Bochum. Roger Vontobel, Hausregisseur an Schauspielhaus, hat bemerkenswerte Inszenierungen wie „Die Nibelungen“ vorgelegt. Nun folgt Anfang November „Einsame Menschen“ von Gerhart Hauptmann. Der weitgereiste Theatermacher schätzt an Bochum so manche Theater-Besonderheit.
Roger Vontobel hat am Schauspielhaus eigenwillige Inszenierungen wie „Was Ihr Wollt“ oder „Hedda Gabler“ abgeliefert, aber auch Hebbels „Nibelungen“ – trotz einer Spieldauer von fünf Stunden ein Quotenbringer. Mit dem Regisseur sprach WAZ-Kulturredakteur Jürgen Boebers-Süßmann über künstlerische Ansprüche, Bochumer Befindlichkeiten und den Reiz von Wagners „Ring“.
„Einsame Menschen“, ihre neue Produktion, hat im November Premiere, Jana Schulz wird dabei sein, wie in vielen Ihrer Inszenierungen.
Roger Vontobel: Jana und mich verbindet ein freundschaftliches Arbeitsverhältnis seit über zwölf Jahren. Wir harmonieren gut, und doch ist es immer wieder eine Herausforderung, gemeinsam die verschiedenen Rollen anzugehen.
Sie arbeiten gern mit „Lieblingsschauspielern“. Paul Herwig gehört dazu, Jana Schulz, auch Felix Rech.
Vontobel: „Meine Leute“, das hört sich ein bisschen komisch an, aber es ist natürlich so, dass es eine gewisse Sicherheit gibt, wenn man sich kennt und weiß, wie der andere tickt.
Das kann auch zu Routine führen, so dass der „Kick“ ausbleibt.
Vontobel: Nicht, wenn man aufpasst, was geht und was nicht. Andererseits bietet eine solche Konstellation Raum, Fehler machen zu können.
Fehler, im Sinne von: es gibt die Möglichkeit, auszuprobieren.
Vontobel: Ja, einen „angstfreien Raum“ würde ich das nennen. 1,2,3, Leute zu haben, die „wissen was geht“, das löst das Druckverhältnis etwas auf, unter dem man sowieso immer steht.
Unter Druck standen sie hausintern, weil für die „Nibelungen“ ein Drittel der Plätze im Großen Haus wegfiel, da das Stück auch im Zuschauerraum spielt.
Vontobel: Das war eine lange Diskussion, am Ende haben sich meine künstlerischen Wünsche durchgesetzt. Dafür bin ich dankbar, das ist aber auch wichtig. Theater muss verschwenderisch sein dürfen.
Intendanten müssen heutzutage aber auch gut rechnen, um „über die Runden zu kommen“.
Vontobel: Ich fühle mich von Anselm Weber sehr gut unterstützt. In Bochum sind immer noch Dinge möglich, die anderswo schwieriger wären.
Sie sind viel herumgekommen, was unterscheidet das Bochumer Theater von anderen Häusern?
Vontobel: Die Wärme des Publikums ist unübertroffen, das gibt es so nirgendwo sonst. Und auch die „Wärme“ innerhalb des Hauses ist toll. Das Schauspielhaus ist ein im Wortsinn theaterverliebtes Haus.
Sie sind ein großer Musikfreund, würde Sie auch die Oper reizen?
Vontobel: Ja, ich bereite gerade meine erste Opernproduktion vor, Rossinis Wilhelm Tell. Ich bin gespannt, wie’s wird und was ich lernen kann.
Man weiß, dass Sie Stoffe mit großen dramaturgischen Bögen reizen. Da wäre doch „Der Ring des Nibelungen“ doch das Richtige...
Vontobel: Richard Wagner, aber ja! Den „Ring“ werde ich eines Tages gewiss machen, wo und wann auch immer. Das wäre definitiv eine ganz andere Herausforderung!