Bochum. Vor dem Strafgericht werden in dieser Woche mehrere Fälle von Metalldiebstählen verhandelt. Am Dienstag zum Beispiel wurde ein Täter verurteilt, weil er einen Heliumdruckbehälter der Ruhr-Universität im Wert von 40.000 Euro erbeutet hatte. Er und seine Komplizen hatten das Ding damals für nur rund 1000 Euro verscherbelt.
Zahlreiche Buntmetalldiebstähle in den vergangenen Monaten halten zurzeit die Bochumer Strafgerichte auf Trab. Nachdem bereits am Montag ein Metalldieb (24) verurteilt worden war, der Kupferregenrohre von Hauswänden abmontiert hatte, bekam gestern ein 28-jähriger Bochumer seine Strafe.
Er hatte mit drei Komplizen vom Gelände der Ruhr-Universität einen Heliumdruckbehälter gestohlen, der einen Wert von 40.000 Euro hatte. Nachher verkaufte er das 500 Kilo schwere Gerät an einen Schrottgroßhandel, wo es auseinandergebaut wurde, um das Metall neu zu verwerten. Der Verkaufspreis lag bei etwa 1000 Euro, hieß es im Prozess. Der Angeklagte, sagte Verteidiger Egbert Schenkel, habe „nicht gewusst, dass das Ding 40.000 Euro wert ist“. Die Ruhr-Uni musste das teure Forschungsgerät ersetzen, wie sie gestern auf Anfrage mitteilte.
Die Tat war bereits im April 2011 passiert, beschäftigte die Justiz aber bis heute. Der Heliumdruckbehälter hatte im Forschungsbereich für Physik in einer Gitterbox gestanden. Die Täter brachen eine Flügeltür zur Box auf und hievten den Koloss auf einen Transporter.
Täter sind auch an Bahnstrecken aktiv
Die damals treibende Kraft, ein Klüngelskerl (49) aus Bochum, ist bereits 2012 zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Der erst gestern angeklagte Komplize, ein arbeitsloser, wegen Diebstahls vorbestrafter Familienvater, kam vor dem Amtsgericht unter Vorsitz von Werner Pattard mit 18 Monaten Haft auf Bewährung und 200 Sozialstunden davon. Die Strafe bekam er auch für zwei weitere Diebstähle. Unter anderem hatte er in einem Bochumer Stahlwerk mehrere Säcke mit neuen Teilen für den Gleisbau gestohlen und mit einem Mietfahrzeug weggeschafft. In der Anklage standen 19 Tonnen Beute. Das konnte aber nicht stimmen, weil das Fahrzeug nur ein Lieferwagen war. Das Gericht ging dann von nur einer Tonne Beute aus.
Am Mittwoch (7. August) geht die Metalldieb-Prozessreihe weiter. Ein 45-jähriger Bochumer soll an Bahnstrecken Kupferkabel erbeutet haben. Es geht um fünf Fälle. Bis zu 20.000 Euro Schaden soll er angerichtet haben.
Vier Euro für ein Kilo Buntmetall
Der Sprecher der für Bochum zuständigen Bundespolizei Dortmund, Volker Stall, sagte am Dienstag der WAZ: „Wir verzeichnen wöchentlich mehrere Anzeigen wegen Buntmetalldiebstählen.“ Die Anzahl der Fälle im ersten Halbjahr 2013 sei aber im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 40 Prozent rückläufig, offenbar weil auch die Preise gesunken sind. Derzeit soll es im Schrotthandel für ein Kilo Buntmetall etwa vier Euro geben.
Stall warnt vor der Lebensgefahr beim Kupferdiebstahl an Bahnstrecken: Dort fließt teilweise Starkstrom - 15.000 Volt.
Die Täter sind knapsen an den Bahnstrecken nicht nur Kupferkabel ab, sondern auch Lichtwellenleiterkabel. Weil diese anders als Kupferkabel nicht repariert werden können und deshalb komplett ausgetauscht werden müssen, entsteht dabei eine beträchtlicher Sachschaden. Hinzu kommen Störungen im Bahnverkehr.