Düsseldorf. . Die Ergebnisse der Lernstandserhebungen in Deutsch, Mathematik und Englisch liegen im Ruhrgebiet unter dem Landesschnitt. Seit Jahren wirkt der Abstand wie betoniert, wie eine aktuelle Auswertung der Landesstudie jetzt zeigt.

Der erste Befund wirkt wenig überraschend: Die schulischen Leistungen im Ruhrgebiet sind schwächer als im NRW-Schnitt. Sozialdaten und Migrantenanteil lassen kaum etwas anderes erwarten. Doch seit Jahren wirkt der Abstand wie betoniert, wie eine aktuelle Auswertung der sogenannten Lernstandserhebungen des Landes zeigt. Bei Leistungsverbesserungen oder –verschlechterungen der NRW-Schüler folgen die Städte des Ruhrgebietes stets im konstanten Abstand.

Einmal pro Jahr werden rund 200.000 Achtklässler aller Schulformen in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik getestet. Die Überprüfung des Kompetenzniveaus ist für alle verpflichtend, wird aber nicht benotet. Wie schon in 2012 und 2013 sind auch die Ergebnisse 2014 für das Revier gleichermaßen ernüchternd wie aufschlussreich.

Rund 28 Prozent der Schüler im Gebiet des Regionalverbandes Ruhr (RVR) schafften es nicht, beim Verstehen der deutschen Sprache die unterste Kompetenzstufe zu überwinden. Im Landesschnitt waren es nur 20 Prozent.

In Mathematik verharren 31 Prozent der Revierschüler auf Niveaustufe 1, in NRW insgesamt sind es nur 25 Prozent. Umgekehrt: Gute und sehr gute Mathe-Leistungen erreichen im RVR-Gebiet 21 Prozent, in ganz NRW jedoch 26 Prozent. 44 Prozent der Revierschüler können gut oder sehr gut lesen, landesweit sind es 52 Prozent.

Gesamtschulen in der Kritik

Der Essener FDP-Landtagsabgeordnete Ralf Witzel, der das Datenmaterial alljährlich bei Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) abfragt, sieht die Ausbildungsfähigkeit zahlreicher Jugendlicher in Gefahr und schießt sich vor allem auf die Gesamtschulen ein: „Wie die besorgniserregende Leistungsschwäche vieler Gesamtschulen im Ruhrgebiet zeigt, ist die Abschaffung eines differenzierten Schulangebots keinesfalls die Lösung für die Schulprobleme im RVR. Als moderne Metropolregion sollten unsere Schulen den Ehrgeiz haben, die vorhandenen Kenntnisdefizite zu beheben“, sagt Witzel.

Tatsächlich zeigt sich in allen Disziplinen, dass Realschüler durchweg besser abschneiden als Gesamtschüler. Vor allem Gesamtschüler in Grundkursen liefern kaum bessere Ergebnisse als die verbliebenen Hauptschüler. Hier mag es einen direkten Zusammenhang geben: Mit den Standortschließungen sind Kinder mit Hauptschul-Eignung häufig auf Gesamtschulen gelandet. Besonders augenfällig ist dies in Bottrop: Hier schnitten die Gesamtschüler in Deutsch sogar schlechter ab als die Hauptschüler.

Klares Leistungsgefälle

Innerhalb des Ruhrgebiets zeigt sich ein klares Leistungsgefälle. Mülheim, Essen, Bochum und Recklinghausen liefern deutlich bessere Resultate als die übrige RVR-Schülerschaft, Dortmund hingegen nicht. FDP-Mann Witzel warnte die Landesregierung, mit Verweis auf das „benachteiligte“ Ruhrgebiet eine Qualitätsdebatte zu scheuen: „Eine Verbesserung der Unterrichtsqualität in einem stärker leistungsorientierten Lernklima und mehr individuelle Förderung bleibt eine Kernherausforderung für die Bildungslandschaft im Revier.“

Die vom Land vorgenommene Eingruppierung aller Schulstandorte nach sozialräumlichen Kriterien dürfe nicht als „Beruhigungspille“ fürs Revier missverstanden werden, mahnt Witzel.