Bochum. . Beim „Blitzmarathon“ in Bochum ist ein älterer Autofahrer aufgeflogen, der nicht nur zu schnell war, sondern auch keinen Führerschein besaß. Wie sich herausstellte gar seit 41 Jahren. Bis 14 Uhr hatte die Polizei 2093 Fahrzeuge kontrolliert, von denen 47 zu flott unterwegs waren.

Der ältere Herr war mit seinem kleinen Lieferwagen gar nicht besonders viel zu schnell: 61 km/ bei erlaubten 50 km/h. Abzüglich 3 km/h Toleranz hätte ihn das überschaubare 15 Euro gekostet. Trotzdem wird ihn seine relativ kleine Temposünde nun einen drei- oder gar vierstelligen Betrag kosten - denn er besaß keinen Führerschein. Das Auto musste er zwangsweise parken. Nach Erledigung der Formalitäten und dem hastigen Rauchen einer Zigarette stiefelte er zu Fuß weiter. Auf ihn wartet jetzt ein Strafverfahren. Wie sich im Nachhinein herausstellte, hatte er bereits vor 41 Jahren seinen Führerschein abgeben müssen.

Die Polizei hatte ihn am Dienstag - beim „24-Stunden-Blitzmarathon“ - an Bochums „Supermessstelle“ aus dem Verkehr gefischt: an der Königsallee in Höhe Wohlfahrtstraße. Diese Passage hatten sich Bochumer Bürger bei einer Internet-Abstimmung als Nr. 1 ausgesucht.

Binnen 2,5 Stunden 60 Tempoverstöße registriert

Dass auf der Königsallee oft zu schnell gefahren wird, ist der Polizei schon lange bekannt. Mehr als 100-mal hatte sie im vorigen Jahr dort geblitzt. Einmal wurde binnen 2,5 Stunden 60 Tempoverstöße registriert, davon waren sieben Kraftfahrer mehr als 21 km/h zu schnell. Sie bekamen nicht nur ein Verwarnungsgeld, sondern eine Ordnungswidrigkeitsanzeige. Heißt: mindestens 80 Euro Bußgeld, 28,50 Euro Verwaltungsgebühr und ein Punkt.

Bis 14 Uhr wurden 2093 Kfz kontrolliert

In der Zeit von 6 bis 14 Uhr hat die Polizei gestern 2093 Fahrzeuge in Bochum und Wattenscheid kontrolliert. Dabei wurden 47 Fahrerinnen und Fahrer herausgewinkt, weil sie zu schnell waren.

Demnach waren laut Polizei 2,25 Prozent aller Kontrollierten zu schnell unterwegs.

Bis 14 Uhr fiel ein Autofahrer ganz besonders hervor: Auf der Straße „Am Sattelgut“ in Dahlhausen fuhr er in einer Tempo-30-Zone 54 km/h.

Beim letzten „Blitzmarathon“ im Oktober 2013 waren in Bochum insgesamt 8056 Kfz kontrolliert worden. 1,49 Prozent von ihnen waren zu schnell.

Diese Sanktion kommt jetzt auch auf einen Autofahrer zu, der gestern an der „Supermessstelle“ gegenüber dem Bomin-Haus erwischt wurde. 77 km/h hatte er auf dem Tacho gehabt, als die Polizei ihre Kelle herausholte. „Der Fahrer sagte, er hätte einen Termin und es eilig gehabt“, berichtete der Erste Polizeihauptkommissar Rolf Greulich.

Königsallee besonders schützenswert

Die Königsallee, sagt er, sei an dieser Stelle von Wohnbebauung flankiert und besonders schützenswert. Dort würden auch ältere Menschen und Kinder leben. Hinzu käme, dass Bäume und parkende Auto die Sicht vom und zum Bürgersteig behindern würden.

Erst ab Oviedo-Ring dürfen die Kraftfahrer auf der Königsallee auf Tempo 70 beschleunigen. Für Anwohnerin Kornelia Breuer ist das allerdings viel zu schnell. Das Tempo-50-Gebot sollte auf der Königsallee auch südlich des Oviedorings bis nach Stiepel gelten. „Fast alle fahren da 90 oder 100, kaum einer 70“, beklagt sie. Außer Unfallgefahr sei auch der Lärm eine Belastung für die Anwohner, darunter ein Kindergarten. Hinzu käme der erhöhte Schadstoffausstoß. „Unser ganzes Klima leidet.“ Mangels geeigneter Ausbuchtungen könne die Polizei auf diesem gut ausgebauten Abschnitt auch nicht versteckt blitzen.

Der Blitzmarathon fand in Bochum zum sechsten Mal statt. Die Kraftfahrer haben sich in ihrem Verlauf mehr und mehr daran gewöhnt. Greulich: „Die Messungen werden von den Bürgern deutlich wahrgenommen. Und sie richten ihr Fahrverhalten positiv danach ein.“