Bochum. . Da sich die Rotlichszene gewandelt hat und Freier immer unvorsichtiger werden, nehmen Geschlechtskrankheiten bei Prostituierten zu. Die Untersuchungspflicht von Prostituierten wurde 2000 abgeschafft. Allerdings gibt es in Bochum Überlegungen, wie die Prostituierten besser geschützt und behandelt werden können.
Beinahe in Vergessenheit geratene Geschlechtskrankheiten sind offenbar auf dem Vormarsch. Dazu trägt insbesondere die sich wandelnde Rotlichtszene bei. Auch das Verhalten von Freiern lässt die Verbreitung etwa von Gonorrhoe (Tripper) zunehmen. Aus einer kurz vor der Veröffentlichung stehenden Studie des renommierten Robert-Koch-Institutes zu sexuell übertragbaren Krankheiten sollen eindeutige Zusammenhänge hervorgehen. In Bochum gibt es bereits konkrete Überlegungen, mit welchen Maßnahmen Prostituierte und darüber hinaus auch die Männer besser geschützt werden sollen.
Janet Wach vom Bochumer Gesundheitsamt warnt: „Die Untersuchungspflicht von Prostituierten ist 2000 abgeschafft worden. Das wissen aber viele Kunden nicht. Leider gibt es immer wieder Männer, die ungeschützte Kontakte wollen und dafür mehr bezahlen.“ Wie bereits berichtet, gibt es derzeit eine starke Zuwanderung von meist jungen Frauen aus Bulgarien oder Rumänien, die vor allem im Bereich des Rotlichtviertels als Prostituierte arbeiten. Nach neuesten Schätzungen der Polizei, soll es sich dabei um mehr als 200 Frauen handeln, die allein rund um die Gußstahlstraße ihre Dienste anbieten.
Frauen ohne Untersuchungspflicht behandeln
Derzeit wird geprüft, ob eine Kooperation zwischen dem Gesundheitsamt, der Prostituierten-Selbsthilfe-Organisation Madonna und dem Josefs-Hospital sinnvoll sein könnte. Ziel sei es, dass die Frauen auch ohne Untersuchungspflicht behandelt und vorab auf bestimmte Krankheiten untersucht werden könnten. Der Runde Tisch Prostitution, der vor einigen Wochen die aktuelle Problematik öffentlich gemacht hatte, möchte mithelfen, eine Lösung herbeizuführen. Angela Siebold ist Vorsitzende des Frauenbeirats und Sprecherin des Runden Tisches Prostitution. „Dort sitzen ganz unterschiedliche Institutionen zusammen.“
Neben der Polizei, Madonna und dem Gesundheitsamt, beteiligen sich auch das Finanzamt, das Ordnungsamt oder auch das Bauordnungsamt an der Runde. Aber auch das Jobcenter ist mit im Bunde, weil es oft – wenn etwa Frauen aussteigen wollen – auch darum, gehe, wie Ausbildung organisiert werden kann.
Kontaktaufnahme zu den Frauen ist schwierig
Selbst Madonna hat oft große Schwierigkeiten, einen Kontakt zu diesen Frauen aufzunehmen. Ein Grund: Sie haben wenig Vertrauen in deutsche Institutionen. In einem Statement heißt es: „Diese Frauen gehen aufgrund ihrer Lebenslage größere Risiken ein, ihre Gesundheit zu ruinieren oder Opfer von Profiteuren zu werden, die ihre Unkenntnis ausnutzen.“