Bochum. In Bochum sind immer mehr Fahrrad-Diebstähle zu beklagen - ganz im Gegensatz zum Landestrend, wo die Fallzahlen schon seit Jahren sinken. Die meisten Räder werden in Bochum auf offener Straße gestohlen. Die Schäden für die Opfer sind beträchtlich.

Wenn jetzt zum Frühling mehr und mehr Menschen auf Fahrrädern unterwegs sind, beginnt auch wieder die Zeit der Diebe. Sie sind im Raum Bochum außerordentlich aktiv. Seit dem Jahr 2010 sind die Fallzahlen bei den Fahrraddiebstählen in der Stadt Bochum kontinuierlich angestiegen. In vier Jahren haben sie sich ungefähr verdoppelt – auf 1223 Fälle im vergangenen Jahr. Im Landesdurchschnitt ist die Statistik auf diesem Gebiet hingegen seit langem rückläufig. Eine eindeutige Erklärung für dieses Phänomen hat die Polizei allerdings auch nicht.

Gestohlen werden Fahrräder „aller Preiskategorien“, sagte die Polizei auf WAZ-Anfrage, zunehmend auch E-Bikes. „Etwa 60 Prozent der Fahrräder werden auf der Straße, rund 40 Prozent aus Kellern, Garagen, Hausfluren, Gärten und sonstigen Örtlichkeiten entwendet.“ Der Schaden ist fast immer beträchtlich. Bei einem so genannten „schweren Fahrraddiebstahl“ (mit Beschädigungen von Sicherungen, Türen usw.) liegt er im Schnitt bei 1000 Euro, bei einem Diebstahl ohne Aufbruchsspuren bei 600 Euro. Zunehmend werden auch E-Bikes gestohlen, stellen die Ermittler fest. Dort liegt die durchschnittliche Schadenshöhe bei 1900 Euro.

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Auch im ganzen Polizeibezirk Bochum – mit Herne und Witten – wurden seit 2010 immer mehr Fahrräder gestohlen. Die Anzahl hat sich seit 2010 ebenfalls ungefähr verdoppelt. Auf 2677 im Jahr 2013. Teilweise schreibt die Kripo diese Entwicklung auch einer wachsenden Bedarf an Fahrrädern in Osteuropa zu. „Es verdichten sich Erkenntnisse, dass die Fahrradnachfrage in Osteuropa deutlich schneller steigt, als diese durch Hersteller und Händlerstrukturen gedeckt werden kann. Diese Nachfrage wird auch über den illegalen Markt befriedigt.“ Bisher seien aber keine großräumigen Hehlerstrukturen identifiziert worden. „Es scheint sich eher um kleinere, situative Netzwerke zu handeln.“

Aufklärungsquote ist sehr niedrig

Teilweise dürfte für den starken Anstieg der Fallzahlen auch eine Tätergruppe verantwortlich sein, die im vorigen August in Herne aufgeflogen ist. 130 Räder wurden sichergestellt. Ihre Beute hatten die Täter meist auf Floh- und Fahrzeugmärkten in der Umgebung verkauft.

Die Aufklärungsquote ist sehr niedrig, sie liegt im Vorjahr in Bochum bei 7,2 Prozent. „Das liegt unter anderem daran, dass in vielen Fällen die Fahrradrahmennummer nicht bekannt ist“, sagt die Polizei. Wenn die Ermittler bei einem Tatverdächtigen eine Vielzahl von Fahrrädern sicherstellten, von denen zu vermuten sei, dass sie aus Diebstählen stammen, könnten die Fahrräder meist nicht zurückgegeben werden, weil die rechtmäßigen Eigentümer erst gar nicht ermittelt werden könnten. „Dem Täter ist dann möglicherweise nicht nachzuweisen, dass das Fahrrad aus einem Diebstahl stammt. Schlimmstenfalls müssen Fahrräder sogar wieder ausgehändigt werden.“