Bochum. . Immer mehr Einzelheiten zur Gewalt in einer Jura-Vorlesung an der Ruhr-Uni Bochum werden bekannt: Der Polizei liegen Zeugenaussagen vor, dass einige der maskierten Angreifer Teleskopschlagstöcke mitführten. Bis jetzt meldeten sich fünf Personen verletzt, darunter Prof. Georg Borges. Die vier Festgenommenen sind wieder frei.
Einen Tag nach der folgenschweren Auseinandersetzung in einer Jura-Vorlesung der Ruhr-Universität Bochum zeichnet sich ein noch brutaleres Bild der Ereignisse. „Wir haben Zeugenaussagen, die besagen, dass einige der Maskierten Teleskopschlagstöcke dabei hatten und diese auch benutzten“, so ein Polizeisprecher gegenüber der WAZ. Die Zahl der Verletzten stieg mittlerweile auf insgesamt fünf Personen, vier Studenten und Prof. Georg Borges. Dabei handele es sich um Prellungen und andere von Schlägen herrührende Blessuren.
Die Ermittlungen des polizeilichen Staatsschutzes laufen mittlerweile auf Hochtouren. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wurden die vier tatverdächtigen jungen Männer wieder auf freien Fuß gesetzt. Sie haben sich laut Polizei nicht zu den Vorwürfen geäußert. Die Polizei vernimmt noch weitere Zeugen, die Angaben zum genauen Ablauf des Geschehens machen können.
Mittlerweile werden auf einschlägigen Internetseiten der linken und rechten Szene etliche Kommentare und auch Darstellungen des „geouteten“ mutmaßlichen Dortmunder Neonazis veröffentlich. Auf einem Foto ist deutlich ein Maskierter zu erkennen, der eine Kamera bedient. Im Hintergrund des Hörsaals sind weitere Vermummte, die sich im Raum verteilt haben, zu sehen.
Ermittlungen nun auch wegen Körperverletzung
Die Polizei lässt keinen Zweifel daran erkennen, dass sie den in seiner Brutalität bislang einmaligen Vorfall in einer Einrichtung der Ruhr-Universität sehr ernst nimmt. Der Leiter des Staatsschutzes, Leo Heitfeld, gegenüber unserer Redaktion: „Wir ermitteln jetzt wegen Hausfriedensbruch, Körperverletzung und Nötigung. Wir suchen dringend weitere Zeugen, die Angaben zu der Tat machen können.“ Es sollen sich bis zu 250 Studierende in diesem gerade erst fertiggestellten Hörsaal in der Innenstadt (ehemalige Stadtbadgalerie) befunden haben.
Fest stehe, so die Polizei, dass sich die Täter – eine Gruppe von bis zu 20 Personen – nachher in der Stadt, vor allem auf dem Weihnachtsmarkt, verteilt hatten. Offenbar gab es Unterstützer, denn, die Ruhr-Universität teilt mit, dass auch auf dem Campus selbst Plakate und Handzettel mit dem Gesicht des mutmaßlichen rechtsextremen Studenten verteilt worden seien. Das Rektorat ließ diese jedoch bereits entfernen.
Rektor und AStA verurteilen einhellig die Gewalt
Das Rektorat der Ruhr-Universität verurteilt in einer ersten Stellungnahme den tätlichen Angriff auf den Juristen Prof. Dr. Georg Borges. Auch das „gezielte Anprangern eines Jura-Studenten“ in der Vorlesung sei nicht hinnehmbar. „Jedwede Form der Gewaltanwendung ist absolut indiskutabel. Wir können es nicht dulden, dass Mitglieder unserer Universität so massiv angegangen werden. Das verletzt die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen und ist nicht hinnehmbar“, so Rektor Prof. Elmar Weiler. Die Hochschule trage außerdem die Verantwortung dafür, dass sich jeder auf dem Campus sicher fühlen und sich frei bewegen könne. Das Recht auf Unversehrtheit und Sicherheit gelte für Professoren, Mitarbeiter und Studierende gleichermaßen.
Zugleich distanziert sich das Rektorat „unmissverständlich von jeglicher radikalen oder extremen politischen Gesinnung“. Weiler stellt klar: „Rechtsradikale oder rechtsextreme Gedanken haben an der RUB keinen Platz – aber unsere Methode in der Auseinandersetzung damit ist der Diskurs und nicht Menschenhetze oder Gewalt.“
Zweck heiligt keine Gewalt
In einer eigenen Erklärung setzt sich der AStA der Ruhr-Universität mit dem ernsten Vorfall auseinander: „Aus unserer Sicht widerspricht der gewaltvolle Protest einem friedvollen Zusammenleben auf unserem Campus – auch beim Kampf gegen rechts heiligt der Zweck keine Gewalt“, so der AStA. Dabei betont die Vertretung der Studierenden, dass rechtsradikales Gedankengut in der Gesellschaft und besonders an der Hochschule keinen Platz haben dürfe. „Anhänger dieser Ideologien disqualifizieren sich für die Teilhabe an einer toleranten und weltoffenen Ruhr-Universität.