Herne. . Die Frau von Franz Müntefering will nicht im Schatten ihres bekannten Mannes stehen. Den Wahlsieg feierten beide in den Flottmannhallen. Die 33 Jahre alte SPD-Direktkandidatin ist gelernte Journalistin und fuhr im Wahlreis Herne II ein gutes Ergebnis ein.
Dies ist ihr Abend. Es ist kurz vor 18 Uhr, kurz vor der ersten Hochrechnung, als Michelle Müntefering zur SPD-Wahlparty in den Herner Flottmannhallen stößt. 33 Jahre jung, gelernte Journalistin, SPD-Direktkandidatin im Wahlkreis Herne-Bochum II und eben Frau von ihm. Doch genau das soll hier und heute keine Rolle spielen. Und deshalb ist er, der SPD-Grande Franz Müntefering, zwar dabei, aber eben nur im Hintergrund.
Gutes Ergebnis erzielt
Sie schüttelt Hände, dreht ihre Runden, umarmt und er schweigt. Auch er kennt hier an diesem Abend viele Menschen, begrüßt, plaudert, aber kein Ton für die Öffentlichkeit, keiner für die anwesenden Journalisten. Bei der ersten Hochrechnung stehen sie Seit an Seit, beobachten konzentriert die Leinwand mit der Fernseh-Übertragung. Der Sieg für die CDU: deutlicher als erwartet. Die SPD: besser als vor vier Jahren, aber alles andere als brilliant. Und dann die FDP: 4,7 Prozent und damit vermutlich nicht mehr im Bundestag. Die Menschen in der Halle jubeln auf, klatschen. Michelle Müntefering und ihr Ehemann, auch sie strahlen, applaudieren.
18.40 Uhr dann gibt es erste Zahlen für sie selbst. Nach vier ausgezählten Wahlbezirken liegt Michelle Müntefering bei 51,2 Prozent. Sie bläst die Backen auf, prustet erleichtert. 50 plus hatte sie im Wahlkampf als ihr Ziel ausgegeben. Es scheint aufzugehen.
Gerd Bollmann, ihr Vorgänger, hatte zuletzt 51,3 Prozent für die SPD geholt, allerdings ohne einen direkten Gegenkandidaten der Linken. Nun ist der Ehemann einer ihrer ersten Gratulanten. Umarmung, Kuss für die junge Bundestagsabgeordnete.
Manchmal holpern ihre Sätze
Ihre Zahlen werden sich halten. Als Zweidrittel der insgesamt 231 Wahlbezirke ausgezählt sind, als sie immer noch 49,6 Prozent erreicht, steigt sie auf die Bühne und bedankt sich bei ihren Parteifreunden für deren Arbeit im Wahlkampf. Dass sie nervös ist, wie sie selbst sagt, man merkt es ihr kaum an. Im braunen Kleid im 50er-Jahre-Stil steht sie auf der Bühne und sagt die Worte, die von einer Kandidatin erwartet werden.
Nur wer genau hinhört, wird merken, dass ihre Sätze manchmal etwas holpern. Und er, Franz Müntefering, der sich gerade nach Jahrzehnten aus dem Bundestag verabschiedet hat. Er genießt und schweigt. Ganz Mann an ihrer Seite.