Bochum. Nach den heftigen Regenfällen vom 20. Juni bot der Bezirk Nord Betroffenen im Gerther Amtshaus bei einer Bürgerversammlung die Gelegenheit, ihrem Ärger Luft zu machen.
Der kleine Sitzungssaal im Gerther Amtshaus konnte Mittwochabend die vielen Teilnehmer der Bürgerinformationsversammlung kaum fassen. Zum Thema „Starkregen am 20. Juni“ hatte Bezirksbürgermeisterin Susanne Mantesberg all’ jene Anwohner im Bochumer Norden eingeladen, die um Hilfe gebeten hatten. Dass viel mehr kamen, zeigte den enormen Grad der Betroffenheit.
Viele haben bis heute mit den Folgen der Wassermassen zu kämpfen, einige bangten gar um ihr Heim. Schnell wurde klar: Die Nerven liegen blank, das Misstrauen gegen die Stadt ist groß. „Dieser Starkregen war kein einmaliges Ereignis; wir haben seit Jahren regelmäßig die Keller voller Wasser. Das ist nicht länger hinnehmbar“, schilderte Walter Suttrop die Situation von der Alte Werner Straße.
„Eine nie gekannte Dimension“
Karl-Heinz Ahlbach vom Tiefbauamt hatte zuvor erklärt, das Kanalnetz sei für solche Regenmengen wie am 20. Juni nicht angelegt: „Eine nie gekannte Dimension“. Mantesberg vermittelnd: „Wir wollen Ursachensuche betreiben, um solche Schäden künftig zu vermeiden. Ihre Hinweise sollen in die Planungen einbezogen werden.“
Viele Bürger waren überzeugt: Die heutigen Kanälen seien zu klein. Sie warfen der Stadt vor, Wohnsiedlungen zu sehr verdichtet zu haben, wie etwa am Ecksee, obwohl dort die besondere topographische Lage bekannt gewesen sei. Wolfgang Brackwehr wies darauf hin, dass der Harpener Bach oft zugewachsen sei und häufiger gereinigt werden müsste. Zudem hätten die Bewohner mit den schlammigen Ausschwemmungen der Felder zu kämpfen. „Deiche wären eine Hilfe. Ecksee liegt nun einmal tiefer.“
Wenig Hoffnung auf Ausgleichszahlung
Brackwehrs Schadensanspruch wurde übrigens ablehnt; der kommunale Versichererer wollte nicht zahlen. Insgesamt seien beim Rechtsamt rund 20 Fälle auf Schadensersatz eingegangen, erläuterte Stephan Heimrath (Bußgeldangelegenheiten). Er machte ihnen indes wenig Hoffnung auf Ausgleichszahlung: „Die Folgen solch eines Regens sind nicht durch Fehlverhalten der Stadt verursacht worden.“
2014 wolle die Stadt ein Regenrückhaltebecken an der Ecke Ecksee/Bockholtstraße bauen, das sollte Rückstaus künftig verhindern, so Ahlbach. Er appellierte an die Hauseigentümer, mitzuziehen. „Das Regenwasser sollte offen aus den Gärten abgeleitet werden, dazu wären Gräben nötig.“
Tiefbauamt versprach, die Idee aufzugreifen
Ecksee-Anwohner Stefan Wachholz beruhigte die aufgebrachten Gemüter im Saal, indem er mehr Dialogbemühen anmahnte: „Die Stadt sollte die Gesprächsbereitschaft beibehalten und die Leute anschreiben, um über neue Pläne zu informieren. Sonst erfährt man ja nichts.“
Das Tiefbauamt versprach, die Idee aufzugreifen. „Bis Jahresende wollen wir die erste Runde abarbeiten. Weil wir nicht genügend Mitarbeiter haben, werden wir ein externes Büro beauftragen.“ So wollen Verwaltung und Bürger gemeinsam jeweils straßenbezogen das Problem angehen.
Achim Mantke (Tiefbauamt) bot den Bürgern zudem auf Wunsch individuelle Beratung zur Grundstücksentwässerung an.
In der nächsten Woche gibt es weitere Versammlungen in Nord. In den übrigen Bezirken wird es keine eigens zum Thema angesetzten Bürgerversammlungen geben. Bezirksbürgermeister Norbert Busche (Ost) will in der Sitzung am 19. September diskutieren, Anwohner sind eingeladen; in Süd, Südwest und Mitte gab es nach Angaben der Bürgermeister keine so gravierenden Schäden wie im Bochumer Norden.