Bochum-Langendreer. . Neun Menschen mit unterschiedlichem Handicap haben an der Hauptstraße ein neues Zuhause gefunden. Sie freuen sich auf Langendreer – und die 302.

Zwei Jahre hat es gedauert. Vom Anruf eines Maklers, der eine passende Immobilie anbot, bis zum Einzug vor ein paar Wochen. „Und jetzt freuen wir uns riesig, hier endlich wohnen zu können“, jubeln neun Menschen mit unterschiedlichem Handicap, die jetzt in einem Hinterhof an der Hauptstraße ein neues Zuhause gefunden haben. Dort, wo früher eine Steuerberatung beheimatet war. In einer neuen Außenwohngruppe der Lebenshilfe.

Versteckt in einem Hinterhof, dafür aber sehr farbenfroh: das Domizil der neuen Außenwohngruppe der Lebenshilfe an der Hauptstraße 183 in Langendreer.
Versteckt in einem Hinterhof, dafür aber sehr farbenfroh: das Domizil der neuen Außenwohngruppe der Lebenshilfe an der Hauptstraße 183 in Langendreer. © Joachim Hänisch

Auf zwei Etagen hat jeder der Bewohner ein eigenes Reich, das er individuell gestalten kann. Alle Zimmer sind mit einem eigenen Bad ausgestattet. Die Treppe hoch sind drei Räume, im Erdgeschoss sechs, alle barrierefrei zu erreichen. Dazu gibt es einen großen Gemeinschaftsbereich mit Fernsehecke und einem riesigen Tisch. „Hier unten sitzen wir abends meist zusammen“, sagt Betreuerin Ramona Krüger, die „die gute Stimmung in dieser tollen Gemeinschaft“ hervorhebt.

Lebenshilfe betreut 150 Personen stationär in Bochum

Die neun Bewohner der Wohngruppe zählen zu stadtweit 150 Personen, die die Lebenshilfe stationär betreut. Hinzu kommen noch 50 Menschen mit eigenen Wohnungen, die ambulant unterstützt werden. Die neue Gemeinschaft in Langendreer ist bunt zusammengewürfelt. Einige lebten zuvor in einem Lebenshilfe-Wohnheim, einige in anderen Wohngruppen. Und einige sind neu dazugekommen.

Sie alle stehen in der neuen Wohngruppe größtenteils auf eigenen Beinen, können weitestgehend selbstständig und –bestimmt leben. Fünf Betreuer kümmern sich um die Bewohner, die einen eigenen Schlüssel für das Haus haben. Zwischen Früh- und Spätdienst gibt es betreuungsfreie Zeit. Gekocht wird gemeinsam, eingekauft auch.

Das Ziel: gemeinsam mit der Straßenbahn 302 fahren

Tag der offenen Tür am Samstag

Das Gebäude im Hinterhof der Hauptstraße 183 wurde vom Eigentümer nach den Wünschen der Lebenshilfe umgebaut. Der Umbau hat Geschäftsführer Ulf Kauer zufolge rund 250 000 Euro gekostet. „Rund 100 000 Euro davon haben wir finanziert.“

Um sich in der Nachbarschaft vorzustellen und bekannt zu machen, veranstaltet die Außenwohngruppe 6 der Lebenshilfe am morgigen Samstag (21.) einen Tag der offenen Tür. In der Zeit von 16 bis 20 Uhr sind Gäste herzlich willkommen, sich selbst ein Bild zu machen und die neuen Nachbarn kennen zu lernen.

Aktuell geht es nun vor allem darum, die neue Heimat kennen zu lernen. Die meisten kennen den Real schon, den Markt und auch ein paar Klamottenläden. Wer Fragen hat, kann sich an Mitbewohner Norbert Diermann wenden. Er ist Ur-Langendreerer und kennt sich bestens aus. Melanie Stebner, die mit ihrem Mann Dirk in der Wohngruppe lebt, ist schon auf eigene Faust mit dem Rollstuhl losgezogen, um sich Tabletten in der Apotheke zu holen. Ihr nächstes großes Ziel: Gemeinsam mit ihrem Dirk mit der Straßenbahn 302 zu ihrer Arbeitsstelle, den Altenbochumer Werkstätten in Laer, fahren.

„Toll, dass die 302 jetzt fährt“, findet Ulf Kauer, Geschäftsführer der Lebenshilfe. „Wir sind genau zum richtigen Zeitpunkt hier eingezogen.“ Ramona Krüger und die anderen Betreuer machen mit allen Bewohnern gerade Fahrtraining, um sie straßenbahnfit zu kriegen. „Dadurch haben unsere Bewohner noch mehr Möglichkeiten, am öffentlichen Leben teilzunehmen“, freut sich Ulf Kauer.