Bochum. Die Bauarbeiten für Bochums neue Trinkwasserleitung kommt mit großen Schritten voran. Im Lottental und darüber hinaus verlegen die Stadtwerke und Gelsenwasser auf einer Strecke von 4,2 Kilometern dicke Rohre in die Erde. Damit sollen später 60 Prozent der Bochumer versorgt werden.
Durch diese dicken blauen Rohre rauscht in Zukunft das frische Trinkwasser für die meisten Bochumer. Es sind so genannte duktile Gussrohre mit 80 Zentimetern Durchmesser. In zwei Metern Tiefe stecken die Monteure sie fast so einfach ineinander wie Kinderbausteine. Ein mächtiger Raupenbagger hievt die sechs Meter langen und 1,6 Tonnen schweren Kaventsmänner zurzeit im Lottental unterhalb des Botanischen Gartens nach und nach in die Baugruben. Eine Million Liter pro Stunde sollen ab Ende 2015 dort durchfließen.
Im Lottental betreibt die „Wasserbeschaffung Mittlere Ruhr“ (WMR), eine Tochter der Stadtwerke Bochum und von Gelsenwasser, seit 7. Juli eine der größten und wichtigsten Baustellen der Stadt. Zurzeit beziehen 60 Prozent der Bochumer ihr Trinkwasser aus den Wasserwerken Stiepel und Essen-Horst. Die Leitung mit dem gemischten Wasser wird von der Ruhr entlang der Kosterstraße hinauf zum Hochbehälter im Bereich Kemnader Straße/Kosterstraße gepumpt. Weil das Wasser- und Pumpwerk Stiepel aber für eine moderne Wassergewinnung für 20 Millionen Euro umgebaut werden müsste, hat die WMR entschieden, das Werk künftig nur noch für die Stromgewinnung zu nutzen und das Trinkwasser lieber vom Wasserwerk Witten-Heven („Westfalen GmbH“) heranzuschaffen. Der Bau der dafür nötigen Rohrleitungen würde nur 7,5 Millionen Euro kosten.
Und so buddeln jetzt die Bagger im Lottental, ab Mitte September auch im Bereich Hevener Straße und Lunsmühle und später auch unter der A43, die unterquert wird. Wenn Ende 2015 alles fertig ist (so der Plan), fließt das aufbereitete Ruhrwasser von Witten durch das ganze Lottental und dann zunächst - durch bereits vorhandene Rohre - am „Haarmannsbusch“ hinauf bis zum bereits jetzt genutzten Hochbehälter an der Kemnader-/Kosterstraße. Dort wird das Wasser mit dem gemischt werden, das bereits heute vom Wasserwerk Essen-Horst entlang der Kosterstraße hochgepumpt wird.
„Das wird eine erhebliche Verbesserung der Anfahrtsituation zum See“
Der Hochbehälter (mit 12.000 Kubikmeter Fassungsvermögen) liegt 168 Meter über dem Meer und versorgt u.a. die Innenstadt und den Norden. Es gibt noch einen zweiten Hochbehälter, ebenfalls in Stiepel, an der Ministerstraße (15 000 Kubikmeter, 197 Meter über NN). Dieser versorgt - mit Wasser aus dem Wasserwerk Essen-Horst - vor allem den Bochumer Süden. Der Bochumer Osten erhält sein Trinkwasser schon jetzt vom Wasserwerk Witten, über eine andere Leitung.
Für die neue Strecke durchs Lottental sind seit Juli bereits rund 500 Meter Rohre verlegt, auf Wittener Gebiet bereits 170 Meter. Man liegt im Zeitplan, sagen die Projektleiter Jörg Nawrotzki (Stadtwerke Netz) und Stefan Sanft (Gelsenwasser).
Das Lottental ist für den Kraftverkehr seit Juli voll gesperrt; nur Fußgänger und Radfahrer können die Baustelle auf engen Randwegen passieren. Wenn aber alles fertig ist, sollen sie einen nagelneuen Geh- und Radweg haben. „Das wird eine erhebliche Verbesserung der Anfahrtsituation zum See“, sagt Nawrotzki. Der bisherige Gehweg war in äußerst schlechtem Zustand.
Im Lottental entlang der Baustelle teilweise kleine Schutzzäune für Amphibien eingerichtet. Außerdem werden neun „Amphibiendurchlässe“ unter der Fahrbahn gebaut. Bisher wurden für die Baustelle 26 Bäume gefällt. Fledermäuse soll es dort nicht gegeben haben.
Ab Frühjahr 2015 soll die Vollsperrung im Lottental für den Kraftverkehr wieder aufgehoben werden - weil die Verbindung dann wieder über die Grimbergstraße möglich sei.