Bochum. . Bis heute begeistert und kocht Gabriele Hedberg das Rezept ihrer Großmutter. Die Bergmannsfamilie traf sich einmal am Tag zum Essen in der Küche.
Der Reviersteiger Wilhelm Hedberg heiratete 1913 Alma Stucht. Die Bergmannsfamilie lebte in einem Haus in Witten-Stockum. Sein Sohn Wilhelm junior wohnte mit seiner Frau und Tochter erst bei seinen Eltern. „Einmal am Tag trafen sich alle bei Oma in der Küche. Sie hat immer in einem großen Topf gekocht“, erinnert sich Gabriele Hedberg. Auch später, als sie mit ihren Eltern auszog, blieb die Erinnerung an Omas Küche lebendig: „Wenn meine Mutter mich gefragt hat, was ich essen möchte, habe ich oft gesagt: ,Das Grüne, das geschichtet wird.’“
Kohl gehörte zum Kohlenpott
Der Jägerkohl von Oma Alma ist somit ein Gericht, das seit rund einhundert Jahren die Familie nährt. „Wir kochen das Rezept gerne zwischendurch, nicht zu einem besonderen Anlass. Aber wir sind nach so vielen Jahren immer noch und immer wieder begeistert davon“, schrieb Gabriele Hedberg der WAZ-Redaktion. Ein Kohlrezept, das gehört zum
Ruhrgebiet wie die Currywurst, denn früher wuchsen die Kohlköpfe in vielen Gärten. Die 58-jährige Hobbyköchin aus Langendreer hält die Tradition in ihrer modernen Küche lebendig. Ihr Schwerpunkt liegt auf gutbürgerlichen Gerichten, die sie sich gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten schmecken lässt: Achim Grundhöfer, der von der Kochleidenschaft seiner Liebsten profitiert, überlässt ihr das Refugium gerne. „Manchmal ist es einfach besser, wenn ich nicht dabei bin“, sagt der 50-Jährige schmunzelnd.
Der Genuss süßer Leckereien liegt in der Familie
Noch hat die voll berufstätige Sekretärin allerdings begrenzt Zeit, täglich zu kochen. Doch für ihren Ruhestand, der bald beginnt, kann sie sich besondere Aktionen vorstellen: „Im Sommer selbst Erdbeeren zu pflücken und daraus Marmelade zu kochen, dazu hätte ich schon Lust.“
Auch der Genuss süßer Leckereien liegt in der Familie. Ihr Vater war früher Konditormeister im Restaurant bei Kortum. Von Hand geschriebene Rezepte von Wilhelm Hedberg gehören zum Familienerbe. So kommt „Willis Spritzgebäck“ alle Jahre wieder auf den Plätzchenteller.
Übrigens ist es nicht das erste Mal, dass Gabriele Hedberg ein Rezept aus ihrem Repertoire öffentlich vorstellt. 2007 kochte sie bei „Lecker essen mit Luger“ mit Joachim Hermann Luger für die Aktuelle Stunde des WDR. Dem Bochumer Schauspieler, als Hans Beimer in der Lindenstraße bundesweit bekannt geworden, servierte sie Hähnchen im Knallbonbon, das in einem Kochbuch verewigt ist. „Mir macht es Spaß, für Publikum zu kochen, auch wenn ich immer mächtig aufgeregt bin“, sagt Hedberg. Für die WAZ-Aktion „Das isst der Pott“ öffnete sie darum gerne wieder ihren großen Topf und servierte ihren Jägerkohl. Danke dafür.
Jägerkohl - Wirsing mit Mett
Das sind die Zutaten und so läuft die Zubereitung
Das sagt der Kochprofi Jürgen Engelhardt
Wirsing ist zu dieser Jahreszeit mild und fein, deshalb bietet sich eine kürzere Garzeit an, was die Inhaltsstoffe schont. Ein einhundert Jahre altes Rezept kann man neu interpretieren und ich als kreativer Koch „muss“ das auch. Grundlage wäre ein kräftiger, am besten selbst hergestellter Gemüsefond oder ein hefefreier Gemüsebouillonwürfel. Anstatt Mehl würde ich Brötchen vom Vortag in Wasser oder Milch einweichen und unter das Mett mischen, das macht die Masse locker. Dazu etwas Majoran und daraus Klößchen machen und diese mit gewürfelten Kartoffeln 15 Minuten in der Brühe vorgaren. Alle Zutaten im Topf schichten, aufkochen lassen und circa 15 Minuten ziehen lassen. Ich empfehle, Blattpetersilie in Butter anzuschwitzen und das Gericht damit zu überziehen.
Sie brauchen:
1 Wirsing oder Weißkohl
10 mehlige Kartoffeln
4 Zwiebeln
1 Pfund Mett, 1 Ei, 1 Zwiebel
2 Tl Mehl
Salz und Pfeffer
So machen Sie es:
Wirsing oder Weißkohl in Streifen schneiden und waschen. Kartoffeln und Zwiebeln schälen und in dünne Scheiben schneiden. Das Mett mit einem Ei, einer klein gewürfelten Zwiebel und Mehl vermischen, mit Pfeffer und Salz würzen. Die Hälfte der Kartoffeln in einem großen Topf schichten, salzen und darauf die Hälfte des Wirsings geben, dann darauf die Hälfte des Metts mit der Hand verstreichen, zum Schluss die Hälfte der Zwiebeln. Das Ganze noch einmal von vorne schichten. Zum Schluss mit einem Kochlöffel in die Mitte der Masse ein Loch machen und mit etwas Wasser auffüllen. Das Ganze auf dem Herd zum Kochen bringen und anschließend zehn bis 30 Minuten bei niedriger Temperatur garen. Sollte etwas übrig bleiben, lässt sich das Gericht wunderbar aufwärmen.