Bochum. . Am Anfang hatten fast alle Verständnis, boten den Arbeitern sogar Getränke an. Doch weil noch immer viele Bäume nach Pfingststurm Ela nicht beiseite geschafft wurden, verlieren manche Bürger zunehmend die Geduld. Das bekommen vor allem die städtischen Mitarbeiter vor Ort zu spüren.
Immer wieder erreichten die Redaktion in den letzten Tagen und Wochen besorgte Anrufe. Etwa von Karl Rübenstahl aus Langendreer: Zwei Bäume lägen in drei Metern Höhe über den Fußweg von der Sonnenleite zur Wittener Straße, meldet er der WAZ. „Die Leute spazieren darunter her. Das ist lebensgefährlich.“ Bei der Stadt, sagte Rübenstahl, habe er schon mehrfach deswegen angerufen. Passiert sei lange nichts. Rübenstahl war bei Weitem nicht der einzige Anrufer: Ein Baum versperrt den Fußweg in Weitmar-Mark, der Fußweg am Harpener Feld ist durch einen umgefallenen Baum aufgerissen usw. Stets die selbe Klage: Es geschehe nichts.
„Die Stimmung kippt“, stellt auch die Stadt inzwischen eine stärker werdende Ungeduld der Bürger fest. Anfangs, so Stadtsprecherin Barbara Gottschlich, habe man den Kollegen vor Ort noch Wasser gereicht. „Doch das passiert leider schon lange nicht mehr“, bedauert sie. Zumal den Mitarbeitern der Technischen Betriebe, die Tag für Tag ausrücken, um die ganzen Sturmschäden zu beseitigen, auch Unrecht getan werde. „Dieser enorme Berg an Arbeit ist nicht so einfach abzutragen. Die Kollegen arbeiten am Rande der Erschöpfung. Bedingt auch durch die teilweise heftigen Temperaturen.“ Von den Arbeitszeiten ganz zu schweigen.
Wilhelm Kleinert, Leiter der Baumkontrolle innerhalb der Technischen Betriebe, hat seit Pfingsten keinen freien Samstag mehr gehabt; seinen Kollegen erging es genauso. Umso trauriger findet er es, wenn die Arbeiter vor Ort teilweise sogar angefeindet werden. Kleinert: „Wir können nicht mehr als arbeiten.“
Innerhalb eines Tages war die Gefahrenstelle beseitigt
Gleichwohl zeigt Wilhelm Kleinert auch Verständnis. „Viele Bürger fühlen sich allein gelassen. Deshalb bemühen wir uns auch ganz bewusst, Kontakt aufzunehmen. Und zu erklären, warum es durchaus auch mal dauern kann, bis ein Schaden behoben ist.“ Oft sei ihm und seinen Kollegen durch andere kritische Stellen auch einfach der Weg versperrt. „Dann kommt es zwangsläufig zu Verzögerungen.“
Allein drei Kontrolleure der Technischen Betriebe beschäftigen sich tagtäglich mit Schadensmeldungen. „Sie nehmen Anrufe entgegen, schauen vor Ort nach, um die Situation einschätzen zu können und geben dann alles am Computer in die Sturmdatei ein“, erklärt Wilhelm Kleinert. Daraufhin werde nach Priorität abgearbeitet.
Je nach Dringlichkeit geht es auch richtig schnell. Wie im Juli, als uns Leserin Karin Barsch auf eine Baumkrone aufmerksam machte, die auf die Straße An der Landwehr (Weitmar) ragte. Ein Anruf bei der Stadt – innerhalb eines Tages war die Gefahrenstelle beseitigt. Für Barbara Gottschlich nicht außergewöhnlich: „Andere Städte sind überrascht, wie weit wir hier in Bochum schon sind.“