Bochum. Die meisten Menschen werden die diesjährige Fußball-WM in Brasilien vor dem eigenen Fernseher oder beim Public Viewing verfolgen. Der Bochumer Jan-Philip Kirschke tickt ein bisschen anders: Der 23-jährige Bochumer flog am Dienstag zum Zuckerhut und wird das Fußballfest dort live miterleben.
Jetzt mal ehrlich: Wer von uns freut sich eigentlich nicht auf die Grillpartys im Garten mit bis zu drei Fußballspielen am Stück? Die Weltmeisterschaft beginnt heute und der Großteil aller Bochumer wird vor dem Fernseher oder beim Public Viewing die Daumen halten für unsere DFB-Kicker. Jan-Philip Kirschke indes tickt da ein bisschen anders: Der 23-jährige Bochumer flog am Dienstag gen Zuckerhut und wird das Fußballfest dort live miterleben.
„Es wird wohl nie wieder ein geileres Fußballerlebnis geben“, meint der Sportstudent der Sporthochschule Köln, vor dessen eiserner Spar-Disziplin man eigentlich nur den Hut ziehen kann: Sieben Jahre lang, seit der Vergabe der WM nach Südamerika also, hat Kirschke Geld zur Seite gelegt. Damit die große Fahrt mit seinen Freunden Felix und Lorenz vor zwei Tagen endlich losgehen, der Flieger mit den drei Fußball-Fanatikern an Bord nach Sao Paulo abheben konnte. „Die Weltmeisterschaft hat immer einen besonderen Reiz“, sagt er: „So ein Champions League-Finale hast du doch jedes Jahr.“
Zugegeben: Der Neidfaktor dürfte beim geneigten deutschen Fußballverrückten schon jetzt relativ hoch sein, doch da geht noch mehr. Kirschke und seine Kumpels haben sich im Vorhinein nämlich gleich vier Karten gesichert, für die deutschen Gruppenspiele gegen Portugal und Ghana sowie die Partien Frankreich gegen Schweiz und Spanien gegen Holland. Bewusst hatte sich das Trio „nur auf die dicken Fische“, sprich die großen Spiele „konzentriert“.
800 Kilometer mit dem Flugzeug zurücklegen
Gar keine so risikolose Taktik, schließlich hätte Kirschke im schlimmsten Fall auch innerhalb des Gastgeberlandes weit reisen müssen – und ob die Reise dann zu stemmen gewesen wäre: zumindest fraglich. Erst in der vierten und somit vorletzten Verkaufsphase lief dann auch alles glatt, „deshalb ging uns vorher schon ziemlich die Pumpe“, sagt der 23-Jährige. Die ersten drei Begegnungen finden in Salvador statt. Um das Deutschland-Spiel gegen Ghana zu sehen, müssen Kirschke und seine Kumpels noch mal 800 Kilometer mit dem Flugzeug zurücklegen, in Richtung Fortaleza. Besonders schöner Nebeneffekt: Dort kann das Trio zusätzlich einen alten Schulfreund besuchen, der ebenfalls eine Karte hat.
Die Partien, für die die Bochumer Tickets haben, bilden also die Fixpunkte der Reise – und sonst? „Wollen wir das erstmal alles auf uns zukommen lassen“, sagt Kirschke. „Ich habe gehört, irgendwo soll die größte Wasserrutsche der Welt sein. Vielleicht fahren wir da mal hin.“ Ansonsten wollen er und seine Freunde natürlich so viele Spiele wie möglich „in public“ sehen, mit allen möglichen Nationen feiern. Wer am Ende des Turniers den goldenen Pokal erhalten wird, ist für Kirschke schon jetzt klar. „Ach ja, wir werden Weltmeister übrigens“, sagt er mitten im Gespräch.
Wenn das Finale angepfiffen wird, ist er aber wieder hier und einer von vielen, dürfte das Endspiel zuhause im Garten verfolgen, womöglich bei einer netten Grillparty. Er wird ganz schön viel zu erzählen haben.