Bochum. Für die Stahlarbeiter des Bochumer Nirosta-Werks sah vor knapp einem Jahr die Zukunft düster aus. Doch mittlerweile sieht die Gewerkschaft IG Metall Perspektiven für den Standort Bochum und somit auch für die rund 450 Mitarbeiter. Die Flüssigphase beim Edelstahl in Bochum werde bis auf Weiteres fortgeführt.
Es ist noch kein Jahr her, dass der Vorstandschef von Outokumpu, Mika Seitovirta, am 8. Februar vor Bochumer Stahlarbeitern im Nirosta-Werk sprach. Da sah die Zukunft des Standortes düster aus. Vor allem, als Seitovirta, der ab Januar – wenn Outokumpu seine Mehrheit über die ehemalige Thyssen-Krupp-Tochter auch sozusagen anwenden kann – die Kriterien für die Zukunftschancen der Standorte offen legte.
Positive Signale zum Jahreswechsel
Da standen die Energiekosten, die Kosten und die Dauer von Genehmigungsverfahren (Deponie Marbach lässt grüßen) und die Nähe zu den Kunden ganz oben in der Hierarchie. Kurz vor dem Jahreswechsel und damit dem Besitzübergang, der erst möglich wurde, nachdem die EU Anfang November Grünes Licht gegeben hatte, und zwar unter der Bedingung, dass sich Outokumpu vom modernen Edelstahlwerk im italienischen Terni trennt. „Wir werten dies sehr positiv für den Standort Bochum mit seinen rund 450 Mitarbeitern“, sagt die scheidende 1. Bevollmächtigte der Bochumer IG Metall, Ulrike Kleinebrahm. Nach gültigem Vertrag mit den Finnen müsse 2015 die Wirtschaftlichkeit des Bochumer Stahlwerks erwiesen werden. Erst dann gehe es darum, ob es eine Zukunft über 2016 hinaus gebe.
Wenn im nächsten Jahr die Flüssigphase am anderen Nirosta-Standort in Krefeld ausläuft, werde reichlich Tonnage zusätzlich nach Bochum kommen. Das freut auch Klaus Pachulski, Betriebsratsvorsitzender des benachbarten Thyssen-Krupp-Stahl-Walzwerkes mit rund 2500 Beschäftigten. „Aber wie es weitergeht, hängt natürlich dann von der Entwicklung des Stahlbereiches ab.“
Kurzarbeit auch im nächsten Jahr
Offizielles Statement von Thyssen-Krupp-Stahl zur aktuellen Lage in Bochum: „Die Flüssigphase beim Edelstahl in Bochum wird bis auf Weiteres fortgeführt und trägt zur Auslastung der Warmbreitbandstraße bei. Sollte sich daran in Zukunft etwas ändern, werden andere Möglichkeiten der Belegung geprüft.“
Das Thyssen-Krupp Kaltwalzwerk wird voraussichtlich auch das neue Jahr mit Kurzarbeit beginnen, wobei dem Unternehmen die neue gesetzliche Regelung hilft, die Kurzarbeit über die bisherige Grenze von sechs Monaten hinaus zulässt. Ein ganz anderes Problem zeichne sich derzeit bei der Entwicklung des Nachwuchses ab. Es wird beobachtet, dass das Interesse an gewerblichen Ausbildungsplätzen in der Schwerindustrie deutlich nachgelassen hat.