Bochum. Im Rahmen des Detroit-Projekts werden nun zwei spektakuläre Kunst-Installationen eröffnet. Robert Kusmirowski erkundet dabei die Unterwelt, Michal Januszaniec arbeitet hoch über Bochum.

Seltsame Geräusche in den Katakomben unter der ehemaligen Zeche Prinz Regent. Sie kommen aus einem Raum, vollgepfropt mit Elektroschrott und Industriegerät. Was wurde hier betrieben mit all den Kabeln, den Tasteninstrumenten, welche Funktion hatten all die Schalter, die Hebel, die Rohre und Röhren, die Lampen und Leuchten, die nun unter Staub und Dreck, angerostet und angegammelt hier lagern? Wer hat hier gearbeitet? Ein Mad Scientist? Eine Spionageorganisation? Sound-Ingenieure oder gar ein Piratensender?

All das scheint möglich, den Archäologen der Bochumer Gegenwart - den Besuchern - werden diese Fragen aber von Robert Kusmirowski gestellt. Der 1973 geborene polnische Künstler hat im Rahmen des Detroit-Projektes die Installation „Der Keller“ eingerichtet, die ab Samstag (10.5., 14 Uhr, Vernissage) dem Publikum zugänglich sein wird.

Mike Tyson ist Tauben-Fan

Kusmirowski wurde schon als „genialer Fälscher“ bezeichnet. Seine Installationen sind Manipulationen der Realität. „Der Keller“ spielt dabei mit der Faszination für die Artefakte der Industriekultur. Nachdem im Erdgeschoss mit der Disco Zeche, den BoSy und - neu - der Folkwang-Popakademie längst schon Kultur die alte Industrieruine übernommen hat, installiert der Künstler nun eine retrospektiv aus der Zeit gefallene Kreativabteilung im Keller. Dafür hat er aus Polen gut eine Tonne Elektrokrimskrams importiert und liebevoll durcheinander arrangiert. Mit Mühe sind Arbeitsplätze zu erkennen, funktionelle Strukturen, aber auch chaotische, improvisiert wirkende Aufbauten. Sein persönliches Krautrock-Interesse spiegelt sich wieder, in historischen Klangerzeugern, wie im selbst erstellten Soundteppich, der sich als Loop über die Szenerie ergießt. Eine Techno-Grabkammer, die als reine Wunderkammer im Grunde nur Schauwerte liefert.

Die Ausstellungen

„The Pigeon Project“ ist im Exzenter-Haus (Universitätsstraße 60) ab 8.5., 18 Uhr (Vernissage) zu sehen. Vom 9.5. bis 4.7. ist die Installation Do & Fr, jeweils um 18 und um 19 Uhr geöffnet. Eintritt: 8, erm. 5 €, nur (!) über die Theaterkasse.

„Der Keller“ eröffnet am 10.5., 14 Uhr. Zu sehen: 10.5. bis 5.7.: Do + Fr, 17 bis 19, Sa + So, 14 bis 19 Uhr, Eintritt: 5 €, über Theaterkasse und direkt vor Ort (begrenztes Platzangebot).

Nicht unter der Erde, sondern hoch über Bochum hat Michal Januszaniec gearbeitet. Auch dieser Künstler ist Pole, 1977 geboren. Sein „The Pigeon Project“, das Tauben-Projekt ist ab heute (8.5., 18 Uhr) im Exzenter-Haus zu sehen. Im 13. Stock sind dann drei Leinwände zu sehen, die von der länderübergreifenden Faszination vom Brieftaubensport erzählen. Die Suche nach historischen, laufenden Bildern blieb für den gerne mit gefundenem Material arbeitenden Künstler erfolglos. So griff er auf anderes Material zu und erzählt unter anderem von der Faszination des Boxers Mike Tyson für Tauben. Der Schwergewichtschamp wird dabei von Schauspielhaus-Ensemblemitgleid Veronika Nickl gespielt.