Bochum . Madonna e. V. empfing Beratungsstellen für Prostituierte aus ganz Deutschland und Nachbarländern. Das „Forum Sexarbeit“ diskutierte aktuelle Probleme und Herausforderungen in der Sexarbeit. Deutsches Prostitutionsgesetz steht auf dem Prüfstand.

Noch immer haftet der Prostitution ein Image an, dass mit der Wirklichkeit des Milieus nur wenig zu tun hat. Das war ein Ergebnis auf der Jahresfachtagung des Bündnisses der Beratungsstellen für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter (bufas).

Von Dienstag bis Donnerstag referierten und diskutierten die insgesamt rund 100 Gäste im Jahrhundert Haus. Gastgeber war die Bochumer Beratungsstelle „Madonna“.

Prostitutionsgesetz aus 2002 legalisiert Gewerbe

Auch die Wirkung des deutschen Prostitutionsgesetzes stand dabei zur Diskussion. Das Gesetz aus 2002 legalisiert das Gewerbe, so dass es nicht mehr als sittenwidrig gilt. „Auf Bundesratsebene gibt es Bestrebungen, die besagen, das Prostitutionsgesetz habe nichts gebracht“, erläuterte Claudia Fischer-Czech von dem Projekt „DIWA“ in Berlin. Der Vorwurf der Kritiker laute: Das Gesetz habe zu Menschenhandel geführt, erläuterte sie. Diese Aussage entspringe allerdings lediglich einem Gefühl und keiner Kenntnis der Sachlage, so ihr Standpunkt. Ausgangspunkt der Diskussion ist die Erweiterung der EU durch Bulgarien und Rumänien in 2007. Sie habe zu einem Zuwachs der Prostituierten aus diesen Ländern geführt. „Das heißt allerdings nicht, dass es sich dabei um Frauen handelt, die unter Zwang in dem Gewerbe arbeiten, sondern um Frauen, die hier kaum eine andere Arbeit finden würden“, argumentierte Fischer-Czech.

Klare Trennung von Prostitution und Menschenhandel

Wichtig war den Referenten, darunter auch die Geschäftsführerin von Madonna, Mechthild Eickel, die klare Trennung von Prostitution und Menschenhandel. Das eine habe mit dem anderen nur im Ausnahmefall etwas zu tun. „Seit 1998 arbeite ich bei Madonna und habe erst zweimal Fälle von Gewalt erlebt“, schildert sie. Um die Situation von legalen Prostituierten zu verbessern und illegales Anschaffen zu verhindern, sei es kontraproduktiv, das Gewerbe schärfer zu kontrollieren, äußerte auch Jan Visser aus Amsterdam. Seit 2000 ist die Prostitution dort legal, doch auch dort gab es Tendenzen, das Gewerbe wieder stärker zu reglementieren. „Wenn sich etwa alle Prostituierten registrieren lassen müssen, wird ein Zuhälter sie auch dazu zwingen, dies zu tun“, sagte er. Konsens war: Nur die breite Akzeptanz und Entkriminalisierung der Sexarbeit z. B. durch gewerkschaftliche und amtliche Rechte könnten die Situation verbessern.