Bochum. . Joel und Marvin Matip, beides Fußball-Profis, der eine in Schalke, der andere in Ingolstadt, verbrachten das Weihnachtsfest bei den Eltern in Bochum-Weitmar. Joel kümmerte sich um die Schnitzel, Marvin bereitete den Kaiserschmarren zu. Der Anpfiff zur Familiengeschichte ertönt 1981.

Joel brät die Schnitzel. Marvin bereitet den Kaiserschmarren zu. Beide kümmern sich um den Tannenbaum. Alle Jahre wieder: Die Aufgaben bei den Matip-Brüdern sind klar verteilt. Auf dem Spielfeld ebenso wie bei der Familienfeier an Heiligabend.

Die Matips: Das ist eine Familie, wie es sie in Deutschland höchst selten gibt. Bei Fußballfans klingelt’s sofort: Joel und Marvin Matip zählen neben den Benders, Kroos’ und Boatengs zu der Handvoll erfolgreicher Brüderpaare im Profifußball. Der eine kickt auf Schalke, der andere in Ingolstadt. Zuhause sind sie in Bochum. Genauer: in Weitmar.

Der Anpfiff zur Familiengeschichte ertönt 1981. Eva-Maria Stephan, Pfarrerstochter aus Thüringen und aufgewachsen in der Pfalz, hat es nach Bochum verschlagen. An der Evangelischen Fachhochschule studiert sie Heilpädagogik, parallel an der Ruhr-Uni Psychologie. Auf dem Campus lernt sie Jean Matip kennen und lieben. Der Kameruner, Spross eines Chirurgen am Augusta-Krankenhaus, lebt seit 1975 in Deutschland. An der Ruhr-Uni studiert er Chemie.

Alle drei Matip-Kinder bestehen ihr Abitur mit einer 1 vor dem Komma

Eva und Jean werden ein Paar, ziehen an der Friederikastraße zusammen. Sie findet Arbeit beim Roten Kreuz, baut die DRK-Alzheimer-Hilfe auf und gilt heute als eine der profundesten Expertinnen in Sachen Demenz. Er macht aus seiner Passion eine Profession, legt den Fußball-Trainerschein ab, coacht „als erster schwarzer Trainer in Bochum“ den FC Italia, wirkt gleichfalls beim DRK als Sportgruppenleiter und Demenzbetreuer, hält seiner Ehefrau den Rücken frei. Drei Kinder kommen zur Welt. Alle besuchen die Matthias-Claudius-Schule. Alle bestehen ihr Abitur mit einer 1 vor dem Komma. Der Stolz der Eltern könnte größer nicht sein.

– Tochter Rebecca (30) macht als Erstgeborene Karriere als Ärztin. Die Dermatologin arbeitet in einer Praxis in Gelsenkirchen. Mit ihrem Mann Martin (gleichfalls ein Arzt) macht sie ihre Eltern im August 2012 zu Großeltern: Der kleine Mika Elias ist der Sonnenschein der Familie.

– Marvin (28) erbt vom Vater die Fußball-Leidenschaft. Ein Nachbar holt ihn mit fünf Jahren zum SC Weitmar 45, wo er ein Jahr von Papa trainiert wird. Ab 1994 spielt er beim VfL Bochum, ehe er 2005 zum 1. FC Köln wechselt. Seit drei Jahren ist er beim FC Ingolstadt als Verteidiger und Mannschaftskapitän gesetzt.

– Joel (22) macht es seinem großen Bruder nach. Auch er beginnt als Knirps beim SC Weitmar. Auch er trägt bald das VfL-Trikot. Als der FC Schalke 04 ruft, wechselt er 2000 nach Gelsenkirchen, wo er in der Verteidigung schnell eine überragende Rolle spielt. So überragend, dass er wie sein Bruder aktueller Nationalspieler von Kamerun ist. Vater Jean (53) ist darüber „unglaublich glücklich“.

„Beide Karrieren waren nie geplant", sagt Mutter Eva-Marie 

„Beide Karrieren waren nie geplant. Es ist ein Geschenk, dass es so gekommen ist“, sagt Eva-Marie (60) in dem behaglich eingerichteten Wohnhaus an der Hattinger Straße, wo die Matips seit 18 Jahren zuhause sind. Die Familienbande sind eng. Die Tochter wohnt ums Eck. Joel hat als Single seit drei Jahren eine eigene Bude in Buer, nur fünf Minuten vom Stadion entfernt, ist aber häufig daheim. Marvin und Freundin Elsi hingegen machen sich rar. Sechs Stunden Fahrt lassen Heimaturlaube selten zu. „Aber wir sind ab und zu bei Heimspielen in Bayern. Und wir telefonieren einmal pro Woche“, berichtet die Mutter und betont, dass beide Brüder auch untereinander engen Kontakt halten. Herrscht länger Funkstille, ist Rebecca zur Stelle. „Die hält die Geschwister zusammen.“

Zu Weihnachten musste die große Schwester nicht aktiv werden: Die gemeinsame Feier ist den Matips heilig. Das Menü wird zuvor per Whats-App zusammengestellt. Drei Stunden wird getafelt.

Joel hat die Schnitzel gebraten, Marvin den Kaiserschmarren zubereitet. Beide haben sich um den Tannenbaum gekümmert. Alle Jahre wieder.

Marviin Matipdüste mit seiner Freundin am 1. Weihnachtstag in den wohlverdienten Urlaub. In Asien stärkt er sich für die Zweitliga-Rückrunde. Joel genießt das Hotel Mama an der Hattinger Straße über Weihnachten hinaus. „Ein stiller, zurückhaltender Typ, sehr verwachsen mit Familie und Heimatstadt“, so Vater Jean.