Mit der Opel-Solidaritätsaktion vorm Rathaus, vor allem auch mit dem Detroit Projekt hat sich das Schauspielhaus in den letzten Monaten immer wieder mit dem Thema „Werksschließung in Bochum“ auseinandergesetzt. Bekanntlich geht mit dem Opel-Aus im Dezember ein Stück Industriegeschichte den Bach ‘runter. Nun wird unter dem Titel „Die Kinder von Opel“ die dadurch klaffende Generationen-Lücke Gegenstand einer Theaterinszenierung, die zum Mitmachen auffordert.

Wie sieht ein Leben danach aus?

Was wäre Opel ohne die Menschen, die für die und in der Fabrik gearbeitet haben oder noch arbeiten? Oft vergisst man, dass Arbeitsraum auch Lebensraum, politischer Raum und zwischenmenschliche Begegnungsstätte ist. Was geschieht mit diesen Räumen nach ihrer Schließung? Wie sieht das Leben danach aus? Wo findet es statt? Solchen Fragen hat sich das Bochumer Kainkollektiv gestellt.

Der interaktive Abend „Die Kinder von Opel“ überhöht sein Thema kunstvoll, aber durchaus nicht unpolitisch. Die jungen Theatermacher haben Opelaner und deren Familien interviewt, Comedian Hennes Bender, Kind einer Opel-Familie, kommt ebenso zu Wort wie (ehemalige) Betriebsräte, die Klasse 3 b der „Opelgrundschule“ aus Laer oder Hilmar Born vom Opel-Museum Herne. Die Beiträge wurden kaleidoskopartig zu einer theatralen Expedition zusammengefasst: Die Zuschauer im Theater Unten werden an verschiedenen Stationen mit Geschichten, Dingen, Bildern und Sounds aus dem Leben mit und ohne Opel konfrontiert; nach jeweils 6 Minuten ist „Schichtwechsel“, und die nächste Station wird angesteuert.

Ein hochinteressantes Theaterexperiment, das die Offenheit des Publikums einfordert und dessen Willen, die Opel-Schließung nicht bloß als bedauerliches gesellschaftspoltisches Negativ-„Event“ zu begreifen, sondern als das, was es wirklich ist: ein tiefer Einschnitt in die Kultur, das Denken und das Bewusstsein aller in Bochum.