Bochum. . In keinem anderen Bochumer Stadtteil bewerten die Menschen die Sicherheit so gut wie in Eppendorf. Das ist das Ergebnis des Stadtteil-Checks.

Der Gewinner ist Eppendorf. In keinem anderen Stadtteil fühlen sich die Menschen so sicher wie dort. Jedenfalls wenn es nach den Ergebnissen des großen „Stadtteil-Checks“ der WAZ geht. Karin Fittinghoff (58) muss es wissen: Ihr ganzes Leben hat sie in dem Wattenscheider Stadtteil gelebt. Als sie am Kreisverkehr Am Thie vorbeigeht sagt sie: „Hier in Eppendorf fühle ich mich sicher.“

179 WAZ-Leser aus Eppendorf haben auf einem Fragebogen der WAZ die Sicherheit in ihrem Stadtteil im Durchschnitt mit der Schulnote 1,82 benotet. Das ist Spitze in Bochum.

Relativ viel Polizeipräsenz

„Ohne jede Beklemmung gehe ich hier einkaufen“, sagt Karin Fittinghoff. „Auch wenn es abends schon dunkel ist, aber eigentlich ist es ja gar nicht dunkel wegen der guten Beleuchtung, und es ist immer Verkehr, ich könnte jederzeit ein Auto anhalten.“

Kurz vorher quert eine weitere Eppendorferin im mittleren Alter zu Fuß den Kreisverkehr, das Geschäftszentrum des Stadtteils. Auch sie ist zufrieden. „Die Polizei fährt hier relativ häufig durch die Ruhrstraße.“ Die ist gleich nebenan. „Ich habe gar keine Angst, auf die Straße zu gehen, auch nicht im Dunkeln.“

Bezirksbeamter Marcus Schulze ist täglich in Eppendorf unterwegs, meist mit dem Dienstfahrrad.
Bezirksbeamter Marcus Schulze ist täglich in Eppendorf unterwegs, meist mit dem Dienstfahrrad. © Dietmar Wäsche

Eppendorf ist das Stiepel von Wattenscheid: wohlhabender, sauberer, luftiger bebaut und viel grüner als andere Stadtteile. Gewerbelärm, Graffiti und Sprühereien gibt es dort kaum, Angsträume im öffentlichen Raum auch nicht, eine Drogenszene sowieso nicht, Müll am Straßenrand ist fast nirgends zu sehen. Wo es sauber und ordentlich und ländlicher wirkt, erscheint die Welt auch ungefährlicher.

„Der Eppendorfer betont gerne, dass er aus Eppendorf kommt, wie der Stiepeler“, sagt Polizeioberkommissar Marcus Schulze. „Aber nicht aus Überheblichkeitsgründen, sondern weil er gerne hier lebt.“

Eppendorf: wenig Anonymität, wenig Verbrechen

Seit kurzem ist der 51-Jährige als Bezirksbeamter Ansprechpartner vor Ort. „Das soziale Gefüge ist hier deutlicher angesiedelt. Hier herrscht kaum Anonymität. Wo wenig Anonymität ist, ist auch wenig Verbrechen.“

Nachbarn würden untereinander aufpassen, auch im Urlaub. „Viele Nachbarn haben auch die Schlüssel von den Nachbarhäusern.“ Außerdem: Überfälle auf Fußgänger kenne man hier nicht. Regelmäßig schaut er auch auf dem Friedhof vorbei, um dort gerade den älteren Besuchern ein Sicherheitsgefühl zu geben.

1200 Tatorte in Werne, 320 in Eppendorf

Die Anzahl der im vergangenen Jahr gemeldeten Tatorte in Bochum-Eppendorf und in -Werne unterscheiden sich deutlich. Das deckt sich auch mit dem Ergebnis des Stadtteil-Checks.

Wie die Polizei mitteilt, wurden der Polizei aus Werne rund 1200 Tatorte mitgeteilt, in Eppendorf nur rund 320. Allerdings ist dies nur teilweise miteinander zu vergleichen, weil Werne 14.811 Einwohner zählt und Eppendorf 9539 (Stand Ende 2017).

In der Bochumer Innenstadt wurden der Polizei im vorigen Jahr rund 10.000 Tatorte gemeldet. Das Gebiet umfasst nicht nur die statistischen Bezirke „Südinnenstadt“, sondern auch große Teil der Bezirke „Kruppwerke“ und das komplette „Gleisdreieck“. Außerdem ist zu beachten, dass in der Innenstadt besonders viele Geschäfte angesiedelt sind und deshalb dort auch die vielen Ladendiebstähle mit in die Polizeistatistik aufgenommen werden, die es in den Stadtteilen sehr viel weniger gibt.

Wie hoch die Anzahl der gemeldeten Tatorte in den weiteren Bochumer Stadtteilen ist, teilte die Polizei noch nicht mit. Sie wartet damit noch einige Wochen, weil auch landesweit alle statistischen Kriminalitätszahlen des Jahres 2018 veröffentlicht werden.

Hinter dem Begriff „Tatorte“ verbergen sich sämtliche Straftaten des Strafgesetzbuches, von Sachbeschädigung über Beleidigung und Betrug bis hin zum Verbrechen. (B.Ki.)

Schulze, der täglich in Eppendorf unterwegs ist und dies zu 90 Prozent in Gelb-Blau auf dem Dienst-E-Bike, hat neulich in einem Seniorenwohnheim Frage und Antwort gestanden. Sehr viel hätten ihn die Bewohner gefragt, allerdings: „Das Sicherheitsgefühl wurde dabei nicht angekratzt. Wenn ältere Menschen sich sicher fühlen, dann ist es auch sicher.“

Wenig Einbrüche trotz wohlhabender Haushalte

Erst recht gilt dies für Gegenden, in denen die Häuser ganz schön teuer sind. „Ziemlich hoch“ sei die Millionärsdichte hier in Eppendorf, schätzt Schulze. „Ich würde fast behaupten, dass wir in keinem anderen Stadtteil so viele Einfamilienhäuser haben.“

Beispiel Konradstraße und Grenzstraße, Beispiel die Gegend um den Südpark: Sehr ruhige Straßen, trotzdem gute Verkehrsanbindungen. „Hier wohnt die Hautevolee“, hätte seine Großmutter gesagt, meint Schulze.

Einbrüche gebe es allerdings auch hier. „Kommt vor, hält sich aber deutlich in Grenzen.“ Die Kriminalstatistik lasse den Puls hier nicht nach oben schnellen.