Laer. . 24 Menschen mit Behinderung sollen am Platz der früheren evangelischen Kirche in Laer eine neue Heimat finden. Doch sie müssen sich gedulden.
Dirk John aus Laer ärgert sich. Seit vielen Monaten schon. Über die Brachfläche im Herzen Laers. „Ein Schandfleck ist das“, schimpft er. Dort, wo bis vor zwei Jahren noch die evangelische Kirche stand, sollte längst ein Wohnheim des Evangelischen Johanneswerks 24 Menschen mit Behinderung eine Heimat bieten. Doch bisher ist noch nicht einmal der Grundstein gelegt.
„Das ärgert uns auch“, sagt Hans-Jakob Matthes, Regionalgeschäftsführer des Evangelischen Johanneswerks. Ende Oktober hatte er auf WAZ-Anfrage kurzfristig den Baubeginn versprochen. Passiert ist nichts. „Aufgrund der niedrigen Zinsen wird deutschlandweit gerade sehr viel gebaut. Da dauert es entsprechend länger, Firmen und Architekten zu finden, die noch Platz in ihren Auftragsbüchern haben“, erklärt Matthes die erneute Verzögerung.
Ausschreibungen ziehen sich hin
Ursprünglich wollte das Evangelische Johanneswerk schon im Sommer 2015 mit dem Bau beginnen. Doch erst fehlte die Baugenehmigung, dann ließ das Okay der Zuschussgeber Stiftung Wohlfahrtspflege und Aktion Mensch auf sich warten. Aktuell ziehen sich die Ausschreibungen hin. „Wir bereiten sie gerade vor“, sagt Hans-Jakob Matthes. „Müssen sie aber am Ende auch noch prüfen.“ Immerhin: Ein Architekturbüro und Fachingenieure sind bereits gefunden.
Auch deshalb ist Hans-Jakob Matthes zuversichtlich, dass es jetzt wirklich bald los gehen kann mit dem Bau des dreigeschossigen Gebäudes. Wann genau „bald“ sein wird, darauf will er sich lieber nicht festlegen. „Aber ich gehe ganz fest von Sommer aus.“ So fest, dass sich Matthes in der Gemeinde mit dem Versprechen schon so weit aus dem Fenster lehnte, dass man ihn prügeln dürfe, sollten im Sommer keine Bagger anrollen.
Kosten werden steigen
Nicht nur die Anwohner wie Dirk John werden sich freuen, wenn sich auf der Brachfläche etwas tut. Auch ihre künftigen Nachbarn können es kaum erwarten, denn sie fiebern dem Einzug ins neue Wohnheim schon entgegen. Noch wohnen sie am Goerdthof in Altenbochum. Weil dieser baufällig ist, wurde nach einer neuen Bleibe gesucht – und dieses Fleckchen Erde in Laer dafür gefunden.
Goerdthof wird abgerissen und neugebaut
40 Menschen mit Behinderung wohnen im Goerdthof in Altenbochum. Das Gebäude ist alt und marode. 24 Bewohner werden in den Neubau in Laer ziehen, für die übrigen 16 sucht das Evangelische Johanneswerk eine Übergangslösung. Sie sollen später wieder an der Goerdstraße wohnen, wo das alte Gebäude abgerissen werden und ein neues entstehen soll.
„Wir haben inzwischen eine Zielvereinbarung mit unserem Landesverband in Münster für einen Neubau mit 24 Plätzen unterzeichnet“, sagt Hans-Jakob Matthes. Über Abrisstermin und Baustart möchte er kaum reden. „Auf jeden Fall nicht vor 2018. Wir wollen nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen.“ Also: Erst soll Laer fertig werden. Wenn denn mal begonnen wird.
„Unsere Bewohner haben mir einen Brief geschrieben, in dem sie mich bitten, über den aktuellen Stand unseres Bauvorhabens zu berichten“, erzählt Hans-Jakob Matthes. Dieser Bitte wird er Anfang April nachkommen. „Ich finde toll, wie begeistert und neugierig sie das Projekt begleiten. Sie haben schon den Abriss der Kirche sehr genau verfolgt und alles mit Fotos festgehalten. Das wollen sie auch beim Neubau tun.“
Dieser wird sehr wahrscheinlich teurer als geplant. Der Kostenrahmen lag bei 2 Millionen Euro. Wird nicht reichen, ist Hans-Jakob Matthes angesichts des Konjunktur-Hochs in der Baubranche ziemlich sicher. Genaue Zahlen kann er nicht nennen. „Doch der Bau wäre im letzten Jahr sicherlich günstiger gewesen als in diesem Jahr.“
Dirk John ist übrigens aus der evangelischen Kirche ausgetreten. „Weil mich das alles so ärgert.“