Im Nachspiel der Beinahe-Katastrophe eines ICE in Köln im Juli 2008 wird der Ton rauer. Die Ermittlungen der Kölner Staatsanwaltschaft stehen kurz vor dem Abschluss.

Der Bochumer Verein Verkehrstechnik, Hersteller der in Köln gebrochenen Radsatzwelle, und größter Produzent von Radsätzen in Deutschland, reagiert mit Unverständnis auf Kritik der Bahn an der Haltbarkeit der Achsen. „Schließlich hat die Bahn ja die Normen für die Herstellung selbst mitentwickelt”, heißt es aus der Traditionsfirma. Die Deutsche Bahn wollte dies nicht kommentieren. Nur, dass man ebenfalls an einer schnellen Klärung interessiert sei.

Zugespitzte Formulierung

Der Verkehrsexperte der Grünen im Düsseldorfer Landtag, Thomas Becker, formuliert zugespitzt: „Ich frage mich, ob die Bahn mit ihren Vorwürfen von der eigentlichen Frage ablenken möchte. Und die lautet: Hat die Bahn wissentlich mit der Sicherheit ihrer Fahrgäste gespielt?” Becker erinnert daran, dass die Verkürzungen der Prüfintervalle von Radsätzen in der Vergangenheit „stets gegen den Widerstand der Bahn zustande gekommen sind”. Wenn die Bahn jetzt gegen die Industrie vorgehe, sei das ein „großes Theater”.

Hinweis auf die laufenden Ermittlungen

Mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen der Kölner Staatsanwaltschaft zum Achsbruch und dem Entgleisen eines ICE 3 am Kölner Hauptbahnhof am 9. Juli 2008 will sich der Bochumer Verein nicht zur aktuellen Debatte äußern. Damals war es in Köln zur Beinahe-Katastrophe mit 250 Fahrgästen gekommen.

Das Gutachten der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, das von der Kölner Staatsanwaltschaft ausgewertet wird, sei jedoch skeptisch zu beurteilen: „Wenn ich diese Prüf-Ergebnisse haben wollte, müsste ich alles, was ich hier habe, in Scheiben schneiden”, sagt ein Experte des Herstellers. Mit der heutigen Prüftechnik – sowohl bei der Bahn als auch in der Industrie – seien solche Details eben nicht festzustellen.

Weltweit führender Hersteller

Der Schmiedebetrieb als ein „weltweit führender Hersteller von rollendem Eisenbahnmaterial” (so eine Werbebroschüre) gewährleistet für seine Produkte „eine große Sicherheit, hohe Verfügbarkeit und ausgezeichnete Wirtschaftlichkeit”. Wer jetzt eine größere Haltbarkeit fordere, müsse einen größeren Durchmesser der Achsen und höheres Gewicht in Kauf nehmen, wie ein Insider der WAZ erläuterte.

Ergebnis in zwei Wochen

Denn die Kölner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass in etwa zwei Wochen ein Ergebnis der Auswertung des Gutachtens vorliege. Zu den bekanntgewordenen Ergebnissen eines Vorabgutachtens wollte sich Oberstaatsanwalt Günther Feld nicht äußern. Darin war von „Einschlüssen unzulässiger Größe” in dem Radsatz die Rede gewesen.

Oberstaatsanwalt Feld sagte zu möglichen Konsequenzen der aktuellen Ermittlungen nur knapp: „Das hängt alles vom Ergebnis der Auswertung des Gutachtens ab.”