Bochum. Eine intensive Begegnung mit Natur- und Landschaftsmalerei ermöglicht eine Ausstellung, mit der das Bochumer Schlieker-Haus in den Herbst startet. Zu sehen sind Arbeiten von Ortrud Kabus aus vier Jahrzehnten. „Draußen“ ist der stimmige Titel der Schau.

Natur und Landschaft sind die bevorzugten Sujets der Bochumer Künstlerin Ortud Kabus (* 1954). Immer wieder hat die Malerin und Grafikerin ihr Themenfeld bearbeitet und neu für sich entdeckt, mit immer wieder überraschenden Einsichten ins vorgeblich Bekannte, so wie ein Sommermorgen uralt und doch immer wieder neu ist. Da der künstlerische Blick stets die Innerlichkeit des Schaffenden spiegelt, sind Ortrud Kabus’ Bilder auch für Außenstehende interessant.

Das Flirren der Blätter

In meist kleinem Format zeigt Ortud Kabus realistische Landschaftsansichten, die sie zuvor in der Natur sucht und skizziert. Das Atmosphärische der „draußen“ vorgefundenen Situation spielt eine wichtige Rolle, das wechselnde Licht, das Flirren von Blättern, das Schimmern das hellen Himmels durch das grüne Dickicht eines Wäldchens. Unterschiedliche Perspektiven – Aufsichten und Detailansichten – sind für die Künstlerin von Interesse, wobei die akribisch ausgemalten Einzelheiten ins Auge fallen. Und nicht nur das: Sie sind sozusagen der Kitt, der die Bilder zusammenhält. Aus dem Allerkleinsten, das Beachtung findet, formt sich im Großen die jeweilige Bild-Aussage. Und die ist mal stimmungs-, mal geheimnisvoll, mal strahlend hell, mal verschattet. Wie die Natur selbst.

Malerischer Prozess bleibt sichtbar

Ortrud Kabus’ Bilder sind überaus augenfällig, aber sie sind in ihrem bewusst gewählten Realismus nie illusionistisch. Vielmehr zeigen sie sich, jedes für sich, als geschlossenes Gewebe aus Malerei. Der malerische Prozess bleibt sichtbar, die gestalterischen Spuren werden nicht versteckt oder „zugemalt“. Vielmehr lässt der oftmals dünne Farbauftrag auf den Bildträgern – Holzplatten – hin und wieder den Untergrund durchscheinen. Oder die Oberfläche wird bewusst matt gehalten; auch so wird Farbintensität erzielt.

Öffnungszeiten und Künstlergespräch

Die Ausstellung „Draußen“ ist bis zum 19. November im Schlieker-Haus, Paracelsusweg 16, zu sehen. Öffnungszeiten Sa., So., Mi. von 15-18 Uhr und nach Vereinbarung.

Am kommenden Sonntag (19.10.) gibt es im Schlieker-haus ein Künstlergespräch mit Ortrud Kabus und Gästen. Beginn 17 Uhr, Eintritt frei.

„Klassische Landschaftsstücke, allerdings nicht auf klassische Weise gemalt“, so hat es die Kunsthistorikern Nina Schubin in ihrem Ausstellungstext treffend formuliert.

Begleitet werden die farbintensiven Gemälde von schwarz/weiß-Grafiken, zumeist Radierungen, in denen Ortrud Kabus ihr Thema – die Natur – deutlich abstrahierter, reduzierter aufgreift. Wenn auch nicht weniger intensiv: Die Schneelandschaften etwa scheinen die Kühle der erfassten Jahreszeit noch aus dem Bilderrahmen heraus zu verströmen.