Weitmar. . Seit Juli wird im Schlosspark Weitmar gebuddelt. Noch nicht für das neue „Museum unter Tage“, das dort bis Ende 2015 entstehen soll. Zunächst sind Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) an der Reihe. Sie haben in den letzten Wochen die Überreste einer alten Vorburg freigelegt .
In erster Linie Mauern und Steine, die der Nachwelt allerdings nur dokumentarisch erhalten bleiben. Denn wenn die wissenschaftlichen Arbeiten in der nächsten Woche abgeschlossen sein werden rollen die Bagger an, um an dieser Stelle mit dem Bau des „Museums unter Tage“ zu beginnen. Die geschichtlichen Funde sind dann unwiederbringlich verloren. Sehr zum Ärger vieler Bürger.
Petra Vogel, die regelmäßig durch die Parkanlage spaziert, findet das skandalös. „Schlimm, wenn das alles zugeschüttet wird. Das muss doch erhalten bleiben, um mehr über Haus Weitmar zu erfahren“, fordert sie. Auch WAZ-Leser Klaus Batenbruch reagiert mit Unverständnis: „Hier wird Fingerspitzengefühl durch den Abrisshammer ersetzt. Viel interessanter wäre es doch gewesen, die ausgegrabenen Funde zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“
„Wirklich spektakulär“
Das sieht Alexander von Berswordt-Wallrabe, Besitzer des Schlossparks, ganz anders. „Was sollen wir denn belassen? Ein Loch mit ein paar alten Mauern, denen ich historisch keinerlei Bedeutung beimesse?“, fragt er. „Ich habe mehrere Fachleute zurate gezogen. Dieser Fund, westfälische Sandstein-Renaissance vom simpelsten, ist beileibe keine Sensation. Im Gegensatz zu dem ,Museum unter Tage’, durch das der Park in seiner jetzigen Form noch nicht einmal groß in Mitleidenschaft gezogen wird. Das wird wirklich spektakulär.“
Sponsor könnte abspringen
Allerdings müsse man sich mit dem Bau sputen. Laut Alexander von Berswordt-Wallrabe sei man durch die Ausgrabungen acht Wochen in Verzug. Bis Ende nächsten Jahres müsse das Museum stehen, sonst drohe ein Sponsor abzuspringen. „Das wäre eine Katastrophe, dann können wir das Loch wieder zukippen.“
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Den Vorwurf, einen Teil der eigenen Familiengeschichte zu vernichten, will Alexander von Berswordt-Wallrabe nicht auf sich sitzen lassen. „Die Kapelle hinter dem Kubus wäre ohne mich damals abgerissen worden“, gibt er zu bedenken. „Doch die hat auch eine viel größere historische Bedeutung als die jetzt gefundenen Mauern. Das alles dokumentiert werden muss, ist klar. Aber damit reicht es.“
„Ganz normales Prozedere“
Von einem „ganz normalen Prozedere“ spricht der LWL: „Das Denkmalschutzgesetz verpflichtet zur Ausgrabung. So wird das Bodendenkmal wenigstens in der Grabungsdokumentation für die Nachwelt überliefert“, so Prof. Dr. Michael Baales von der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen. Auch die obere Denkmalbehörde der Bezirksregierung Arnsberg war eingeschaltet.
Museum unter Tage zeigt Landschaftsmalerein
Auch wenn es der Name vermuten lässt, geht es beim „Museum unter Tage“ nicht um die Arbeit unter Tage. Vielmehr bezieht sich der Name auf die einzigartige, von der Geschichte des Ruhrgebietes inspirierte Architektur des geplanten Bauwerkes. Dieses soll an der Oberfläche nur durch drei kleinere Gebäude zu erkennen sein, sich aber unterirdisch über stattliche 1900 Quadratmeter erstrecken.
In den Räumlichkeiten des neuen Museums soll vor allem Landschaftsmalerei ab dem 17. Jahrhundert ausgestellt werden, die auch schon 2010 im Kubus des Schlossparkes zu sehen waren, damals allerdings auf Grund von Platzmangel in zwei Staffeln aufgeteilt wurden. Diese Probleme dürften mit dem neuen „Museum unter Tage“ gelöst sein. Die Anlehnung und Eingliederung in die kulturgeschichtliche Landschaft des Ruhrgebietes soll dem Museum zusätzlich überregionale Anziehungskraft verleihen.
Das Museum unter Tage (kurz MuT) ist ein Projekt der Stiftung Situation Kunst. Es stellt eine Ergänzung des bereits bestehenden Kubus’ dar. Das Projekt ist zudem ein Geschenk zum 50. Jubiläum der Ruhr-Universität, das im nächsten Jahr gefeiert wird.