Bochum. . Ein trauriges Ehedrama hat sich in Bochum-Weitmar ereignet. Im August hatte ein 83-jähriger Mann seine 85 Jahre alte Frau erschossen, die Tat vor Gericht gestanden. Nun schied auch er selbst im Justizvollzugs-Krankenhaus Fröndenberg aus dem Leben. Hintergrund soll ein geplanter Doppelsuizid sein.
Nach einem großen menschlichen Drama in Bochum-Weitmar ist jetzt ein weiterer Mensch verstorben. Es geht um ein Ehepaar, das dort allein in einer Wohnung lebte. Der 83-jährige Ehemann hatte gestanden, am 19. August seine Frau (85) mit einem Pistolenschuss in den Kopf getötet zu haben.
Er soll einen Doppelsuizid beabsichtigt haben, kam dann aber in U-Haft, weil die Staatsanwaltschaft dem Verdacht nachging, ob es sich um einen „Totschlag“ handelt. Doch die Akte wurde jetzt geschlossen, weil sich der 83-Jährige vor wenigen Tagen im Justizvollzugs-Krankenhaus Fröndenberg offenbar selbst getötet hatte, angeblich durch Erhängen. Den Tod des Rentners bestätigte die Staatsanwaltschaft am Freitag auf WAZ-Anfrage.
Pistole legal besessen
Wie berichtet hatte die Polizei am Morgen der Tat in der Wohnung des Paares die Leiche der Frau gefunden und den anwesenden Ehemann festgenommen. Die Pistole soll er als früherer Schütze legal besessen haben. Informiert worden war die Polizei durch einen Notruf, nachdem in der Wohnung ein Schuss gefallen war.
Wie Egbert Schenkel, der Verteidiger des 83-Jährigen, am Freitag auf Anfrage sagte, sollte es sich tatsächlich um einen Doppelsuizid handeln. Mehr konnte oder wollte er nicht sagen.
Die Eheleute sollen den Freitod wegen zunehmender Gebrechlichkeit und aus Angst vor einem möglichen Heimaufenthalt gewählt haben. Nur wegen technischer Probleme mit der Waffe soll der 83-Jährige nach seiner Frau nicht auch sich selbst sofort das Leben genommen haben.
Das hat er nun im Justizvollzugs-Krankenhaus, offenbar in seiner Verzweiflung, nachgeholt. Ohnehin war er auf die Krankenstation der JVA nur deshalb gekommen, weil er psychisch enorm belastet war und als hochgradig suizidal eingeschätzt wurde. Anwalt Schenkel hatte den Mann noch einige Tage vor dessen Tod im Krankenhaus besucht.
Suizide oft Folge einer Depression im Alter
Das Strafverfahren ist nun hinfällig. Ohnehin wäre es enorm schwer geworden, die Tat jurististisch genau fassen oder gar eine konkrete „Strafe“ festzusetzen angesichts der rein menschlichen Dimension dieses Falles. Außerdem: Die Grenze zwischen „Tötung auf Verlangen“ und „Totschlag“ ist sehr fließend und hochkompliziert.
Suizid ist oft die Folge einer Depression im Alter. Vor allem ältere Männer ab 65 scheiden freiwillig aus dem Leben. „Depression im Alter ist schwer zu erkennen“, sagt die Bochumer Dipl.-Psychologin Manuela Sieg, Leiterin der evangelischen Beratungsstelle der Diakonie, eine Anlaufstelle für Lebens-, Alters- und Familienprobleme. „Denn wenn die Menschen von Beschwerden und Symptomen berichten, dann werden sie oft den Erkrankungen zugeordnet, die ältere Menschen sehr häufig haben.
Es wird zu selten an die Möglichkeit einer beginnenden schweren Depression gedacht.“ Seelisches Leid würde bei älteren Menschen nicht nur von außen dem normalem Alterungsprozess zugeschrieben, auch sie selbst könnten nur schwer erkennen, dass sie professionelle psychologische oder psychiatrische Hilfe bräuchten.