Bochum. . Nichts anderes beschäftigt die Polizei zwischen 22 und 6 Uhr so sehr wie Ruhestörungen. Vor allem in den Wochenend-Nächten müssen die Beamten verbotenen Lärm abstellen. Allein im vorigen Jahr gab es im Bochumer Polizeibezirk 9400 Einsätze wegen Ruhestörung.
Laute Partys und Grillfeste, dröhnende Musik, lärmende Streitigkeiten, Möbelrücken zur Unzeit, lebhafte Gespräche auf dem Balkon oder beim Rauchen vor der Kneipe, Rasenmähen am Abend, Ladetätigkeiten in aller Herrgottsfrüh - das sind die Ursachen, warum die Polizei in der Nacht ständig alarmiert wird. Keine andere Aufgabe hält sie nachts so sehr auf Trab wie solche Probleme. Im vorigen Jahr zählte die Bochumer Polizei (mit Herne und Witten) 9400 Einsätze. In diesem Jahr sind die Zahlen ähnlich.
Tagsüber wird die Polizei am meisten mit Verkehrsunfällen beschäftigt (35 pro Tag nur in Bochum), nachts aber, im geschützten Zeitraum von 22 bis 6 Uhr, ist es der Lärm der Nachbarn. Vor allem im Juli und August, wenn die Fenster geöffnet und die Gärten bevölkert sind, wählen die Bürger die 110, damit die Polizei für Ruhe sorgt. In diesen Monaten gibt es deshalb doppelt so viele Anrufe wie sonst.
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Die Beschwerden, sagt Polizeihauptkommissarin Judith Pavel, stellvertretende Wachleiterin in Bochum-Mitte, beträfen alle Gesellschaftskreise. Vor allem dort, wo man eng zusammenwohnt, in Mehrfamilienhäusern oder Reihenhäusern, muss die Polizei regelmäßig ausrücken. Allein in den Nächten zu Samstag und Sonntag ist dies jeweils allein in Bochum-Mitte ein Dutzend Mal erforderlich. Hintergrund in vielen Fällen: zu viel Alkohol und manchmal auch Drogen.
Wenn nichts anderes hilft, wird die Stereoanlage mitgenommen
Bevor ein Streifenwagen ausrückt, fragt die Polizei den Anrufer erst über Art und Umstände des Lärms aus. So will die Wache abklären, in welcher Besetzung sie losfährt. Im Regelfall kreuzen zwei Beamten auf. „Der Terminus ist: Ruhe bewahren“, sagt Judith Pavel. Der Name des Anrufers wird den Leuten an der Lärmquelle nicht verraten, um Repressalien zu vermeiden. Wenn alles gut läuft, herrscht danach Ruhe bzw. die Musik wird leiser. Wird die Polizei ein zweites Mal gerufen, droht sie vor Ort mit „Folgemaßnahmen“ und eine „Ordnungswidrigkeitsanzeige“ an. Beim dritten Mal sorgt sie dafür, dass die Lärmquelle versiegt: Die Beamten nehmen - zum Beispiel - die Stereoanlage mit. „Das vierte Mal darf es nicht geben“, stellt Judith Pavel klar.
Manchmal wird auch der Verursacher des Lärm mitgenommen: „Wenn jemand uns beim dritten Mal zeigt, dass er Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um weiter Krach zu machen, würden wir ihn in Gewahrsam nehmen.“