Wattenscheid. Murmelgroße Hagelkörner flogen dem Raps in Sevinghausen in die Schoten. Das hat Folgen: Bauer Richard Kohlleppel wird weniger als die Hälfte des üblichen Ertrags einfahren. Doch das Unwetter hat auch etwas Gutes.

Der Hagelschlag, der am vergangenen Sonntag über Wattenscheid hinunterprasselte, war für Richard Kohlleppel „das Schlimmste, was in dieser Zeit der Ernte passieren kann“.

Der Landwirt aus Wattenscheid-Sevinghausen öffnet eine Rapsschote und zeigt winzig kleine, schwarze Kügelchen. Gegen die Hagelkörner, die den Durchmesser von üblichen Murmeln hatten, konnten die zarten Rapsschoten nur verlieren. Viele wurden aufgeschlagen und die Rapssamen auf nimmer Wiedersehen in die Erde verstreut.

Ein Gutes hat die Situation dennoch: Der Landwirt kann nun das erste Mal seine Hagelversicherung nutzen. „Wir hatten noch nie einen solchen Hagelschaden“, berichtet er. Gleich am Dienstag seien so genannte „Hagelschätzer“, zwei ältere Herren aus Düren, angerückt, um den Schaden zu prüfen. „Sie haben an etwa fünf Stellen Rapspflanzen rausgerissen und die kaputten und ganzen Rapsschoten in ein Verhältnis gesetzt.“ Ergebnis: Der 55-jährige Getreidebauer muss mit einem Verlust von rund 60 Prozent bei der bevorstehenden Rapsernte rechnen.

Hagelschaden hat keinen Einfluss auf Raps-Preis

Nicht ganz so arg hat es den Weizen getroffen, der allerdings durch den starken Sturm am Pfingstmontag auch an vielen Stellen hinuntergedrückt wurde. Der Weizen-Verlust wurde von den Hagelschätzern auf zehn Prozent beziffert. Beim Mais blieben die Einbußen unter der Entschädigungsgrenze von acht Prozent. „Wenn noch ein Schaden folgt, wird dieser summiert. Der Mais steht ja noch bis Anfang Oktober“, erläutert Kohlleppel. Obwohl die Natur in diesem Jahr hart zuschlug, sieht der Landwirt keinen Grund zu klagen. „So ist das nun einmal – letztendlich kommt es auf den Durchschnitt über die Jahre an“, sagt er.

Auf den allgemeinen Raps-Preis habe der Hagelschaden keinen Einfluss. „Hagel ist immer ein lokales Ereignis“, so Kohlleppel. Der erwartete Getreideernte-Ertrag in NRW liege sogar etwas höher als im langjährigen Durchschnitt, meldete die Landwirtschaftskammer NRW.

Ernte zu den üblichen Verkehrszeiten

„Wir hatten einen milden Winter ohne viele Fröste“, sagt Sohn Martin Kohlleppel (24), der seinen Bachelor in Agrarwirtschaft in der Tasche hat. Anfang Juli holten die Männer die erste Gerste vom Feld. Großer Regen machte ihnen einen Strich durch die Rechnung, Mitte Juli setzten sie die Arbeit fort.

Um das Getreide mit dem Mähdrescher vom Feld zu holen, muss es vollkommen trocken sein. Der Landwirt erntet zu üblichen Verkehrszeiten: „Wir fangen an, wenn der Morgentau aus dem Getreide raus ist“, so Kohlleppel Senior – und bittet Auto- und Radfahrer um Verständnis, wenn er nicht einfach ausweichen kann: „Mähdrescher sind nicht für den üblichen Verkehr gebaut. Sie haben eine starre Vorderachse.“