Bochum. . Der als „Uni-Phantom“ bekannte Serienvergewaltiger, der zwischen 1994 und 2002 über mindestens 22 Frauen hergefallen war, ist bis heute nicht gefasst . In Kürze verjährt bereits seine erste Tat. Aber die Kripo hat die Akten nicht geschlossen und will ihn fassen: „Die Chance besteht nach wie vor.“

Vor 20 Jahren schlug der Mann, der später als Uni-Phantom in die Bochumer Kriminalgeschichte einging, das erste Mal zu. Am 7. Januar 1994 vergewaltigte er in Sprockhövel ein zwölfjähriges Mädchen. Bis Dezember 2002 folgten in Witten, Hattingen, Gevelsberg und vor allem im Bochumer Uni-Gebiet, etwa am Laerholzwäldchen, mindestens 21 weitere Sex-Attacken auf Frauen. Der Täter löste damals die größte Fahndung der Bochumer Kripo seit Jahrzehnten aus. Doch bis heute konnte er entkommen, nicht einmal seine Identität ist bekannt. Sollte er trotzdem einmal gefasst werden (vorausgesetzt, er lebt noch), könnte er für seine erste Tat nicht mehr bestraft werden, denn nach 20 Jahren ist sie verjährt.

Kriminaloberrätin Andrea Stein.
Kriminaloberrätin Andrea Stein. © WAZ

Kriminaloberrätin Andrea Stein hatte damals die Ermittlungskommission „EK Messer“ geleitet. Die hieß so, weil der Täter die Frauen, denen er auflauerte, oft mit einem Messer bedrohte, bevor er sich an ihnen verging. 17-mal schaffte er es, sie zu vergewaltigen, fünfmal blieb es beim Versuch.

„Selbst heute noch werde ich gelegentlich auf diesen Fall angesprochen“

„Unter den Sexualstraftaten, in denen ich ermittelt habe, gab es einige Fälle, die unter die Haut gingen und die ich nie vergessen werde. Der Fall des EK-Messer-Täters hebt sich zusätzlich durch die Vielzahl der Taten, die Dauer und den Umfang unserer Ermittlungen ab“, sagte Andrea Stein jetzt auf Anfrage der WAZ. „In der damaligen Zeit beschäftigten uns die Gedanken an den Fall natürlich auch nach Dienstschluss. Selbst heute noch werde ich gelegentlich auf diesen Fall angesprochen.“

Im Laufe der Jahre waren damals rund 20.000 Männer überprüft worden, 10.000 davon per Speicheltest, denn der Täter hatte bei den Taten fast immer Körperspuren hinterlassen. Doch dieser Massentest brachte keinen Treffer, das Gleiche gilt für die vielen nächtlichen Polizeikontrollen und auch die Zuhilfenahme eines Fachmannes von Scotland Yard, ein „Geo-Profiler“.

Andrea Stein erklärt sich sein Entwischen so: „Der Täter wurde im Verlauf der Serie immer vorsichtiger und gab immer weniger von sich preis. Das hing sicherlich auch mit der besonders intensiven medialen Berichterstattung zusammen. So war er beispielsweise bei den letzten Taten maskiert.“

Möglicherweie hat er seine Lebensumstände geändert

Ende 2002 riss die Schreckensserie plötzlich ab. „Möglicherweise haben sich inzwischen seine Lebensumstände so geändert, dass er keine Sexualstraftaten mehr begehen kann oder will oder er hat einen anderen Weg gefunden, seine Machtbedürfnisse auszuleben“, sagt Andrea Stein. Heute stellt sich die Kripo den Mann so vor: zwischen Mitte 30 und Anfang 50 und mit der Sprechweise eines „typischen Ruhrgebietsbewohners“.

Die Kripo hat nicht aufgegeben, das Phantom doch noch zu fassen. „Die Chance besteht nach wie vor.“

Die Opfer waren zwischen elf und 44 Jahre alt, fast alle aber zwischen 15 und 33.

Hier die Tatorte und Tatzeiten: 

- Januar 1994, Obersprockhövel

- Sept. 1994, Obersprockhövel

- November 1994, Sprockhövel-Hiddinghausen

- August 1995, Witten-Buchholz

- Januar 1996, Obersprockhövel

- April 1996, Sprockhövel-Hiddinghausen

- Juni 1996, BO-Langendreer

- August 1996, Hattingen

- Mai 1997, BO-Querenburg

- August 1997, Gevelsberg

- August 1997, Obersprockhövel

- Sept. 1997, Obersprockhövel

- Oktober 1997, BO-Querenburg

- Oktober 1997, BO-Querenburg

- Nov. 1997, BO-Querenburg

- Juni 2000, Dortmund

- August 2000, BO-Querenburg

- Juli/August 2001, BO-Querenburg (nachträglich angezeigt)

- Juni 2002, BO-Querenburg

- Juli 2002, BO-Querenburg

- Oktober 2002, BO-Querenburg

- Dezember 2002, Langendreer

Hinweise bitte an die Kripo: 0234 909 4120 (-4441 außerhalb der Bürozeiten).