Bochum-Gerthe. . Die Offene Ganztagsbetreuung der Peter-Petersen-Gesamtschule organisiert Treffen zwischen Schülern und Senioren. Beide Seiten profitieren.

„Womit hast du früher gespielt?“, will Leonie von der Seniorin Anne Limke wissen. Die 61-Jährige nimmt einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. „Ich war immer viel draußen auf der Straße, mit Murmeln habe ich gerne gespielt“, erzählt sie der Zehnjährigen. Leonie und Anne Limke begegnen sich bei „Kaffee trifft Kakao“, einem Projekt der Peter-Petersen-Gesamtschule in Kooperation mit dem Seniorenbüro Nord.

Plausch über Sport und Kindheit

Drei Tassen Kakao und Kaffee weiter nebenan sind Lieblingssportarten und die Bundesligaspiele vom Wochenende Gesprächsthema. „Welche Sportarten gefallen euch?“, möchte Klaus Jüngling von den Schülern wissen. „Ich mag zum Beispiel Volleyball“, fügt der 65-Jährige hinterher. Bei Kuchen, Waffeln und Keksen geht es um Schule, Kindheit und Freizeit.

Fürs Projekt werden noch Senioren gesucht

Die Peter-Petersen-Gesamtschule ist eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen in Gerthe. Etwa 180 Schüler besuchen die Klassen 1-10. Mehr als 40 Kinder werden in der OGS über Mittag betreut.

„Kaffee trifft Kakao“ findet in Kooperation mit dem Seniorenbüro Nord statt. Stadtweit gibt es ähnliche Projekte.

Laufend werden Senioren gesucht, die mitmachen möchten. Vor allem Männer sind unterrepräsentiert. Wer Interesse hat, kann sich im Seniorenbüro Nord bei Sarah Abbasi melden. Kontakt: Tel. 0234/ 918 88 42 .

Einmal im Monat treffen sich in der Nachmittagsbetreuung der Peter-Petersen-Gesamtschule Schüler der 1. bis 8. Klasse mit acht Senioren aus dem Stadtteil Gerthe. „Kaffee trifft Kakao“ heißt das Format, das es seit Jahresbeginn gibt. Ria (12) sagt: „Mich interessiert vor allem, wie sich die Kindheit der alten Leute von unserer unterscheidet“, und Jil meint: „Es ist wirklich spannend, was die alten Menschen berichten.“ Das beruht auf Gegenseitigkeit: „Ich bin gerne mit Kindern zusammen, und der Kontakt zu ihnen hält jung“, sagt Karin Kozlowski (68). Man könne einiges von den Schülern lernen.

Beim Spiel rückt der Altersunterschied in den Hintergrund

Während Klaus Jüngling etwa glaubt, die Kinder könnten sich die damalige strenge Erziehung mit Rohrstock kaum vorstellen, vermutet Fjolla (12), dass die Senioren bestimmt nicht wüssten, was ein Youtube-Star ist. Bei Mensch-Ärgere-Dich-Nicht, gemeinsam gesungenen Liedern, Tänzen und Gesprächen scheinen dann aber die Jahrzehnte, die zwischen Schülern und Senioren liegen, auf einmal keine Rolle mehr zu spielen. Jüngling sagt: „Eine Brücke ist immer schnell gebaut.“ Sozialarbeiterin Sabine Slabik, Leiterin des Offenen Ganztags, freut sich über den regen Austausch.

Kinder profitieren vom Erfahrungsschatz der Senioren

„Die Senioren sind schon Teil unserer Schule geworden, sie waren auch beim Osterfest dabei“, berichtet sie. In Zeiten des gesellschaftlichen Wandels nehme sie wahr, dass ältere Menschen immer mehr ausgegliedert würden. „Das Konzept von Familien ändert sich“, meint Slabik. „Netzwerkarbeit im Stadtteil ist daher sehr wichtig.“ Während die Kinder vom Erfahrungsschatz der Senioren profitierten, fänden diese ein Beschäftigungsfeld auch nach dem Job. „Die Senioren waren ja auch alle mal Kinder“, meint Jil. Laut überlegt sie: „Kakao dürfen sie deshalb natürlich auch trinken.“