Bochum. . Die Bochumer Ergebnisse der Lernstandserhebungen für die 8. Klassen sind Besorgnis erregend: Jeder dritte Schüler verfügt allenfalls über geringe Kenntnisse in Mathematik. Das Land NRW bescheinigt zudem 23 von 31 Schulen ungünstige Standort-Voraussetzungen.
Die Bochumer Ergebnisse der Lernstandserhebungen für die 8. Klassen sind Besorgnis erregend: Jeder dritte Schüler verfügt allenfalls über geringe Kenntnisse in Mathematik und jeder vierte liegt im Fach Deutsch beim Leseverständnis unter dem Schnitt. Das Land NRW bescheinigt den aufgeführten 31 weiterführenden Schulen unserer Stadt zudem äußerst ungünstige Voraussetzungen: 23 Schulen werden aufgrund ihrer Sozialdaten und ihres Migrantenanteils als unterdurchschnittlich eingestuft, lediglich drei Standorte haben bessere Bedingungen als der Schnitt in Nordrhein-Westfalen.
„Es geht nicht um ein Ranking, sondern um ein Instrument für Schule und Lehrer, um zu sehen, wie man im Vergleich mit anderen da steht“, erläuterte ein Sprecher des Schulministeriums gegenüber der WAZ den Sinn der Lernstandserhebungen. Diese sollten „einen fairen Vergleich“ ermöglichen, jede Schule könne anhand der Ergebnisse sehen, ob und wo man besser werden müsse und überlegen, wie dieses Ziel zu erreichen sei.
Keine Vergleichbarkeit
Für wenig aussagekräftig hält Martin Stempel die Standorttypisierung der Schulen, die seit 2011 das Schulministerium vom Schreibtisch aus vornimmt. „Diese Tabellen suggerieren eine Vergleichbarkeit, die es so gar nicht gibt“, sagt der Leiter des Schulverwaltungsamtes. „Unsere Schulen leisten gute Arbeit, Bochum verfügt über ein differenziertes Bildungsangebot.“
Mit Blick auf die Ergebnisse in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch erkennt Stempel aber durchaus Verbesserungsbedarf. „Wir müssen verschärft individuelle Förderung anbieten.“ An Standorten mit hohem Migrantenanteil müsse es künftig noch mehr Sprachförderung der Schüler geben.
Schulen vor Ort können dabei durchaus auf Hilfe vom Land hoffen, das mittlerweile fast 3000 Integrationsstellen finanziert. „Schulen, die uns ein schlüssiges Konzept vorlegen“, könnten auf diese Unterstützung hoffen, so ein Sprecher des Ministeriums.
Thema Inklusion als Herausforderung
„Wir haben die Ergebnisse der Lernstandserhebungen noch gar nicht schulscharf vorliegen“, sagt Martin Stempel. Welche konkreten Folgen die 2014er-Erhebung haben werde, sei daher noch nicht abzusehen. Stempel sieht aber bereits die nächste Belastung auf die Schulen zukommen: das Thema Inklusion. „Es wird nicht einfacher, sondern die Herausforderung wird immer größer“, sagt er. Der FDP-Landtagsabgeordnete Ralf Witzel, dessen Kleine Anfrage im Landtag dazu führte, dass die Zahlen Mitte Juli publik wurden, bewertet die Bochumer Zahlen kritisch. „Bei einem Drittel der Schüler ist die Ausbildungsreife gefährdet.“
Die Ergebnisse zeigten außerdem, dass die Gesamtschulen in ihren Grundkursen gerade einmal Hauptschul-Niveau erreichten und deutlich schlechter abschnitten als die Realschulen. Witzel: „Selbst in den Erweiterungskursen der Gesamtschulen, dabei geht es um die Schüler, die einmal Abitur machen sollen, verfügt jeder vierte Schüler nur über rudimentäre Mathematik-Kenntnisse.“