Bochum. . Eine gestiegene Wahlbeteiligung, der direkte Einzug der beiden SPD-Kandidaten Axel Schäfer und Michelle Müntefering in den Bundestag und bedröppelte Mienen bei der FDP.
Die gute Nachricht gleich zu Beginn: Die Bochumer Bürger haben gezeigt, dass sie das Interesse an der Politik nicht verloren haben. Das zeigt die gegenüber der Bundestagswahl 2009 gestiegene Wahlbeteiligung. Sie kletterte von 71,11 % leicht. Gegenüber den mageren 60,72 Prozent bei der Landtagswahl ist dies jedoch ein Quantensprung.
Dagegen fiel die Analyse der großen Parteien am Abend im Rathaus recht verhalten aus, was naturgemäß am noch bis zum späten Abend unklaren Bundesergebnis lag. Immerhin freute sich der CDU-Parteivorsitzende Christian Haardt über das „herausragende Bundesergebnis“. Sein Kollege im Amt und Landtag von der SPD, Thomas Eiskirch, sprach mit Blick auf Berlin davon, dass dies „kein guter Tag für die Sozialdemokratie“ sei.
SPD holt wieder beide Direktmandate
Axel Schäfer wird wieder direkt gewählt und kann sich beim Erststimmenergebnis von 43,3 (2009) auf jetzt 44,16 % steigern. Direkt in den Bundestag ein zieht zum ersten Mal Michelle Müntefering für die SPD. Sie kandidierte für den Wahlkreis Bochum/Herne. Aus dem Stand holte sie 48,88 Prozent der Stimmen.
Doch für sozialdemokratische Freudentänze reichten diese Erfolge nicht. Im Gegenteil – im kleinen Ratssaal des Bochumer Rathauses fanden sich die Parteigänger beizeiten ein, um sich zunächst bei wenig tröstlichem Orangensaft oder Mineralwasser auf die erste Prognose vorzubereiten. Es dominierten Stöhn-, Brumm- und Zischlaute, der Beifall, der Jubel, der fiel verhalten aus. Später gab’s dann noch Sekt und Bier, was die allgemeine Stimmung nur vorübergehend aufhellte (etwa CDU und Linke). Eine Politikerin raunte einem Bekannten im Vorbeigehen zu: „So still hab’ ich das Rathaus in einer Wahlnacht selten erlebt.“
Immerhin konnte Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz, die sich am Sonntag trotz ihres SPD-Parteibuches, als Kreiswahlleiterin streng neutral zu verhalten hatte, froh mitteilen, dass es bei der Wahl keine Zwischenfälle gegeben habe. „Wenn wir von der Panne bei der Briefwahl absehen.“ Doch sei die Zahl der durch die Verwechslung der Wahlkreise ungültig gewordenen Stimmen auf eine niedrige dreistellige Zahl begrenzt.
Ein beachtliches Ergebnis erzielte der prominente Bochumer Norbert Lammert, (CDU) der mit seinem Top-Listenplatz ebenso sicher wieder in den Bundestag einziehen wird wie Sevim Dagdelen (Linke) und Frithjof Schmidt (Die Grünen).