Dahlhausen. Seit einem Jahr gibt Claudia Kellermann im Mehrgenerationenhaus Rat zu Pflege, Demenz und für Senioren. Wegen des Bedarfs gibt’s weitere Termine.
Claudia Kellermann strahlt. „Ich konnte gerade einen Heimplatz für die pflegebedürftige Frau eines Mannes besorgen, der nach sechs Jahren Pflege mit den Kräften am Ende ist. Wenn man merkt, man hat geholfen, ist das ein schönes Gefühl.“ Jeder Fall, mit dem sie betraut wird, sei etwas Besonderes, sagt die Pflegeberaterin. Seit einem Jahr bietet sie im Mehrgenerationenhaus der Ifak, dem Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe – Migrationsarbeit, in Dahlhausen Beratung an. „Und jedes einzelne Schicksal berührt einen irgendwie.“
Die Nachfrage ist enorm
Sie möchte, dass es den Menschen gut geht, sagt Claudia Kellermann. Aus diesem Grund bietet sie zu ihrer Beratung zu Pflege, Demenz und für Senioren weitere Veranstaltungen an. Neu ist ein Gesprächskreis für pflegende Angehörige, inklusive Betreuung für die Pflegeperson. Und im Herbst beginnt eine Gesprächsgruppe für verwaiste Angehörige.
„Viele Menschen fallen nach dem Tod des Partners in ein tiefes Loch, weil sie keine Aufgabe mehr haben“, weiß Claudia Kellermann. „Diese wollen wir auffangen. Dazu ist der Austausch mit anderen Betroffenen sehr wichtig. Im Idealfall entstehen in der Runde neue Freundschaften.“
Im September beginnt ein Pflegekurs für pflegende Angehörige. Der Info-Abend findet am 5. September um 18 Uhr statt. Und am 7. September gibt es um 18 Uhr eine Filmaufführung zum Thema Demenz. „Für all diese Angebote gibt es Bedarf, das hat sich in den bisherigen Treffen und Gesprächen herauskristallisiert“, sagt Claudia Kellermann, die auf die Nachfrage reagiert. „Die Menschen kommen mit diesen Anliegen zu mir.“
Viele rufen Leistungen nicht ab
Ihre übrige Beratungsarbeit soll darunter nicht leiden. Sie hilft bei Fragen zu Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsvereinbarungen. Auch wenn es um Pflegegrade und –leistungen geht, steht sie als Ansprechpartnerin bereit. „Die Leute sollen sich trauen und vorbeikommen“, sagt Claudia Kellermann. Sie hat bei vielen Menschen eine ziemlich große Scheu ausgemacht. „Dabei gibt es so viele Probleme, bei denen ich helfen kann. Abrechnungen der Pflegekassen sind schwierig zu durchblicken, aber häufig fehlerhaft. Und viele rufen ihnen zustehende Leistungen nicht ab. Bei allem helfe ich gern.“
Engagement nur bis Jahresende gesichert
Claudia Kellermann hat eine halbe Stelle, die je zur Hälfte über das durch das Bundesministerium geförderte Mehrgenerationenhaus und den Verein Ifak finanziert wird. „Bis Ende des Jahres ist Claudias Engagement gesichert, für eine Verlängerung müssen immer wieder neue Anträge gestellt werden“, berichtet Ayse Ertürk, Leiterin des Mehrgenerationenhauses.
Für Ertürk, vor allem aber für die Menschen, die sich bei Claudia Kellermann Rat holen, ist eine Weiterbeschäftigung wichtig. „Wir können Claudia nicht einfach durch eine andere Person austauschen, jetzt, wo so viele Leute Vertrauen zu ihr aufgebaut haben“, sagt Ayse Ertürk die auch auf weitere Projektgelder und Spenden hofft, um das Beratungsangebot aufrecht erhalten zu können.
Claudia Kellermann legt großen Wert darauf, eine zertifizierte, neutrale und unabhängige Pflegeberaterin zu sein – die noch dazu vom Spitzenverband der Pflegekassen anerkannt ist. Sie bietet auch einen Nachweis über einen Beratungseinsatz, der zweimal im Jahr verlangt wird. „Dazu muss kein Pflegedienst zurate gezogen werden, das kann auch eine neutrale Person wie ich machen.“
Claudia Kellermann ist jeden Tag im Mehrgenerationenhaus anzutreffen und berät auch spontan; außer, wenn sie gerade auf Hausbesuch ist.