Sundern/Linden. . Evangelische Gemeinde in Sundern will die Kirche verkaufen. Favorisiert wird die Idee eines Käufers, einen Teil der Gemeinderäume umzubauen.
Die evangelische Kirchengemeinde Linden hat einen möglichen Käufer, mit dem sie über die „Kirche zum Guten Hirten“ verhandelt. Dies berichtet Pfarrer Rolf Schuld, als er mit Pfarrerin Angelika Hövermann in der Kirche eine Gemeindeversammlung zum Verkauf des sanierungsbedürftigen Gebäudes eröffnet. Knapp 30 Gemeindemitglieder und Nachbarn sind gekommen.
„Der Interessent lebt in München“, erläutert Rolf Schuld weiter. „Er will die Kirche für seine in Bochum lebenden Eltern kaufen. Bisher war er zwei Mal mit einem Architekten hier und möchte nur die Gemeinderäume in der unteren Etage zu einer Wohnung umbauen“, so der Presbyteriumsvorsitzende weiter. Dafür gebe es nach einer Bauvoranfrage einen positiven Bescheid vom Bauordnungsamt.
In der Diskussion lassen Fragen nicht lange auf sich warten. Etwa: Was passiert mit dem Kirchenraum? Schuld weiß es nicht und antwortet: „Wir werden beim nächsten Termin darüber reden und Gemeindemitglieder wie Nachbarn sobald als möglich informieren.“
Gab es weitere Kaufinteressenten? „Ja, unsere Verkaufspläne stießen auf ein großes Echo, nachdem die Presse darüber berichtete“, erklärt Schuld. Genauer: sieben ernsthafte Kaufinteressierte. „Die meisten wollen die Kirche abreißen und auf dem Gesamtgrundstück Wohnungen errichten“, berichtet der Pfarrer.
14.000 Euro Betriebskosten pro Jahr
Da der ausgewählte Interessent das bewusst nicht möchte, erhielt er den Vortritt. Schuld an die Gemeinde: „Uns ist ein respektvoller Umgang mit der Kirche wichtig, deren Betriebskosten Sie und ihr Förderverein bereits seit 15 Jahren aus Spendenmitteln finanzieren.“ Derzeit 14.000 Euro pro Jahr. Dieser Respekt sei auch für die Bewilligung einer Entwidmung des Hauses durch Kirchenkreis und Landeskirche von Vorteil. „Beim Verkauf dürfen wir nicht allein entscheiden“, so der Seelsorger.
Ist eine Bebauung der Außenfläche möglich, will eine Nachbarin wissen. „Nein, dafür gibt es keinen Bebauungsplan, da das Gelände – auch aufgrund der Bergbauschäden im Umfeld – nur als Grünfläche geführt wird“, so der 62-Jährige dazu. „Wenn die städtische Politik anders darüber entscheidet, kann das Bauland werden.“ Sein Hintergrund: Das Presbyterium wollte gerne selbst bauen, um darüber Einnahmen für die Gemeinde zu erzielen. Schuld: „Unsere Voranfragen wurden immer abgelehnt.“
Freunde und Förderer erhalten die Kirche
1962 übernahm die evangelischen Kirchengemeinde Weitmar die Seelsorge für Gemeindemitglieder im Ortsteil Sundern. Zuvor gehörte der Bereich kirchlich nach Hattingen-Winz-Baak.
1964 bis 66 baute die Gemeinde die Kirche „Zum Guten Hirten“. Den Anstoß gaben Pfarrer Ludwig Schulz sowie der evangelisch-kirchliche Verein Sundern. Letzterer setzte sich unermüdlich für das Haus ein und blieb auch anschließend aktiv.
1975 erfolgte die Umpfarrung des Gemeindebezirks nach Linden. Seit 2006 finanziert die Gemeinde Linden nicht mehr den Kirchenerhalt. Dies übernahm zunächst ein Freundeskreis. In 2008 übernahm der Verein der Freunde und Förderer der Kirche „Zum Guten Hirten“ diese Aufgabe.
Schon beim Bau der Kirche ab 1964 gab es aufgrund der Hinterlassenschaften des oberflächennahen Bergbaus Auflagen. „Unser Gebäude steht auf einer Betonwanne“, ergänzt Pfarrerin Hövermann. Beim Ölschaden im Winter 2017, der neben einer notwendigen Dachsanierung zum Verkauf führt, verhinderte diese glücklicherweise eine Verunreinigung des Erdreichs.
Die Gemeindearbeit geht in 2019 zunächst weiter. An Ostermontag ist der Zentralgottesdienst für die Gesamtgemeinde um 10 Uhr. Der Wandergottesdienst an Pfingstmontag findet ebenfalls statt. Hövermann: „Zudem gibt es Sonderveranstaltungen wie ein Konzert des Kirchenchores und eine Lesung.“ Auch 2020 bleibt die Kirche offen, falls es nicht zum Verkauf kommt.