Bochum. Die Inszenierung „Die Kinder von Opel“ versammelt Lebensgeschichten rund um das Opel-Werk. Ein nicht eben leicht zu handhabender Theaterabend, der aber einlädt, erstaunliche Entdeckungen zu machen.
Eine „Generationen-Lücke“ wollen die Macher des Theaterabends „Die Kinder von Opel“ ausgemacht haben, so haben sie das Stück auch im Untertitel genannt. Das sei die Lücke, die sich im Wandel auftue, die Lücke, mit der es Bochum zu tun habe, in der sich aber erstaunliche Lebensgeschichten abspielen. Dieses zu bergen, zu präsentieren, zu Theater zu machen, ist das Kainkollektiv (Mirjam Schmuck und Fabian Lettow) angetreten. Ob mit Erfolg, das hängt von der Perspektive ab.
Komplexer Aufbau
Denn der reine Theaterbesucher hat es schwer. Er wird im Theater Unten mit einem komplexen Versuchsaufbau konfrontiert. Nach einem wirklich fabelhaft lakonischen Animationsfilm, der im Sendung-mit-der-Maus-Erklärton die Geschichte von Motown (Detroit) und Botown erzählt und dabei auch vor kleinen ironischen Seitenhieben auf das Detroit-Projekt des Schauspielhauses nicht zurückschreckt, wird das Publikum aufgefordert, sich frei durch den aufgeteilten Raum zu bewegen. In jedem Sektor begegnen einem Akteure, die einem überwiegend autobiografische Annäherungen an Opel nahebringen. In regelmäßigen Abständen fordert eine Werkssirene auf, die Abschnitte zu wechseln. Ein Tohuwabohu beachtlichen Ausmaßes, in dem Perlen gesucht werden dürfen. Denn die Darsteller haben verschiedene „Kurzprogramme“ auf Lager, unmöglich also, alles zu sehen.
Fokussierung fehlt
Wollten nun die Macher abbilden, dass sich rund um die Opel-Schließung unzählige, ja unübersehbar viele Schicksale und Erzählungen ranken, so ist ihnen dieses gelungen. Eine im alten, womöglich ja tatsächlich veralteten, Theatersinne gewollte Fokussierung oder Exemplifizierung sieht aber anders aus.
Jeder Besucher betrachtet also andere Facetten. Eine Verbindung wird schließlich inszenatorisch nur behauptet: die Akteure wechseln die Räume, verbinden, vernetzen sich durch eine Art Rohrpost.
Sichtbarmachung ist die Leistung
Und so bleibt dem Zuschauer, voller Sympathie auf die Schülerin Amelie Mattern zu schauen, deren Großvater 34 Jahre lang bei Opel arbeitete. Den trefflichen Rhetorik-Analysen der RUB-Studentin Jennifer Müller, deren Vater Betriebsrat ist, zu lauschen. Dem Opel-Museums-Gründer Hilmar Born zu folgen, wenn er über die Entwicklung des Kapitäns referiert oder auch sich von Gabriele Sommer massieren zu lassen, die sich im Basta-Komitee engagiert. Sie alle sichtbar zu machen, das ist die eigentliche Leistung des Abends.