Werne. Ihr 125-jähriges Bestehen feiert die evangelische Kirchengemeinde Werne am Wochenende mit einem dreitägigen Fest. Ein Blick in die Historie.

Ihren 125. Geburtstag feiert am Wochenende (7.-9.) die evangelische Gemeinde in Werne. Beim Blick in die Historie wird deutlich: Schon vor 1893 gab es Gemeinde im damals eigenständigen Werne. Da der Weg zur Muttergemeinde in Lütgendortmund weit war, sorgte schon früh eine Kapelle in der Bauernschaft für Nähe. Anfang des 19. Jahrhundert errichteten Gemeindemitglieder die letzte Kapelle, die auch einen Schulraum hatte. Sie wurde 1897 abgerissen, nachdem die Kirche 1896 fertiggestellt war.

Rasanter Anstieg der Einwohnerzahlen

Der Auspfarrung ging die Industrialisierung voran. „Der Bergbau führte zu einem rasanten Anstieg der Einwohnerzahlen“, erklärt Pfarrerin Gisela Estel. „Bei der Gemeindegründung waren von 8000 Einwohnern 5283 Gemeindemitglieder. Bereits 1904 zählte diese 8500 Mitglieder (von 12 500)“, so Estel weiter.

Schon früh gab es Gemeindegruppen

Der Kirchenchor anno 1947: Schon 1945 traf er sich wieder zum Singen unter Leiter Alfred Bronk.
Der Kirchenchor anno 1947: Schon 1945 traf er sich wieder zum Singen unter Leiter Alfred Bronk. © Wicho Herrmann

Zwei Pfarrer – Martin Luther (1893-1913) und Gustav Rummeld (1894-1937) – kümmerten sich um die Seelsorge. Als am 1. April 1911 ein dritter Gemeindebezirk entstand, wählte das Presbyterium Johannes Müller (1911-1918) auf diese Stelle.

Schon früh gab es Gemeindegruppen. In 1897 entstand der Jungfrauenverein mit 40 „schulentlassenen Mädchen“. Zwei Diakonissen gründeten ihn, um den Mädchen „eine Anleitung zur Betätigung in christlicher Liebe an Armen und Kranken zu geben“, teilt die Gemeinde-Chronik mit.

Die diakonische Arbeit stärken

Den evangelischen Frauenverein gibt es seit 1898. Er stärkte die diakonische Arbeit, indem dessen Mitglieder ärmere Gemeindemitglieder mit Kleidungsstücken und Wäsche unterstützten sowie für Arme und Kranke kochten. Schon anfangs hatte der Verein 206 Mitglieder. Gisela Estel: „Die Frauen trafen sich mittwochs von 15 bis 18 Uhr in der Kleinkindschule. Noch heute trifft sich die Frauenhilfe zur gleichen Zeit wie damals.“

Oberlinhaus entstand 1936

Eine weitere Gemeindegruppe war der Jünglingsverein (1901, heute CVJM), dem auch der Posaunenchor angehörte. Hinzu kamen der Arbeiterverein (seit etwa 1886) sowie der Kirchenchor (1903).

Auch baulich passierte manches. 1896 weihte die Gemeinde die Kirche und das erste Pfarrhaus ein. Die von Diakonissen betreute Kleinkindschule (Lütge Heide) kam 1905 durch Ankauf hinzu. Daraus entstand 1908 ein Gemeindehaus, indem ein Saal angebaut wurde. Der Bau des Oberlinhauses folgte 1936.

Nächstes Jubiläum in drei Jahren

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte der Wiederaufbau der zerstörten Häuser. 1961 weihte die Gemeinde eine Holzkirche in Werne-Kreta ein. 1962/63 kam das Ludwig-Steil-Haus mit der Kita Anemonenweg dazu. Es folgten die zwei Kitas Nörenbergstraße (1966) und Im Breien (1968). Als letztes Gebäude wurde 1978/79 das Erich-Brühmann-Haus errichtet. Der Abschied vom Ludwig-Steil-Haus kam 2011, vom Oberlinhaus in 2013.

„Es gab Aufbau und Abschiede“, kommentiert Pfarrerin Estel die Entwicklung. „Das wichtigste damals wie heute sind jedoch nicht die festen Steine, sondern die lebendigen Steine. Es sind die Menschen, die auch heute noch Lust auf Glauben, auf Gemeinde und auch auf Mitarbeit haben.“ Das passt gut zum Motto des Jubiläumsfests: „Ein Haus aus lebendigen Steinen“.

Nach dem 125. Jubiläum ist übrigens vor dem 125. Jubiläum: 2021 ist die Kirche dran.