Langendreer. Initiative setzt auf dem Ümminger Friedhof ein Denkmal instand. Historische Grabsteine und Grundmauern des Gotteshauses sollen Einheit bilden.

Es ist nicht irgendein Friedhof bzw. irgendein Kirchlein, das Heimatforscher Clemens Kreuzer in den Fokus genommen hat. Die historischen Gräber und die Überreste einer alten Bauernkirche in Ümmingen werden von der Expertin Saskia Schöfer in der Zeitschrift „Denkmalpflege in Westfalen-Lippe“ als „bedeutende Friedhofsanlage für Bochum und das östliche Ruhrgebiet“ bezeichnet.

Saskia Schöfer, Denkmal-Expertin beim Landesverband Westfalen-Lippe, packt beim Freilegen der Kirchengrundmauern selbst mit an. Sie stammt aus Langendreer und hat daher ein natürliches Interesse am Erhalt der historisch bedeutsamen Friedhofsanlage.
Saskia Schöfer, Denkmal-Expertin beim Landesverband Westfalen-Lippe, packt beim Freilegen der Kirchengrundmauern selbst mit an. Sie stammt aus Langendreer und hat daher ein natürliches Interesse am Erhalt der historisch bedeutsamen Friedhofsanlage. © Klaus Pollkläsener

Am vergangenen Samstag versammelten sich auf dem evangelischen Friedhof zehn Helfer, um Moos und Grünwuchs von den Grundmauern der Kirche zu entfernen. Auf den Knien legten die Bürger mit Spachtel und Fugenkratzer Steinplatten frei, die dort schon etliche Jahrhunderte liegen. Erstmals erwähnt wurde die Kirche 1164. „Die Steine dürfen natürlich nicht versetzt werden. Was wir hier machen, ist aber keine Archäologie, sondern eigentlich Grünpflege“, sagt Denkmalpflegerin Schöfer, die – aus Langendreer kommend – auch ein persönliches Interesse an der Anlage hat.

Die Reste des Bauernkirchleins, das 1895 abgerissen wurde, werden nicht erst jetzt sichtbar. Schon Anfang der 60er Jahre hatte der Archäologe Karl Brandt, damaliger Direktor des Emschertal-Museums in Herne, die Grundmauern ausgegraben. Doch die Natur holte sich die Fläche zurück. Alles wucherte zu. In den 80er Jahren wurde erneut eingegriffen, doch wieder verwilderte die Anlage.

Bank und zwei Infotafeln geplant

Das soll jetzt anders werden. Angedacht ist, mit der Initiative auch eine regelmäßige Grünpflege zu sichern, die den historischen Ort dauerhaft erlebbar macht. Eine Bank und eine Infotafel sollen künftig zum Verweilen einladen. „Die besondere Bedeutung dieser Anlage als Kirchhof ist nur verständlich, wenn man die Anordnung der Grabsteine rings um den Kirchengrundriss erkennt“, erklärt Saskia Schöfer.

Zwei weitere Führungen über den Friedhof

Folgende Vereine gehören der Initiative zur Erhaltung des Ümminger Kirchhofs an: Kortum-Gesellschaft, Verkehrs- und Geschichtsverein Langendreer-Werne und der Stadtteilverein „Langendreer hat’s“. Hinzu gesellen sich mittlerweile viele Privatpersonen, die Interesse an dem historischen Kleinod haben.

Clemens Kreuzer lädt interessierte Bürger (bei trockenem Wetter) an folgenden Terminen zu einer Führung über den Ümminger Friedhof (Alte Ümminger Straße/Auf dem Rüggen) ein: Sonntag (14.) um 11 und 15 Uhr sowie Sonntag (21.) um 11 Uhr. Treffpunkt ist der Friedhofseingang.

Wer einen Beitrag zur Finanzierung der fachgerechten Sanierung leisten möchte: Kortum-Gesellschaft, Stadtsparkasse Bochum,
IBAN DE25 4305 0001 0001 3597 77, Stichwort „Kirchhof Ümmingen“.

Kontakt zu Clemens Kreuzer: Tel. 0234/ 28 72 27 und clemens.kreuzer@googlemail.com

Zu dem historischen Erbe, das die insgesamt 71 Grabsteine tragen (der älteste stammt aus 1623 ), verleihen die Steinstelen dem Kirchplatz ein fast verwunschenes Flair, das für sich schon erhaltenswert erscheint. „Bei der Stadt gibt es zwei Ordner, in der jeder Stein einzeln beschrieben ist“, weiß Clemens Kreuzer.

Während die Mauern in Eigenarbeit durch engagierte Bürger freigelegt werden, soll der Kirchinnenhof durch eine Fachfirma ausgehoben und mit einem neuen Belag sichtbar gemacht werden. Unter dem Grünwuchs befindet sich aktuell noch eine Schicht Kies, die vormals diesem Zweck diente.

Um die Anlage professionell herrichten zu lassen, bedarf es laut Clemens Kreuzer weiterer Sponsorengelder.