Bochum. . Eine nach Meinung eines Hausbesitzers zu nach an der Grenze zu seinem Grundstück errichtete Mauer sorgt für Ärger. Vor allem aber bringt Heinz Schiefer auf die Palme, dass die Mutter der Nachbarin, die damalige Bezirksbürgermeisterin Doris Erdmann, sich beim Stadtbaurat persönlich für die Interessen ihrer Tochter stark machte. Schiefer wittert Mauschelei.

Beschaulich leben lässt es sich an der Straße Am Sattelgut in Dahlhausen. Die Ecke wirkt ruhig, grün und beinahe ein wenig ländlich. So entschloss sich vor mehr als 36 Jahren Heinz Schiefer mit seiner Frau Erika dort zu bauen. Mit den Jahren entdeckten mehr und mehr Menschen die Reize dieser Gegend. Vor zehn Jahren kaufte oberhalb von Schiefers Grundstück die Tochter der langjährigen Bezirksbürgermeisterin Doris Erdmann (SPD) ein Einfamilienhaus. Eine laut Schiefer zu nah an der Grundstücksgrenze stehende Mauer sorgt für Ärger.

Dies alles bliebe auf dem Niveau eines simplen Nachbarschaftsstreites, der sich bestenfalls als Übungsfeld für junge Fachanwälte eignet, und in der Zeitung gerade mal eine Randnotiz abgibt, wenn nicht Doris Erdmann am 15. Mai 2012 unter ihrem offiziellen Briefkopf „Stadtbezirk Südwest – Die Bezirksbürgermeisterin“ selbst zur Feder gegriffen hätte, um einen Wunsch vorzutragen. „Sehr geehrter Herr Dr. Kratzsch, lieber Ernst“, heißt es da in der Anrede.

In einer „– mehr oder weniger – privaten Angelegenheit“ bittet sie um die Unterstützung des Stadtbaurats. „Meiner Meinung nach wäre es eine besondere Härte gegenüber meiner Tochter, die Beseitigung der baulichen Anlagen einzufordern.“ Und weiter setzte sie auf einen Ortstermin, „um evtl. zu einer neuen Beurteilung des Sachverhaltes durch das Stadtplanungs- und Bauordnungsamt zu kommen“.

Ehemalige Bezirksbürgermeisterin äußert dich verhalten

Auf das Schreiben angesprochen räumt die ehemalige Bezirksbürgermeisterin, die im April aus dem Amt ausgeschieden ist, ein: „Ich habe mich 25 Jahre lang für die Bürger im Stadtteil eingesetzt, einmal auch für meine Tochter.“ Mit Hinweis auf das schwebende Verfahren wolle sie sich jedoch weiter nicht zu dem Thema äußern.

Heinz Schiefer sieht sich selbst nicht im Streit mit den Nachbarn, möchte jedoch die auf einer alten Eisenbahnschwellen-Barriere errichtete Mauer auf jeden Fall entfernt wissen. „Einer meiner Mieter hat bereits wegen dieser bedrohlichen Mauer gekündigt“, sagt er. Er ärgert sich insbesondere über die Intervention der ehemaligen Bezirksbürgermeisterin. In einem Urteil hat das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen seine Klage abgewiesen. Er will nun vor dem Oberverwaltungsgericht Recht bekommen. Die Stadt Bochum indes betont, dass sie in der Angelegenheit nicht zu einer veränderten ordnungsbehördlichen Sichtweise gekommen sei. Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch (SPD) hatte, wie jedenfalls die Bauakten zeigen, den Vorgang ordnungsgemäß weitergeleitet.