Bochum. Nicht nur die Konzerte und vielen Programmpunkte machen das Zeltfestival Ruhr aus - auch der Markt der Möglichkeiten trägt seit Jahren zum großen Erfolg bei. An 100 Ständen gibt es Schmuck, Mode, Dekoration, Accessoires und Gewürze, aus aller Welt, aber auch dem Ruhrgebiet. Wir stellen fünf regionale Stände vor.
Ob der Rekord aus dem Vorjahr mit 130.000 Besuchern getoppt wird, steht noch nicht fest. Sicher ist: Es ist auch diesmal der „Markt der Möglichkeiten“, der das Zeltfestival Ruhr zum Erfolgsformat macht.
„Einen Markt in dieser Qualität und Vielfalt findet man weit und breit nicht“, sagt Peter Lihs, der den Basar seit dem Festival-Start vor fünf Jahren betreut und bestückt. Das Ziel war von Beginn an klar definiert: „Das Flair, die Wertigkeit, der Wohlfühlfaktor des Festivals soll sich auf dem Markt widerspiegeln.“ Dafür ist der 50-Jährige, der bis vom Kurzem den Szenehandel „Luisposter“ an der Brüderstraße betrieben hat, im In- und Ausland unterwegs – auf der Suche nach Händlern und Handwerkern, die das Besondere, Extravagante bieten. Keine Massenware, keine Fließbandarbeiten, sondern Unikate möglichst aus eigener Fertigung.
Händler aus Südafrika, Mexiko und Peru sind dabei
Auch in diesem Jahr ist der Mix gelungen. An 100 Ständen (zum Auftakt 2008 waren’s erst 35) wird eine reiche Auswahl an Schmuck, Mode, Dekoration, Accessoires, Gewürzen und Präsentideen aller Art offeriert – oft zu überraschend bezahlbaren Preisen. Aus Südafrika, Mexiko und Peru sind Händler angereist und ergänzen das Angebot der lokalen und regionalen Aussteller. Die meisten sind seit Jahren dabei – was für die Umsätze während der 17 Festivaltage spricht.
13 Bochumer Hobbyhandwerker und Firmen sind noch bis zum 1. September vertreten. Alle Händler sind beim „Tag des Marktes“ am Montag, 26. August, dabei. Ab 18 Uhr präsentieren sie sich und ihre Arbeiten auf der Piazza-Bühne. Den Abschluss bildet eine Modenschau des Boom-Store.
Wir stellen fünf regionale Stände vor
Für die WAZ hat Peter Lihs die nach seiner Einschätzung fünf spannendsten heimischen Teilnehmer ausgesucht, die wir auf dieser Seite vorstellen.
"Woanders ist auch scheiße“: Das Ruhri-Bekenntnis des weisen Frank Goosen hat Roland Ebbing und seinem Geschäftspartner Knut Schneider neue Dynamik verliehen. 2008, mit Blick auf die Kulturhauptstadt, hatten sie ihr Revierlabel „Grubenmann“ gegründet. Zu T-Shirts und Kaffeetassen gesellten sich alsbald Schlüsselbänder, Aufkleber, Postkarten. Der Goosen-Spruch kurbelte die Geschäfte an – auch auf dem Zeltfestival, wo der Grubenmann seit dem Start vor fünf Jahren präsent ist. Verkaufsrenner: Goosens „Scheiße“-Fußmatte. Gleichfalls begehrt: ein Frühstücksbrettchen. Aufschrift: „für zum Knifte
schmieren.“ Toffte!
Über Geldsäcke wird derzeit viel geschrieben. Vor Claudia Kaltwassers Nähmaschine ist keiner sicher. Die 44-Jährige näht daheim in Laer aus Original-Geldsäcken der Deutschen Bundesbank Taschen, Geldbörsen, Handy-Behälter, Türstopper, Überzieher und Schlüsselanhänger. Das Rohmaterial ist aus Jute: „robust, waschbar und gut formbar“, schwärmt die Hobbyhandwerkerin, die die Sack-Vorräte über einen Bekannten bezieht. „Inzwischen sind sie aber auch bei Ebay erhältlich.“
Verkaufsrenner bei ihrem ersten Festival-Auftritt mit „Taschen-Tick“ ist ein Produkt, das erst in gut drei Monaten zum Einsatz kommt: ein Adventskalender.
Wolfgang Harbott kennt sich mit filigranem Handwerk aus: 46 Jahre hat der Bochumer als Feinmechanikermeister an der Ruhr-Uni gearbeitet. Frühzeitig hat er mit Ehefrau Maike Boldt für einen ausgefüllten Ruhestand vorgesorgt: Unter dem Markennamen
„Holla di Polla“ fertigt der 66-Jährige in seiner Schmuckwerkstatt daheim am Castroper Hellweg Ringe, Ketten, Anhänger und Colliers. Werkstoffe sind meist Edelstahl und Kautschuk. Auf dem ZFR-Markt ist der Gerther zum vierten Mal dabei: „Es macht großen Spaß.“ Diesmal besonders gefragt: ein Ring mit Lavastein.
Carolin Stewens Tante ist längst verstorben. Als Marke lebt das waschechte Reviermädchen fort. „Else Walter“ hat die Stiepelerin als Markenzeichen für ihre handgenähten Einzelstücke gewählt. Verspielt, verblümt und nostalgisch kommen ihre Gürtel (genannt „Tortenband“), Taschen, Kissen oder Schlüsselanhänger für Kinder und designbewusste Eltern daher, allesamt gefertigt im Atelier von Liebeley an der Alten Hattinger Straße. Am Stand im Festival-Marktzelt werden auch
Herren bedient: u.a. mit einer Handytasche aus Krupp-Hemden, benannt nach Elses Ehemann Karl Walter.
Ihr Südseeperlenring dürfte mit 4368 Euro der teuerste Artikel auf dem Zeltfestival-Markt sein. „Wir sind dennoch überzeugt, hierher zu passen“, sagen Doris Kraft und Nicole von Berswordt-Wallrabe. Seit 14 Jahren führen sie in Weitmar Mark das Fachgeschäft „Feingehalt“. Erstmals präsentieren die Goldschmiedemeisterinnen ihre hochwertigen Schmuckstücke in diesem Jahr auf dem „Markt der Möglichkeit“ – sicherheitshalber unter Glas. „Mit unserem Sortiment stechen wir heraus“, wissen beide.
„Aber der Zuspruch der ersten Woche zeigt, dass wir alles richtig gemacht haben.“