Bochum. Knochenteile eines mehr als zehn Meter großen Raubsauriers sind auf der Baustelle an der A40 ans Tageslicht gekommen. Gefunden hat sie der Bochumer Hobby-Paläontologe Karl Stekiel.

Diese Geschichte beginnt vor etwa 90 Millionen Jahren. Damals, das muss man sich mal bildlich vorstellen, konnte man den Ozean von unserer Stadt aus ziemlich gut sehen. Denn der Streifen von Mülheim über Essen und Dortmund lag zur Kreidezeit am Ufer eines riesigen Meeres. Wer heute im Stau auf der A 40 vor Ärger auf die Hupe drückt, hätte dort vor Abermillionen Jahren problemlos schwimmen gehen können.

Eine Zeitreise zurück in die Kreidezeit, das wär’s! Davon träumt Karl Stekiel, seit er ein kleiner Junge war. Der 50-jährige Bochumer ist Inhaber einer kleinen Ein-Mann-Werkstatt für amerikanische Oldtimer an der Robertstraße.

Seine Freizeit verbringt er damit, das Erdreich nach fossilen Funden aus prähistorischer Zeit zu durchpflügen. Mit viel Leidenschaft und Akribie macht sich der Hobby-Paläontologe auf die Jagd nach längst verlorenen Schätzen. Damit genießt Karl Stekiel, den jeder „Kalle“ nennt, in der Fachwelt einen ausgezeichneten Ruf.

Faszination der Urzeitviecher

Gefunden hat er im Laufe der Jahre schon so manches: Zähne, Knochen, Ammoniten. „Mein erster Fund war eine versteinerte Muschel, die im Schotter vor unserer Haustür steckte“, erzählt er. „Damals war ich sechs Jahre alt.“ Seither hat ihn die Faszination der Urzeitviecher nicht mehr losgelassen. Wann immer es seine Zeit erlaubt, macht sich Stekiel auf die Pirsch.

Mit Rucksack, Lupe, Kleber und vielen Tüten durchstreift er die größeren Baustellen in der Umgebung, oftmals ehrenamtlich im Auftrag des LWL-Museums für Naturkunde in Münster. Ob auf Zechenhalden oder an Autobahnen: Welche Baustelle sein Interesse gerade besonders weckt, das behält er gern für sich. „Wenn sich das herum spricht, dann stehen gleich jede Menge Jäger auf der Matte“, seufzt er. „Dann hagelt es Holländer mit Campingwagen . . .“

An der Schnettkerbrücke in Dortmund gelang Kalle sein bislang größter Fund, über den die Fachwelt staunt und rätselt. Vor zwei Jahren befreite er an der B1-Baustelle ein paar Knochen aus dem Erdreich, von denen die Forscher in Münster zunächst annahmen, dass sie einem Schwimmsaurier gehört haben müssten. Und das ist in dieser Region nichts Besonderes.

Eine bislang völlig unbekannte Saurierart

Doch bei näherer Prüfung entdeckten die Experten in den Gesteinsbrocken einen Teil einer Kralle: gut erhalten, knapp fünf Zentimeter lang. Und das ist eine mittlere Sensation. „Hierbei muss es sich um ein Landtier, eine bislang völlig unbekannte Saurierart handeln“, meint Stekiel. Die Münsteraner Forscher schätzen, dass der Saurier, der seine letzte Ruhestätte direkt an der heutigen B1 fand, locker zehn bis zwölf Meter groß gewesen sein muss – ein Koloss! „Dem Kameraden möchte ich lieber nicht begegnen.“

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Experten aus der ganzen Welt sind damit beschäftigt, Näheres über den Dortmunder Dino herauszufinden, dessen Überreste Karl Stekiel per Zufall aus den ewigen Jagdgründen befreit hat. „Es gehört immer eine Menge Glück dazu“, meint er bescheiden. Eine Zeitreise in den Jurassic Park, das wär’s wirklich! „Da wär ich sofort dabei“, schmunzelt Stekiel. „Ich würd mir ein sicheres Plätzchen suchen und das ganze Treiben dann genau beobachten.“

Archäologie in NRW

Bronzestatuette eines opfernden Römers aus dem 1. Jahrhundert nach Christus, Bonn
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Nicht ganz so alt wie die Statue ist dieser Motorblock eines deutschen Jagdfliegers des Zweiten Weltkriegs.
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Luxus in Höxter: In einem 8,5 m tiefen und 1,8 m breiten Abortschacht entdeckten die Archäologen mehrere Zentner zerbrochener Glas- und Keramikgefäße...
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... aber auch Luxusgegenstände und Goldschmuck aus Renaissance und Barock.
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Auch er wurde nur durch Zufall in einer Baugrube gefunden: ein römischer Zwerg.
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Das ist keine Bärenmaske, sondern ein Teil einer männlichen Statuette aus gebranntem Ton, die in einer Abfallgrube deponiert war. Kopf und das Fragment eines Armes gehören zu einer ursprünglich etwa 30 Zentimeter hohen Figur - aus der Zeit zwischen 5090 und 5050 vor Christus.
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Nicht ganz so sicher waren sich die Archäologen bei diesem Fund: Am Niederrhein wurde dieser Reiterhelm ausgebuddelt...
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...Schlussexperimente ergaben jedoch, dass dieser Helm aus dem 1. Jahrhundert nach Christus nicht nur zur Schau, sondern auch für Kampfeinsätze geeignet war. Die geflochtene Verzierung schützte sogar zusätzlich.
...Schlussexperimente ergaben jedoch, dass dieser Helm aus dem 1. Jahrhundert nach Christus nicht nur zur Schau, sondern auch für Kampfeinsätze geeignet war. Die geflochtene Verzierung schützte sogar zusätzlich.
Luxuriös: An einem Steinsarg in einem Grab einer etwa 25jährigen Frau wurde dieser kostbare Kopfschmuck gefunden. Daneben lagen wertvolle Glasgefäße, ein Kerzenleuchter aus Glas, ein Handspiegel, ein Marmortischchen und weiterer kostbarer Schmuck.
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Ganz schön alt: Das Fossil eines Schwimmsauriers, gefunden bei nieheim-Sommersell, ist eine Sensation. Vergleichbar vollständige Funde von Meeresbewohnern aus der Zeit vor 190 Millionen Jahren (Jura) hat es in dieser Region bisher nicht gegeben.
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Allein die Rettungsgrabung dauerte sechs Wochen. Dieser Saurier konnte bis zu 13 Meter lang werden. Dieser erreichte jedoch nur vier Meter.
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Einen weiten Weg hat diese Gürtelschnalle hinter sich: Hergestellt wurde sie in einer Werkstatt des französischen Goldschmiedezentrums Limoges, wohl im frühen 13. Jahrhundert, gefunden wurde sie in Wesel.
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Gruselig sollte sie sein und so Schaden abhalten: Diese Maske, gefunden in einer Baugrube am Kölner Chlodwigplatz, hing über einem Grab, um böse Geister abzuschrecken.
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