verantworten.
Mit auf der Anklagebank sitzt ihr Ehemann (46). Er arbeitete zeitweise ebenfalls in der Klinik-Buchhaltung. Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass er in dreizehn Fällen an dem Betrug beteiligt und verantwortlich für die Veruntreuung von 1,1 Millionen Euro der Gesamtsumme war.
„Ich spiele gern. Das hat mich gereizt“, versucht die Angeklagte mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen ihre Taten zu erklären, die sie im übrigen einräumt. Verteidiger Clemens Louis greift klärend ein: „Nicht so eine Spielsucht wie die an Automaten“, betont er. Eine weitere Motivation, so die 34-Jährige: „Ich helfe gern.“
Ein Freund soll zwei Millionen Euro für sein Haus bekommen haben
Und dafür will sie die Millionen in erster Linie genutzt haben. Ein Freund zum Beispiel soll rund zwei Millionen Euro erhalten haben, um sein Haus zu renovieren.
Es klingt erschreckend einfach, wie sie das Vertrauen der Klinik missbrauchen und die Sicherheitsvorschriften umgehen konnte. Die Angeklagte tarnte die falschen Auszahlungen, einmal sogar 400 000 Euro an einem Tag, hauptsächlich als Rückzahlungen an Krankenkassen. Für eine Überweisung war zwar das „Vier-Augen-Prinzip“ vorgeschrieben. Sie umging es, indem sie die EDV- Zugangsdaten von anderen Mitarbeitern nutzte.
Häuser und Autos
Das Geld landete auf den Konten zahlreicher Freunde und Verwandte. Im ersten Fall handelte es sich um die Schrebergartennachbarn ihrer Eltern, so berichtet die Angeklagte. Als Grund für die Transaktion will sie ihnen erklärt haben, dass ihr Ehemann nichts von diesem Geld wissen solle. Ihr Mann allerdings soll tatsächlich von gar nichts gewusst haben, schützt sie ihn. Was er seinerseits bestätigt.
Die 34-Jährige bemühte sich, den Eindruck zu erwecken, als hätte sie zusätzliches Geld gar nicht nötig gehabt. Rund 7000 Euro sollen monatlich in die Familienkasse gesprudelt sein. „Eine fünfstellige Summe gab es immer auf dem Konto“, so die Angeklagte. Konten gab es übrigens mehrere.
Neun Häuser und Wohnungen konnte die junge Familie mit einem Vorschulkind zeitweise ihr Eigen nennen, dazu diverse Autos. Rund 5225 Euro sei die monatliche Belastung für die Immobilien gewesen, berichtet die 34-Jährige. Ob das alles aus dem eigenen Verdienst zu finanzieren war? Eine Frage, die das Gericht womöglich noch beschäftigen wird.